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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 54.1938-1939

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Christoffel, Ulrich: Die Sammlung Sturzenegger in St. Gallen
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https://doi.org/10.11588/diglit.16487#0168

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Eine Reihe von kleinen, stüT
lebenhaften Landschaften
und Bildnissen der Schweizer
Biedermann und Diogg, der
Österreicher Alt, Waldmül-
ler und Gauermann, der
Norddeutschen Blechen und
Caspar David Friedrich und
der Hamburger Wasmann
und Gurlitt geben einen
Uberblick über die frühe
Malerei des 19. Jahrhun-
derts, die heute bei Künst-
lern und Sammlern in be-
sonderer Gunst steht. Aus
bi e d erm ei erli ch er B e wu n d e -
rung für alles Unberührte
und Schlichte gelangten die
Maler zur selben Zeit in
der Schweiz, in Bayern, in
Salzburg und im deutschen
Mittelgebirge zur Entdek-
kung der Berge, und sie
fanden erstmals das Leben
der Bauern, die Hütten
und Mühlen der Waldtäler
und Bäume und Felsen
einsamer Bergwinkel dar-
stellenswert und malerisch
anziehend. Die leuchtende
Landschaft von Murg am
Wallensee von Biedermann,
das Tal von Ischl von Wald-
müller, der Blick auf den
Staffelsee von KobeH und die
kräftig klare, tonig durch-
sichtigerömische Landschaft
von G. A. Koch lassen alle
Eigenschaften der Natur-
treue undNaturempfindung
eines überlegten Komponie-

Anselm Feuerbach. Nanna ren,s ™dn eine,r aus dem Ba"

rock nachwirkenden räum-
lichen Weite und Lösung
anklingen, durch die sich

dieses Böcklinbildnis ein weiteres merkwürdiges Zeug- diese Schule gerade mit der geistigen Haltung der
nis für die persönlichen Beziehungen dieser drei alpenländischen Bevölkerung enge verknüpft zeigt,
seltsamen und ungleichen Freunde wie für die selb- Das Bild eines unbekannten Meisters aus der Mitte
ständige Bildnisauffassung Böcklins dar. Auf eine des 19. Jahrhunderts, das eine Landschaft aus dem
höhere Tonart ist das Nannabildnis von Anselm sächsisch-böhmischen Grenzgebirge mit spielenden
Feuerbach gestimmt, das auch in der Münchner Feuer- Kindern darstellt, bedeutet in seiner Anlehnung an
bachausstellung zu sehen war und das in der lässig C. D. Friedrich und Ludwig Richter eine Entdeckung
freien Malerei der in helles Weiß gekleideten und vor aus dem Gebiete der deutschromantischen Land-
einen dunkel rotbraunen Grund gesetzten Figur das oft Schaftsmalerei. Rottmanns „Mykenae" und Leopold
verkannte malerische Sinnesvermögen des Idealisten Roberts „Auf der Wacht'' erwecken durch verschie-
Feuerbach in seiner ursprünglichen Kraft erkennen dene Mittel jenes philhellenische Pathos, das in Mün-
läßt. Endlich kann in diesem Zusammenhang auf eben und Paris Künstler, Gelehrte und Dichter in
ein abenteuerliches Bild „Los tres amigos" des Schwei- Bewegung gesetzt hat.

zerischen Altersgenossen und Antipoden Böcklins, Die frühromantischen Naturmaler bereiteten den ge-
Frank Buchser, und auf ein farbig aufgeschlossenes, sunden Nährboden, auf dem später auch die Kunst
kräftig schönes Bild „Am Brunnen" von Giovanni der Hans Thoma, Lugo, Scholderer, Leibi, Uhde und
Segantini hingewiesen werden, das die vorwiegend Schider erwachsen ist. Alle diese Künstler sind in der
gedämpfte Hallung der Sammlung mit einem würzigen Sammlung Sturzenegger mit meist wenig bekannten
italienischen und bündnerischen Element durchsetzt. Arbeiten vertreten, wie auch Hans von Marees und

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