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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 6.1895

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Crainer, E.: Feuer, Glaskunst oder Email
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https://doi.org/10.11588/diglit.6759#0222

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Seite f68.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Gktober-^eft.

M unseren -Allultratwnen.

^nser „Reichstagsgebäude.Sonderheft" hat so viel beifällige Aufnahme
und Anerkennung gefunden, daß wir vielseitigen Wünschen gern ent>
sprechen und ab und zu geeignete weitere Ansichten der Innenräume, einzelner
Möbel und dekorativer Einzelheiten in guten Abbildungen einstreuen. Das
vorliegende Heft eröffnet die Reihe seiner Abbildungen mit einer reizenden
Herme „Sommer" aus dem Sitzungssaals dieses bedeutendsten Monumental-
baues des 19. Jahrhunderts. Die erste Aunst-Beilage zeigt uns jenen Theil
des großen Sitzungssaales des hohen Hauses, den Präsidenten-Sitz und die
Redner. Tribüne, von wo aus die Redeschlachten geleitet und geschlagen
werden. Schöne Flächen-Aomxositionen bieten die beiden Abbildungen Nr. 2;x
und 2;2, Intarsia. Füllungen nach Entwürfen von Professor H. Götz. Ls
sind jene zierlichen Vrnament-, Blatt- und Blüthenbildungen, die seit langer
Zeit als eine besondere Eigenheit der Karlsruher Schule gepriesen werden.
Line weitere treffliche Intarsia-Arbeit haben wir in Abbildung Nr. 22z,
Entwurf zu einem Plafond mit gemalten Intarsien, die uns so recht eine
der Plafond-Dekoration besonders 'zusagende Lösung vorführt. Ein im
badischen Lande und auch darüber
hinaus sehr geschätzter Architekt
ist der Professor L. Levy an der
Technischen Hochschule zu Karls-
ruhe, der uns in den Abbildungen
Nr. 2^2, Hausthür mit Vberlicht-
gitter, und Nr. 2 t 9, Fenstergitter
in Schmiedeeisen, zwei reizvolle
kunstgewerbliche Entwürfe — aus-
geführte Arbeiten — bietet; das
interessant gelöste „Rundgitter" der
Fensteröffnung ist besonders an-
ziehend. Reich befruchtend haben
unsere im Laufe der Jahre zahl-
reich Publizisten ganzseitigen In-
terieur-Rompositionen in Feder-
zeichnung gewirkt, die dem Archi-
tekten eine so wunderbar poesievolle
Gestaltung und Ausdrucksweise
malerischer Jimmerwinkel nahe-
legen. In Abbildung Nr. 2x5,

Wand-Ausbildung eines Vereins-
zimmers im Hotel Viktoria, Stutt-
gart, entworfen von Alfred Epstein,
ausgeführt von Gebr. lveber,

Möbelfabrik, Stuttgart, geben wir
ein weiteres derartiges Blatt, an
dem wir besonders die klare Dis-
position, Formenschlichtheit und
das äußerst gefällige Ensemble
bewundern. Sehr gut ist die Auf-
stellung der Bank mit überhöhtem
Baldachin zwischen zwei Stand-
möbeln. Zwei kleine, recht an-
sprechende Interieur-Studien er-
blicken wir in den Abbildungen
Nr. 2sS, Fenster-Dekoration, ge-
zeichnet von Maler Dauer, und

Nr. 2x7, eine anheimelnde Lrker-Ausbildung, von H. Iesora. Der geniale
F. von Hollaky, Berlin, führt uns in Abbildung Nr. 2x8 einen seiner
in Erfindung wie Darstellung gleich pikanten Rahmen-Entwürfe, Motiv
für Rahmen oder Füllung im Rokoko-Geschmack, vor, die natürlich auch eine
feine Uebersehung in Holzschnitzerei finden kann. Zwei vornehme Zimmer-
Einblicke nach fotografischen Aufnahmen gewähren die Abbildungen Nr. 220,
Damen-Zimmer, und Nr. 22;, Rokoko-Salon, beide in einem Berliner Hause.

Mas eine künstlerisch durchgeführte Zimmer - Ausmalung zu erzielen
vermag, empfinden wir aus der in Abbildung Nr. 222 wiedergegebeuen Eck-
Ansicht eines Kabinets, aus welchem die Aunst-Beilage II eine Thür-Anstcht
bietet, entworfen und ausgeführt von Maler Jos. Rösl, München, Die ein-
fache architektonische Wandgliederung enthält trefflich geeignete Flächen, die
hier eine wirklich meisterhafte Durchführung der anmuthigsten Malereien
nach den Vorwürfen der Natur: Blumen, Früchte, StiU-Leben und Thiere
aufweisen. Die Friese, Wandfiächen, Pilaster-Füllungen und Täfelwerk-
Füllungen in diesem farbenfreudigen Raum von wirklich einschmeichelndem
Reiz verdienen die größte Anerkennung, und dürften dieselben auch zu wei-
teren Schöpfungen dieser Art willkommene Anregung bieten. Linen Büffet-
schrank von reichgegliedertem architektonischem Aufbau sehen wir in Ab-
bildung Nr. 22s, Entwurf von Paul Noack, der wohl ein Schüler des
Architekten Richard Dorschfeldt, Magdeburg, ist. Den Schluß der Illustrationen

bildet Abbildung Nr. 227, Wintergarten im Nötsl äs l'ülnrops, Hamburg,
Entwurf und Ausführung von w. I. Skramlik, Möbelfabrik, Hamburg.
Der mit Korbmöbeln ausgestattete Raum weist in seinem leichten und doch
gefälligen Arrangement alle die Annehmlichkeiten auf, die ein vorüber-
gehender Aufenthalt an solchem Vrte erwünscht scheinen läßt.

Abbildung Nr. 227. Wintergarten im Nütsl cks I'Luvoxs, Hamburg.

Entwurf und Ausführung von w. v. Skramlik, Möbelfabrik, Hamburg.

'Teuer Wlasstutz oder Mmail.

von Or. E. Trainer in Dortmund.

.ei der bisherigen Darstellung von Emaillen, Glasuren oder Glasflüssen
rief man die zu ihrer Anwendbarkeit nöthige Schmelzbarkeit, sowie
den in Hinsicht der Schönheit erforderlichen Glanz durch Zusatz von Borax
oder Borsäure hervor, welche den Emaillegemischen zugesetzt wurden. Soll
eine gewisse milchige Färbung bei einzelnen Emaillearten hervorgebrachk
werden, so setzt man neben Borax als Fluß- und Trübungsmittel Kryolith
hinzu, namentlich dann, wenn man die Anwendung der sonst zur Trübung
verwendeten Anochenasche, welche, da sie die Glasflüsse strengfiüsfig macht,
größere Mengen von Flußmitteln erfordert, vermeiden will. Alle diese

Fluß- und Trübungsmittel haben
jedoch den gemeinsamen Nach-
theil, daß sie ziemlich theuer find,
was in vielen Fällen eine An-
wendung von Emaille ausschließt.
Außerdem sind aber die jetzt
angewendeten Flußmittel, wie
Borax rc., nur nothwendige Uebel,
da sie, je mehr davon verwendet
wird, desto mehr die ilZualität
der Glasflüsse und Emaillen ver-
schlechtere

Der Gegenstand der vorlie-
genden patentirten Erfindung be-
steht nun darin, daß man die
oben genannten Flußmittel ent-
weder ganz oder theilweise durch
phosphorsaure Alkalien unter Aus-
schluß der Erdalkalien ersetzt. Man
erhält durch diese Substitution
Glasflüsse bezw. Emaillen von
ebenso guten und besseren Eigen-
schaften, als die bis jetzt erzielten.
Namentlich sind dieselben sehr
zähe und elastisch, von genügendem
Fluß und gutem Glanz. Gleich-
zeitig wird durch- die Anwendung
von phosphorsauren Alkalien eine
Trübung der Glasur hervorge-
rufen, die besonders intensiv ist,
wenn Schwermetalle zugegen sind.
Der Hauptvortheil gegenüber der
Anwendung der früheren Fluß-
mittel besteht aber neben der er-
höhten Güte in der großen Billig-
keit der so hergestellten Emaillen,
welche dadurch eine allgemeine
Verwendbarkeit erlangen. — Na-
türlich liegt es ganz im Belieben des Ausführenden, einen vollständigen
oder nur theilweisen Ersatz stattfinden zu lassen, und hängt dies von der
sonstigen Zusammensetzung der Emaille ab. Auf keinen Fall darf aber die
Menge der phosphorsauren Alkalien fünf Prozent der Gesammtmasse unter-
schreiten, da sonst die gewünschte Wirkung als Fluß- und gleichzeitiges
Trübungsmittel, sowie eine nennenswerthe Verbilligung nicht eintritt. —

Ein neuer Blitzableiter. Auf der Lolumbischen Ausstellung zu
Lhicago war von Professor Llihu Thomson ein neuer Blitzableiter für ein
elektrisches Leitungsnetz zur Anschauung gebracht. Derselbe gründet sich auf
die wechselseitige Induktionswirkung zwischen zwei Leitern, von welchen der
eine von einer elektrostatischen Entladung durchströmt wird. Wenn man die
Entladung einer Leidener Flasche durch die innere der beiden Spiralen gehen
läßt und die äußere fortnimmt, so wird ein Funken gebildet; dagegen läßt sich
die äußere Spirale stellen, und man kann deren Verschiebung von der inneren
so anpassen, daß kein oder ein kaum merkbarer Funken sichtbar wird. Der hierauf
gegründete Blitzableiter besteht aus zwei Spiralen aus grobem Aupferdraht,
die eine innen, die andere außen um einen Glascylinder gewickelt; sie sind
miteinander und mit dem einen Ende mit der Linie verbunden, während das
andere Ende der inneren Spirale mit einer Blitzableiterplatte in Verbindung
gesetzt ist. _
 
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