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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 54.1938-1939

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Kroll, Bruno: Tektonische Plastik: neue Arbeiten von Ludwig Kasper
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.16487#0108

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Ludwig Kasper. Hockende

Telefonische Plastik. Neue Arbeiten von Ludwig Kasper

Den Gestalter dieser herrlichen Bildwerke, die wir
zur Bebilderung unseres Artikels bringen, den 1895
in Gurten, Oberdonau, geborenen, seit beinahe zehn
Jahren in Berlin lebenden Bildhauer Ludwig Kasper
hat C. G. Heise vor zwei Jahren erstmalig den Lesern
unserer Zeitschrift vorgestellt. Die Art, wie dieser
feinsinnige Kunstausdeuter den durch den geistigen
Wandel der Zeit bedingten Gegensatz der bildneri-
schen Form eines Kasper zu dem bedeutendsten Be-
präsentanten der verklingenden Bildhauergeneration.
Georg Kolbe, herausstellte — ohne selbstverständlich
der Einzigartigkeit der geschichtlichen und künst-
lerischen Bedeutung dieser Kolbeschen Form gering-
sten Abbruch zu tun — klang damals vielleicht für
manche noch etwas verwegen. Zumal für solche, die
an einen geistigen Wandel immer noch nicht zu
glauben vermochten. Gewiß, jeder erkannte den
Gegensatz, den Heise so formulierte:

,,Die Figuren Kolbes leben von innen nach außen,
ihre Form ist das schmiegsame Gefäß zarter Besee-
lung. Gelingen sie nicht ganz, so meldet sich die Ge-
fahr eines malerischen Lvrismus oder einer nur von
außen her erzwungenen Formgebung, geraten sie
aber zur Vollendung, so durchwaltet den rhythmi-
schen Wuchs der Glieder ein im Beschauer mitschwin-
gendes Stinrmungselement aus der Sphäre des per-
sönlichen Erlebens, so tief, so überzeugend, daß es
für alle verbindlich wird, die reinen Herzens sind.
Kaspers Figuren (dagegen) leben von außen nach
innen; ihre Formklarheit ist vom tlauch der Seele
nur leicht umstrahlt. Erreichen sie nicht das Höchst-
maß ihrer künstlerischen Möglichkeiten, so bleibt
ein unerlöster Best, eine Starrheit unbelebter Glie-
der; gelingen sie indessen vollkommen, so spricht aus
ihnen zu stiller Schaubarkeit gebändigt, beglückend
die Fülle des Daseins ..."

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