S. Roman Rojas. Schnitterin (Zement)
Ein chilenischer Bildhauer: Samuel Roman Rojas. Von G. Richert
Die Ausstellung chilenischer Künstler im Sommer
1958 in der Reichshauptstadt hat einen überraschen-
den Reichtum einer sehr geschmackvollen und feinen
Kunst in Chile aufgedeckt, allerdings einer Kunst,
die ganz in europäischen Stilbahnen wandeil. Bei
einem einzigen Künstler, dem Bildhauer Samuel
Romän Rojas, fühlte man das Bemühen, der Land-
schaft und den Menschen, die Chile eigentümlich
und ihm allein zugehörig sind, einen charakteristi-
schen und persönlichen Ausdruck zu verleihen.
S. Romän Rojas, der zur Zeit als Austauschkünstler
von Chile in Deutschland weilt, zählt jetzt 51 Jahre.
Er blickt bereits auf ein stattliches Werk zurück,
denn er gehört zu den Künstlern, denen es Sinn des
Lebens ist, sich unermüdlich in ihrer Kunst zu be-
tätigen. Er arbeitet in dem verschiedensten Material,
in Marmor, Stein und Bronze, in Ton oder getriebe-
nem Eisen, und immer weiß er den Charakter des-
selben in die künstlerische Wirkung einzubeziehen.
Das liebste Material ist ihm der Ton. der sich den
formenden Händen weich und biegsam darbietet und
der, da er rasch erstarrt, ein augenblicklicher Ein-
gebung folgendes schnelles Arbeiten verlangt, das
der lebhaften, schöpferischen Phantasie des Künst-
lers entspricht. Auch Romän Rojas hat sich an euro-
päischer Kunst geschult; die Ausstellung offenbarte
dies besonders an einer Reihe bemerkenswerter Por-
trätbüsten. Bei ihnen strebt der Künstler nach einer
großgesehenen, klassisch vereinfachenden Erschei-
nung, die nur die Hauptformen heraushebt, über alles
kleine realistische Detail hinweggeht und sich auch
gar nicht um die Wiedergabe des Stofflichen bemüht.
Im Psychischen wird ebenso jede zufällige Bewegt-
heit, jede dem Augenblick gehörende Erregung ge-
mieden, Romän Rojas sucht hinter der wechselnden
Maske des Alltages allein die großen Züge des wahr-
haftigen Antlitzes, ohne dieses jedoch im letzten Aus-
druck preiszugeben. Trotz der klassischen Einstel-
lung, in Form und Inhalt nur das Wesentliche.
Immergültige darzustellen, die das Kunstwerk stets
in eine ferne Sphäre entrückt, spürt man eine innige
Verbundenheit mit dem Leben, die durch den starken
Anteil des Gefühls bedingt wird. In ihm und in der
im ganzen mehr leisen und zarten als monumenta-
len Art der Bildung trifft sich Romän Rojas mit der
gesamten Kunst seines Landes.
Kunst f. Alle, Jahrg. 54, Heft 5, Februar 1939
21
153
Ein chilenischer Bildhauer: Samuel Roman Rojas. Von G. Richert
Die Ausstellung chilenischer Künstler im Sommer
1958 in der Reichshauptstadt hat einen überraschen-
den Reichtum einer sehr geschmackvollen und feinen
Kunst in Chile aufgedeckt, allerdings einer Kunst,
die ganz in europäischen Stilbahnen wandeil. Bei
einem einzigen Künstler, dem Bildhauer Samuel
Romän Rojas, fühlte man das Bemühen, der Land-
schaft und den Menschen, die Chile eigentümlich
und ihm allein zugehörig sind, einen charakteristi-
schen und persönlichen Ausdruck zu verleihen.
S. Romän Rojas, der zur Zeit als Austauschkünstler
von Chile in Deutschland weilt, zählt jetzt 51 Jahre.
Er blickt bereits auf ein stattliches Werk zurück,
denn er gehört zu den Künstlern, denen es Sinn des
Lebens ist, sich unermüdlich in ihrer Kunst zu be-
tätigen. Er arbeitet in dem verschiedensten Material,
in Marmor, Stein und Bronze, in Ton oder getriebe-
nem Eisen, und immer weiß er den Charakter des-
selben in die künstlerische Wirkung einzubeziehen.
Das liebste Material ist ihm der Ton. der sich den
formenden Händen weich und biegsam darbietet und
der, da er rasch erstarrt, ein augenblicklicher Ein-
gebung folgendes schnelles Arbeiten verlangt, das
der lebhaften, schöpferischen Phantasie des Künst-
lers entspricht. Auch Romän Rojas hat sich an euro-
päischer Kunst geschult; die Ausstellung offenbarte
dies besonders an einer Reihe bemerkenswerter Por-
trätbüsten. Bei ihnen strebt der Künstler nach einer
großgesehenen, klassisch vereinfachenden Erschei-
nung, die nur die Hauptformen heraushebt, über alles
kleine realistische Detail hinweggeht und sich auch
gar nicht um die Wiedergabe des Stofflichen bemüht.
Im Psychischen wird ebenso jede zufällige Bewegt-
heit, jede dem Augenblick gehörende Erregung ge-
mieden, Romän Rojas sucht hinter der wechselnden
Maske des Alltages allein die großen Züge des wahr-
haftigen Antlitzes, ohne dieses jedoch im letzten Aus-
druck preiszugeben. Trotz der klassischen Einstel-
lung, in Form und Inhalt nur das Wesentliche.
Immergültige darzustellen, die das Kunstwerk stets
in eine ferne Sphäre entrückt, spürt man eine innige
Verbundenheit mit dem Leben, die durch den starken
Anteil des Gefühls bedingt wird. In ihm und in der
im ganzen mehr leisen und zarten als monumenta-
len Art der Bildung trifft sich Romän Rojas mit der
gesamten Kunst seines Landes.
Kunst f. Alle, Jahrg. 54, Heft 5, Februar 1939
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