Carl Schlich. Stilleben mit Blumentöpfen
von Alfred Kubin mit epischer Größe vernehmlich
wird. Bestimmte ..Richtungen" festzustellen, ist hier
kaum zulässig. Dieses „theatrum artis pictoriae'', in
dessen Bann wir in dem Räume zwischen Donau und
Alpen stehen, wird von einem Geiste beherrscht, der
auch gewissermaßen außerhalb des klassischen Stücks
zur künstlerischen Leistung erzieht: Oskar Laskes
vielsagende Erzählungen oder Franz Zülows Schilde-
rungen sind ebenderselben Sphäre verpflichtet.
Daß um 1900 kein Bildhauer als überragende
Persönlichkeit auftritt, erscheint aus der geschicht-
lichen Situation beinahe erklärlich. Erst später wird
auch dieses Gebiet fruchtbar, und zwar aus Voraus-
setzungen, die unmittelbar im Handwerklichen lie-
gen: so entstehen die Arbeiten Franz Barwigs, die
ihre Abkunft aus der Volkskunst nicht verleugnen,
doch auch die Werke Anton Hanaks, in denen jeder
plastische Vorwurf als geistiges Problem behandelt
ist. Verschieden von solch idealistischer Bildnerei, die
beispielsweise das Porträt nicht berührt, ist das Schaf-
fen der bedeutendsten der jetzt lebenden Bildhauer:
in Wien Josef Humplik, der Bildnisse von beseelter
Feinheit modelliert hat, außerhalb Wiens der Steirer
Hans Mauracher oder der Tiroler Franz Santifaller,
in denen beiden die urtümlichen Kräfte der Gebirgs-
länder neuerdings fruchtbar werden.
Damit sind wir längst bei der Gegenwart selbst ange-
langt. Ist es möglich, eine richtige und umfassende
\ orstellung von der Tätigkeit der jüngeren und
jüngsten Malergeneration zu geben? Sie leitet sich
zum Teil von den schon genannten, in unseren Tagen
weiter wirkenden Künstlern ab, zum Teil spiegelt
sich in ihr ein Neues, dem nur eine eingehendere Be-
trachtung gerecht zu werden vermag. Es sind starke
Gegensätze, wenn in dem gleichen Kunstbezirk ein
Josef Dobrowskv seine Farbvisionen hervorbringt,
in dem die ungefüge Gewalt eines Herbert Böckl die
Farben wie Urstoffe meistert oder ein Robin C. An-
dersen klare Farbkörper in geläutertem Licht er-
strahlen läßt. Diese Spannungen überzeugen uns von
der Vitalität, die im Südostbereiche der deutschen
Kunst als wertvolles Gut vorhanden ist.
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von Alfred Kubin mit epischer Größe vernehmlich
wird. Bestimmte ..Richtungen" festzustellen, ist hier
kaum zulässig. Dieses „theatrum artis pictoriae'', in
dessen Bann wir in dem Räume zwischen Donau und
Alpen stehen, wird von einem Geiste beherrscht, der
auch gewissermaßen außerhalb des klassischen Stücks
zur künstlerischen Leistung erzieht: Oskar Laskes
vielsagende Erzählungen oder Franz Zülows Schilde-
rungen sind ebenderselben Sphäre verpflichtet.
Daß um 1900 kein Bildhauer als überragende
Persönlichkeit auftritt, erscheint aus der geschicht-
lichen Situation beinahe erklärlich. Erst später wird
auch dieses Gebiet fruchtbar, und zwar aus Voraus-
setzungen, die unmittelbar im Handwerklichen lie-
gen: so entstehen die Arbeiten Franz Barwigs, die
ihre Abkunft aus der Volkskunst nicht verleugnen,
doch auch die Werke Anton Hanaks, in denen jeder
plastische Vorwurf als geistiges Problem behandelt
ist. Verschieden von solch idealistischer Bildnerei, die
beispielsweise das Porträt nicht berührt, ist das Schaf-
fen der bedeutendsten der jetzt lebenden Bildhauer:
in Wien Josef Humplik, der Bildnisse von beseelter
Feinheit modelliert hat, außerhalb Wiens der Steirer
Hans Mauracher oder der Tiroler Franz Santifaller,
in denen beiden die urtümlichen Kräfte der Gebirgs-
länder neuerdings fruchtbar werden.
Damit sind wir längst bei der Gegenwart selbst ange-
langt. Ist es möglich, eine richtige und umfassende
\ orstellung von der Tätigkeit der jüngeren und
jüngsten Malergeneration zu geben? Sie leitet sich
zum Teil von den schon genannten, in unseren Tagen
weiter wirkenden Künstlern ab, zum Teil spiegelt
sich in ihr ein Neues, dem nur eine eingehendere Be-
trachtung gerecht zu werden vermag. Es sind starke
Gegensätze, wenn in dem gleichen Kunstbezirk ein
Josef Dobrowskv seine Farbvisionen hervorbringt,
in dem die ungefüge Gewalt eines Herbert Böckl die
Farben wie Urstoffe meistert oder ein Robin C. An-
dersen klare Farbkörper in geläutertem Licht er-
strahlen läßt. Diese Spannungen überzeugen uns von
der Vitalität, die im Südostbereiche der deutschen
Kunst als wertvolles Gut vorhanden ist.
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