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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 6.1895

DOI Artikel:
Jaffé, Franz: Amerikanische Innen-Dekoration, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6759#0143

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Buchh.-Vertreter. Eduard Schmidt, Leipzig.

VI. Jechrg. 1895.

-U Leipzig DannMdt Wien. W-

Juli-Heft.

Mmerikanifchh -Dunen -^Mekoratioilen.

von Zranz Iaffs.

-M^ie Bevölkerung der Vereinigten
Staaten von Amerika, welche
unter dem Gesammtnamen einer
einzigen Nation zusammengefaßt
ist, erscheint in Wirklichkeit als ein Gemisch verschiedener Völker,
unter denen Engländer, Deutsche und Franzosen vertreten sind
neben Spaniern und Italienern; dazu tritt namentlich in den
südlichen Staaten ein starker Bruchtheil der Gesammtbevölkerung,
welcher aus Negern besteht, während die ursprünglichen Einwohner
des Landes, die Indianer, kaum noch eine Rolle spielen. Der
Umstand, daß bis jetzt im eigentlichen Anne eine nationale Ver-
einigung aller dort vertretenen Rassen noch nicht stattgefunden
hat, ist die Ursache, daß hinsichtlich der Malerei und Bild-

hauerei von einer nationalen Kunst bis jetzt kaum gesprochen
werden kann. Gravitiren diese beiden Künste doch in ihren Haupt-
leistungen nach dem Auslande und speziell nach Frankreich und
seiner Kools clss Lsavx ^.rts in Paris.

Viel nationaler hat sich die Architektur Amerikas heraus-
gebildet, die durch die bahnbrechende Thätigkeit Richardson's,
des Begründers der neuen amerikanischen Richtung, veranlaßt,
immerhin besonders eigenartige und karrieristische Resultate zu
verzeichnen hat. Derjenige Stil von künstlerischer Bedeutung,
welcher die ersten Architekturschöpfungen in Amerika beeinflußte,
war der sogenannte Kolonial-Stil, welcher, dem Empire-Stil ver-
wandt, seinen Namen davon erhalten hatte, daß er in seinen
Formen an die Zeit erinnerte, als die Pioniere der heutigen
amerikanischen Kultur aus fremden Ländern nach Amerika herüber
kamen, zu einer Zeit, als die Vereinigten Staaten noch Kolonien
europäischer Mächte darstellten. Dieser „Oolonial ist,

nachdem England ihn neuerdings in seinen Innen-Dekorationen
vielfach herangezogen hat, in modernen Innenräumen Amerikas
auch jetzt sehr beliebt. Der eigentlich nationale amerikanische
Stil, yNoäsrn Romanosins^ genannt, ist jedoch der, wie vorher
erwähnt, von Richardson in romanischem Sinne und mit Heran-
ziehung normännischer und provenzalischer Motive ausgebildete
Baustil. Er beherrscht in Wirklichkeit gleichmäßig die moderne
Außen- und Innen-Architektur Amerikas und zeigt die karakte-
ristischen ungewöhnlichen Verhältnisse der einzelnen Bauglieder
und eine ganz eigenartige Mrnamentirungsart, die der romanischen
Kunst Frankreichs und Englands ihre Motive entnimmt, ja in
Akanthusbildungen an die byzantinische Epoche heranreicht. Eine
dritte Stilart ist der „Königin Anna-Stil", welcher für Villen
und kleinere Architekturen sich ebenfalls einer gewissen Beliebtheit
erfreut. Ganz allgemein genommen, findet jedoch die amerikanische
 
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