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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 6.1895

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Schulze, Otto: Die Zimmerdecke und ihre Beziehungen zum Raum [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6759#0243

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Dir Zeitschrift ist verbreitet in allen Nulturstaaken.

Illustrationen und textliche Beiträge nur an die Schriftleitung in Darmstadt erbeten.

Anfangs jeden Monats erscheint ein Heft.

Nur Sonder-Hefte sind einzeln u Mk. 2.— erhältlich.

Buchh.-Vertreter: Eduard Schmidt» Leipzig.
Insertions-Bedingungen am Schluß der ZeitsHrifr.

VI. Iahrg. 1895.

U Leipzig Darmstadt Wien. M-

Dezember-Heft.

die Hinlmerdecke und ihre mm Eanm.

von Gtto Schulze, Uöln a. Rh.

^^,ie Zimmerdecke — Plafond —
ist der obere Abschluß des
Raumes; sei ihr Material Ge-
webe, Holz, Stein, Metall, Glas
oder auch ein Gemisch verschie-
dener Materialien, sie hat nur
eine Aufgabe: die der oberen
Raumschließung — Raumverklei-
dung. Sie ist nach dem Gesetz
der Schwere in ihrem „Gben"
der ausgesprochene Gegensatz zum
Fußboden, dem „Unten" im Raum,
dem Schwerpunkt der Lastung.
Hat die Erdoberfläche den Urtyp
des Fußbodens abgegeben, so hat
der über ihr schwebende Himmel
das Vorbild für die Decke gelie-
fert, der er zu sinnbildlichem
Schmuck die Sterne lieh, während
die Erde dem Fußboden die
Blumen streute — diese haftend
am Fußboden, jene freischwebend
im Raum. Im Rahmen dieser
Zeitschrift will ich über die Ge-
schichte der Entwickelung der Decke
in Kürze hinweggehen, und mich
dafür eingehender mit allgemein-
ästhetischen Fragen der Decke in

Bezug auf die Innen-Dekoration des modernen Wohnraumes
beschäftigen. Es fehlt mir nicht an einem reichen und vielseitigen
geschichtlichen Material an Text und Abbildungen — ich werde
unten darauf zurückgreifen — aber ich halte eine praktische Aesthetik
Fachleuten und Laien gegenüber für angebrachter und vortheil-
hafter als eine geschichtliche Darlegung, die in der Regel von
einer veralteten ästhetischen Auffassung diktirt wird.

Mas in dekorativer Hinsicht für den Fußboden: Teppich,
parquett, Fliese, Marmor-Inkrustation und Mosaik gilt, und
auch auf die Wand zu übertragen ist bezüglich der Tapete in
Gewebe, Leder oder Papier, Holz- und Marmortäfelung, Gobelin
und Malerei, Stuck u. dgl., das Ver- und Bekleidungsprinzip der
Fläche nach stilistischen Grundsätzen und Regeln, das erstreckt sich
auch aus den oberen, horizontalen oder gewölbten Raumabschluß,
die Decke — den Plafond. Die Materialien für die Bildung
der Decke sind dieselben wie für Fußboden und Wand, auch ihre
Anbringung bleibt ziemlich eine gleiche, was sich ändert, ist Farbe,
Zeichnung, Plastik und das Motiv der ornamentalen oder figür-
lichen Schmückung für das rein optische Sehen — weil Untersicht
— ferner verschiebt sich das Gesetz der Schwerkraft zu Gunsten
des Getragenen, des Freischwebenden im Raum. Im Plafond
endigt die logische, statische und ästhetische Verjüngung des
Schweren zum Leichten von unten nach oben, das Getragenwerden
des Leichten vom Schweren, das Ausklingen der Zwecknutzung
einer Kraft und Thätigkeit. Ueberall wo eine schmückende Ver-
oder Bekleidung stattgefunden hat, ist meistens das aufgewendete
Material verhältnißmäßig quantitativ geringer, qualitativ höher
als der bedeckte Kern oder Körper gewesen, der den Raum an
 
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