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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 54.1938-1939

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Hellwag, Fritz: Joseph Anton Koch, geboren 1786, gestorben 1839: zur Ausstellung seiner Gemälde und Zeichnungen in der Nationalgalerie
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https://doi.org/10.11588/diglit.16487#0217

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Joseph Anton Koch, geboren 1768, gestorben 1839

Zur Ausstellung seiner Gemälde und Zeichnungen in der Nationalgalerie. Von Fritz Hellwag

Als Goethe im Jahre 1811 in den saueren Apfel
beißen und die Biographie des eben verstorbenen, zu
einer stark angezweifelten Berühmtheit gelangten
Landschaftsmalers Philipp Hackert schreiben mußte,
weil dieser in Italien sein künstlerischer Mentor und
Lehrer gewesen, und besonders weil er von der Groß-
fürstin Maria Paulowna von Rußland, geborenen
Erbprinzessin von Weimar, protegiert worden war,
beschränkte er selbst sich vorsichtig auf die reine Le-
bensdarstellung: sein Freund Heinrich Meyer mußte
in einem längeren Anhang Hackerts „Kunstcharakter "
schildern und seine Werke „würdigen", was er mit
anerkennenswertem, kritischem Mut getan hat. Ein
Rückschritt der Landschaftsmalerei seit Claude Lor-
rain sei nicht zu leugnen, doch sei es Hackert ge-
lungen, im Fach der „Prospektmalerei'', wie sie von
„bildnisliebenden Engländern" verlangt wurde, „den
realistischen Forderungen mit geringstem Nachteil für

die wahre Kunst Genüge zu leisten." Mit eben noch
höflicher Umschreibung wurde festgestellt, daß die
„Prospektmalerei'1 überhaupt und insbesondere
Hackert selbst auf das höchste Lob der ,,Erfindung"
keinen Anspruch erheben dürfe und auch des Künst-
lers Verdienst in bezug auf „Anordnung" nur ein
bedingtes gewesen sei; Vollkommenheit in der „rich-
tigen" Zeichnung, maßstäbliches Übertreiben der
Details, zu buntes, hartes Kolorit, fehlendes Aus-
gleichen des Vorder- und Hintergrundes, — das sind
einige Stichworte aus Heinrich Me^-ers Kritik, die
endlich verblümt durchhören ließ, daß die Grenze
eines „platten, geschmacklosen Realismus" schon fast
erreicht sei und „Prospekte" nur eine Stufe unter
der „freien, dichterischen Landschaftsmalerei" ein-
nähmen. Goethe selbst scheint schon früher eine ähn-
liche Kritik dem Künstler nicht vorenthalten zu ha-
ben, denn Hackert hatte sich brieflich mit dem Ge-

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