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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 6.1895

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Luthmer, Ferdinand: Theilung der Räume durch Möbelgruppen
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https://doi.org/10.11588/diglit.6759#0013

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Nachdruck nur mit spezieller Erlaubniß und genauer Vuellen-Angabe gestattet.

LE" Die Zeitschrift ist verbreitet in allen Aulturstaaten. -^8
Illustrationen und textliche Beiträge nur an die Schriftleitung in Darmstadt erbeten.

Anfangs jeden Monats erscheint ein Heft.

Nur Sonder-Hefte sind einzeln k, Mk. 2.— erhältlich.

Buchh.-Vertreter: Eduard Schmidt» Leipzig.
Insertions-Bedingungen am Schluß der Zeitschrift.

VI. Jasirn. 1895.

U Leipzig ^ Darmstadt ^ Wien. M-

Januar-Nest.

von Prof. Luthmer.

^M8>as wir von der Dekorations-
weise lesen, welche die
Japaner in ihren Innenräumen
anwenden, hat mich immer unge-
mein angesprochen. Wenn es auch
zum großen Theil durch das Klima
bedingt ist und anderwärts nicht
ohne Weiteres nachgemacht werden
kann, so gibt es doch uns Europäern
beherzigenswerthe Fingerzeige. —
In dem leichten Holzhause des
Japaners gibt es keine festen
Zwischenwände. Nach Bedarf ver-
ändert derselbe die Größe seiner
Zimmer, indem er leichte, bespannte
Holzrahmen, die sog. 8oboji, welche
sich in Falzen einsetzen lassen, ver-
schiebt, wegnimmt, wie es die Be-
nutzung des Raumes gerade fordert.
So lassen sich mühelos zwei Zimmer
* Hsus-pur-Art-lii. von A. «ühn. in ein größeres zusammenziehen,

ein geschlossener Raum bei schönem
Wetter in eine offene Nische gegen eine Veranda hin verwandeln,
kurz, hundert Variationen vornehmen, ohne daß man Zimmer-
mann, Maurer, Tüncher und Tapezierer ins Haus zu nehmen
braucht. Ebenso leicht und mühelos wie seine Räume selbst,

cheiluna dev

MuniH durch
^^ödelgruppeii.

verändert er auch deren Schmuckausstattung; ja die letztere ist
eigentlich im Sinne des Wortes eine Gelegenheitsdekoration. Was
er an Bronzen, Lack- und Emailstücken, an alten, kostbaren j)oterien
und gestickten Stoffen besitzt, verwahrt er in einem solide gebauten
Schatzhaus, einem eigentlichen „Ouräs-msvlols^. Gilt es an
einem der zahlreichen Festtage — und auch die Japaner „feiern
die Feste wie sie fallen" — sein Haus zu schmücken, so entnimmt
er diesem Vorrathshause was gerade für den entsprechenden Fall
paßt, ergänzt es durch frischen Blumenschmuck, den er in den
! kunstvoll geflochtenen Körben, in Hängeampeln aus Bambusrohr
sinnvoll arrangirt, und schafft sich so für jede Gelegenheit ein
neues, anmuthiges Bild seiner Wohnräume.

Wie schroff unterscheidet sich unsere Art der Hauseinrichtung
von dieser leichten, beweglichen Art der Gstasiaten! Wir ziehen
in das fertige Haus ein, dem der Bauunternehmer ein für alle
Mal die durch den Gebrauch geforderten Räume mit ihren fest-
stehenden Maßen gegeben hat: den großen Salon, den kleinen
Salon, das Speisezimmer, das Schlafzimmer usw. Und nicht
blos die Abmessungen, auch die Dekorationen sind jür jeden dieser
Räume fast unabänderlich festgestellt. Wir sind an diese Dinge
^ so gewöhnt, daß es uns fremd und unwohnlich anmuthet, wenn
das Speisezimmer nicht mit Holzdecke und Wandtäfelung versehen,
wenn der Salon nicht mit Stuckdekoration in Weiß und Gold
ausgestattet ist. Finden sich gar im Grundriß, in der Lage der
Fenster und Thüren, in der Stellung des Mfens starke Ab-
weichungen vom Gewöhnlichen, so kann es kommen, daß uns
die Ausstellung unserer Möbel arges Kopfzerbrechen verursacht.
Denn auch diese sind ganz schematisch geworden: der Fabrikant
hat sie selbstverständlich schon mit Rücksicht auf ihre Verkäuf-
lichkeit auf die allgemein angenommene Schablone eingerichtet.
So kommt es denn, daß sich unsere Wohnungen alle so verzweifelt
 
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