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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 54.1938-1939

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Hans Reinhold Lichtenberger
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https://doi.org/10.11588/diglit.16487#0139

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H. R. Lichtenberger. Stausee'

Hans Reinhold Lichtenberger

Lichtenberger ist ein gebürtiger Berliner. Er kam
in seinem zweiundzwanzigsten Jahre nach München
und ist dann für immer hier geblieben. Nicht nur
ein Münchner Maler ist er geworden, sondern auch
ein vortrefflicher Maler Münchens, des föhnigen
Nachthimmels über den Schwabinger Dächern, des
Englischen Gartens, der Ludwigstraße und des Okto-
berfestes.

Der Gegenstand ist nicht Gegenstand geblieben, son-
dern erfüllte Form, das Spiel von Licht. Schatten und
Farbe beseelte Erscheinung geworden; persönliche
Erlebnisse der Anschauung, innere Bilder sind in die
Sprache des Malerischen gesetzt. Eben darum fühlt
man die Notwendigkeit, sogleich zu erläutern, wie es
gemeint ist, wenn man Lichtenberger einen Maler
Münchens nennt. Denn das würde ohnedem zu wenig
besagen.

Aber doch sagt es etwas Wesentliches von dem Men-

schen aus, daß es nicht italienische Städte, nicht die
Fassaden Londons, nicht das Lichterspiel in den
Nebeln und Bauchschwaden über der Themse sind,
die der Künstler doch auch gesehen hat, sondern daß
ihm das zündende Feuer, die zeugende Unruhe aus
dem Zusammentreffen mit der Münchner ,,Natur"
kommt. Der Berliner hat in München sein Element
gefunden — wie oft sieht der Fremde, eben weil er
auch Distanz hat, das Bedeutende seiner neuen Hei-
mat besser als die Einheimischen.

Das bildnerische Talent hatte sich schon im zehn-
jährigen Knaben gezeigt. Er zeichnete, wie so viele
Kinder mit bildnerischen Trieben, die Bilder aus illu-
strierten Zeitschriften ab, ging bald auch dazu über,
vor der Natur zu zeichnen, in den Ferien an der Ost-
see, bei Ausflügen in der Mark und im „Zoo". Erste
Anleitungen gab dem Pennäler ein Maler aus dem
Bekanntenkreise der Familie. Die späteren Themen

Kunst f. Alle, Jahrg. 54, Hefi 5, Februsr 1939 17

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