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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 6.1895

DOI Artikel:
Jaffé, Franz: Amerikanische Kamine
DOI Artikel:
Statsmann, Karl: Architektur und Innen-Dekoration, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6759#0224

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Seite s70.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

November-Heft.

Chicago — in einigen Räumen sogar mit oxydirtem Silber über-
zogen. Schließlich wendet man als eine Lokalheizung in amerika-
nischen Rammen die Gasfeuerung an und bringt über den
Flammenreihen einige Blöcke aus Asbest an, welche das Aus-
sehen von Holzscheiten erhalten; die zum Glühen erhitzten Asbest-
blöcke sind glimmenden Holztheilen in der Erscheinung sehr ähnlich.
Fast alle Ramme sind
mit Lüftungsvorrichtun-
gen versehen, um die ver-
dorbene Luft aus dem
Raume zu entfernen, und
bestehen aus einer Heiz-
öffnung, einem umrah-
menden Raminmantel
mit krönendem Gesims
und einem darüber be-
findlichen Aufbau,welcher
oft etagenartig gegliedert
und mit zierlichen Nischen
und Fächern ausgestattet
ist, in den meisten Fällen
jedoch einer großen Spie-
gelfläche sollimusy Aluss)
einen Platz bietet, welche
nach altenglischem Vor-
bilds sich an dieser Stelle
befindet.

Zn England bezeich-
net man das gesammte
Ramingestell, also den
Gitterkorb, welcher die
Rohlen aufnimmt, die
Hinter- und Seitenwände
und die Füße als „Zruts"; in besseren Einrichtungen sind die-
selben von polirtem Stahl, sonst von Eisen, welches jedoch mit
einem Ueberzug von Wasserblei täglich gebürstet werden muß,
um es vor Rost zu schützen. Der gesammte Einsatz, welcher
meist aus einem Stück in England gefertigt ist, wird in den

Ramin hineingesetzt, und außer diesem Einsatz gehören noch das
Schüreisen, eine Zange, eine Schaufel und ein Rohlenkasten zu
dem vollständigen Apparat eines Ramins; für den Rasten ist
noch eine Handschaufel nöthig. Die drei ersteren Apparate ruhen
auf einem Feuerbänkchen. Dieselben Elemente zeigt auch der ameri-
kanische Ramin. — Eine fernere Art von Lokalheizung boten in

Städten, wo es viele
Miethswohnungen gibt,
z. B. in New-Pork, kleine
eiserne Gefen, welche vor
dem Ramin aufgestellt
wurden und deren Rauch-
rohr in denselben hinein-
geleitet wurde. Der neu
einziehende Miether be-
schaffte in den ineisten
Fällen diesen Ofen selbst
und nahm ihn bei einem
eventuellen Umzuge mit;
in keinem Falle wollte
man sich jedoch von der
althergebrachten und be-
liebten Erscheinung des
Ramins und von diesem
künstlerischen Motiv, wel-
ches eine beherrschende
Stellung in der Dekora-
tion des Raumes über-
haupt einnahm, trennen.
— Abgesehen von dieser
technischenAusbildung,
die fast ebenso in Europa
wiederkehrt, hat sich je-
doch die Außenform und die künstlerische Gestaltung des ameri-
kanischen Ramins zu einer besonders eigenartigen Stellung erhoben.
Die hervorragendsten Architekten sind, vereinigt mit den ersten
Handwerkerkräften des Landes, bestrebt gewesen, gerade dem
Ramin eine besondere Ausbildung zu Theil werden zu lassen,

Abbildung Nummer 229. Kamin-parthie in einem Wohnzimmer.

^Architektur und

Plauderei von Karl Statsmann, Architekt. (.Zortsegg. a.d.Mkwber-Heft.)

n welcher Weise indeß dennoch in Nliethsbauten eine
schickliche Architektur angebracht, und in welcher Weise
die Znnen-Dekoration überhaupt gestaltet werden könne,
damit in Summa eine Wohnung ansprechend wirke, das sei nun
im Einzelnen besprochen. Unter Znnen-Dekoration möge
dabei all das verstanden werden, was die äußere Erscheinung des
Wohnungsinneren ausmacht, also nicht blos dasjenige, was nicht
niet- und nagelfest ist, verrückbarer und leicht veränderlicher
Dekor, als da sind Mobilien, Wand-, Boden- und Deckenschmuck,
Draperien rc., sondern auch das eigentlich Architektonische
der ganzen Wohnung, die struktive Gestalt und Gestaltung, von
welcher oben die Rede war, sowie das Dekorative der Bauformen
selbst. Motive aller Art für solchen Wohnungsschmuck und den
Dekor der Hallen, Flure und Zugänge, Erker rc. gibt unsere
Zeitschrift in Fülle, in liebenswürdiger und nobeler, darstellerisch
vollendeter Weise. Sei verstattet noch einige Zdeen über diese
architektonische Znnen-Dekoration zu skizziren.

Für den ersten Eindruck einer Wohnung sind mitbestimmend
Flur und Treppenhaus in ihrer Erscheinung. Zuweilen ver-
zichtet man gerne auf größere Räume oder Rorridore, wenn nur
das Treppenhaus hell und die Treppe bequem ist. Doch wird
dieser Wunsch seltener erfüllt. Leider! Güte, Bequemlichkeit,

Freundlichkeit, Sauberkeit und etwa Vornehmheit von Ein- und
Aufgängen wirken von selbst schon einladend auch ohne das
gebräuchliche antike ^salvs". Treppenhausfenster sind so groß
als möglich zu wählen. Bei Ausblick auf unschöne Höfe wählt
man zur Verglasung dieser Fenster gerne das zwar lichtdurch-
lässige aber undurchsichtige Rathedralglas oder buntfarbige Ver-
glasung. Reineswegs sei gleichgültig die Gestaltung der Treppen-
geländer, insbesondere der Pfosten und Gitterwerke. Verfolgt
doch das aufwärtsspähende Auge des Ankömmlings gerne eine
formschöne, das Stützen des Geländers oder seine aufstrebende
Richtung bezeichnende Linienführung. Hierzu sei gleich erwähnt,
daß unser Geschmack, was Linienführung in der Runst anlangt,
sicherlich wieder zu der Vorliebe für dasjenige Element zurück-
kommen wird, was uns das stilisirte, insbesondere das geometrische
Ornament so reizend und das Auge befriedigend macht. Rhythmus
in Linienspielen und ausgeprägte Gegensätze in Form und Tönung,
das musikalische der Grnamentirung, oder wie es VxsrAvs aus-
drückt: „Vour Visu, luissss-uous oroirs ä, vivasits clss oou-
trusbss, autrsmsut il u'y u p1u8 ck'urt p088ll)1sck

Dementsprechend benützt man neuerdings gerne an Stelle der
allzu gleichmäßig gebildeten Holztraillen für das Treppengeländer
solche, die gruppenweise für sich besonders gestaltet sind. Auch
ungebeizte Traillen, an wenig Stellen bemalt, dürften schmuck
aussehen. Versuche mit theilweise getöntem Rohrwerk in Ver-
bindung mit Holzstützen würden ebenfalls gefällig und nicht zu
kostspielig sein. Eine allzu sparsame Verwendung von Traillen
 
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