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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 54.1938-1939

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Christoffel, Ulrich: Barock und Gegenwart: zu den Figuren von Eugen Mayer-Fassold
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https://doi.org/10.11588/diglit.16487#0287

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Eugen Mayer-Fassold. Baidur, Gott des Lichtes

Barock und Gegenwart

Zu den Figuren von Eugen Mayer-Fassoid. Von Ulrich Christoffel

Plastik ist Gestaltung und Schmuck. Gedanke und
Melodie zugleich. Es giht eine Art von bildnerischer
Figur, die aus sich selber eine neue Form aufbaut
oder den organischen Zusammenhang der Formen
durch einen zündenden Funken neu zu beleben weiß,
und wieder eine andere Art, die mehr aus der Bewe-
gungsfreude des Auges mit den Formen spielt und
dem Auge des Betrachters wohltuende Bilder vermit-
teln will. Es sind dies Figuren, durch die bewegte
Linien und Umrisse plastisch in eine imaginäre
Fläche oder in den Raum hineingezeichnet oder ge-
malt werden, wie es in den Brunnen und Denkmälern
der Gärten und Plätze und im Mauerschmuck der
Bauwerke der Fall ist. Diese Freiheit eines plasti-
schen Phantasierens ist vom Barock aus der helleni-
stischen Antike erneuert worden und durch die ge-
heime Nachwirkung des Barock bis heute besonders
in München lebendig geblieben. Der Barock, ein
Schmuck- und Raumstil schlechthin, stellte die Bild-
hauer vor die kühnsten und dankbarsten Aufgaben
einer Erfüllung der Leere durch plastische Bildung
und Kurvatur, wo es viel weniger auf die Gestaltung

der einzelnen Figur, auf die Erfindung oder Vervoll-
kommnung neuer Charaktere, als auf ein sicheres
und leichtes Variieren schon vorhandener Formtypen
ankam. Bildhauer, die, wie Polyklet, das Können von
Generationen in einer einzigen vollendeten Gestalt,
einem Kanon zusammenschließen und Formen von
der natürlichen Gesetzmäßigkeit eines Kristalls her-
vorbringen, sind selten, Begabungen, die einen fest-
gelegten Kanon auf die Mannigfaltigkeit der prakti-
schen Aufgaben anwenden und nach dem Geschmack
und Bedürfnis der wechselnden Zeiten abwandeln,
häufiger, wenn es auch nur wenigen gelingt, die For-
men in Schmuck und gefällige Bilder umzusetzen
und durch eine einwandfreie handwerkliche Diszi-
plin für die Dauer wirksam zu machen. Die Gegen-
wart und das neue Reich mit ihren sich steigernden
Anforderungen an die Dar- und Schaustellung des
Lebens durch die Künste und an ein improvisierendes
Mitarbeiten der Bildhauer auch an Festzügen und
Festdekorationen wie an Denkmälern von dauernder
Wirkung, sind besonders angewiesen auf die Talente,
die durch bewegliches Geschick und phantasievolle

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