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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 6.1895

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Schliepmann, Hans: Deutsche Meister des Kunstgewerbes, [3]: Georg Hulbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.6759#0163

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Preis vierteljährlich für Deutschland Mk. 5.—, für
Vesterr.-Ungarn u. das gesammte Ausland Mk. 5.50.
Telegramm-Adresse: Aoch Verlag, Darmstadt.

Sämmtliche mit * versehenen Illustrationen stehen unseren Lesern zur verwerthung frei.

SM- Die Zeitschrift ist verbreitet in allen Kulturstaaten.

Illustrationen und textliche Beiträge nur an die Schriftleitung in Darmstadt erbeten.

Anfangs jeden Monats erscheint ein Heft.

Nur Sonder-Hefte sind einzeln ä. Mk. 2.— erhältlich.

Buchh.-Vertreter,': Eduard Schmidt, Leipzig.
Insertions-Bedingungen am Schluß der Zeitschrift.

VI. Iahrg. 1895.

U Leipzig Darmstadt Wien. M-

Nugust-Hest.

eutsche

erstes des

ullstgewerdes.

II. Georg Hulbr.

^)enn man heute Rundschau hält
über die Meister, die es sich zur
Lebensaufgabe gemacht haben, durch
ihrer Hände Werk das deutsche „Kunst-
gewerbe" wieder einer gesunden Ent-
wickelung entgegenzuführen, wird man
wohl kaum einen zweiten finden, der in
gleich kurzer Zeit aus den kleinsten An-
fängen zu umfassender Thätigkeit, aus
völligem Nichtbekanntsein zur allge-
meinsten Anerkennung, ja Popularität
sich aufgeschwungen hat, wie Georg
Hulbe in Hamburg, der Meister
der Ledertechnik. Und doch hat er
nie zu jenen Tagesgrößen gehört,
welche die Fluthwelle der nicht gerade
wählerischen Mode emporhob, um
sie, wenn ihre Zeit vorüber, wieder
fallen zu lassen, nicht zu jenen, die
mit schlauem Blick ein latentes Be-
dürfniß des Publikums ausspähten
und dann recht und schlecht zu be-
friedigen trachten. Seine künstlerischen
Erzeugnisse waren vielmehr im Anfänge Dinge, nach denen Reiner
recht verlangte, die vielleicht Wenige auch nur zu würdigen im
Stande waren. Aber die Gediegenheit ihrer Arbeit, das wahr-
haft Künstlerische ihrer Erscheinung erwarben ihnen bald Freunde,


selbst in solchen Kreisen, wo man sonst auf derartige Eigenschaften
nicht allzu großen Werth zu legen pflegte und so haben sie sich
nach und nach ihren festen Platz in der deutschen Kunst erworben.

Wenige Gebiete gab es wohl, auf denen die Schwierigkeiten
der Wiederbelebung von Technik und Kunst gleich große waren,
wie auf dem der Lederbearbeitung. Während die metallotechnischen,
die keramischen und textilen Künste bereits schon lange ihr Wieder-
auferstehen aus der Vergessenheit seit den Tagen der französischen
Revolution, der napoleonischen Weltherrschaft und der deutschen
Freiheitskriege gefeiert hatten, und sich bereits anschickten, einer
neuen künstlerischen Blüthe entgegen zu gehen, dachte noch Keiner
daran, sich auch des dankbaren Stoffes des Leders in künst-
lerischer Beziehung zu erbarmen. War es doch thatsächlich hiermit
soweit gekommen, daß Gottfried Semper in seinem Stil noch
schreiben konnte, daß fast die einzige künstlerische Behandlung des
Leders in der Gegenwart das Einreiben mit Glanzwichse sei.
Auch schon die letzten Jahrhunderte hatten diesem Stoffe gegenüber
eine gewisse Vernachlässigung an den Tag gelegt; mehrere Tech-
niken, und darunter gerade die reizvollsten, waren vernachlässigt,
viel Neues nicht hinzugefügt worden. So galt es denn hier Jahr-
hunderte wieder zurückzusteigen, die guten Vorbilder aus alter
Zeit in Sammlungen oder an Grt und Stelle auszusuchen und
hinsichtlich Technik und Stil aufs Gründlichste zu studiren.

Die Blüthezeit der künstlerischen Behandlung des Leders
waren das s5. und s6. Jahrhundert gewesen. Damals waren
eigentlich schon alle Techniken, nach denen dieses Material zu
bearbeiten ist, im Gebrauch; auch hatte es eine künstlerische Ver-
wendung in den Lebensgewohnheiten der Menschen gefunden, wie
niemals wieder. Neben seiner Verwerthung zur Innen-Dekoration,
zur Herstellung des künstlerisch ausgestatteten kleinen und großen
Hausrathes, fand es seine Stelle unter den Kriegswaffen und
 
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