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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 6.1895

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Luthmer, Ferdinand: Theilung der Räume durch Möbelgruppen
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Statsmann, Karl: Bruno's Heim, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6759#0014

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Leite 2.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Januar-Heft.

ähnlich sehen, daß wir bald nicht mehr wissen, ob wir jenes
Speisezimmer mit dem dekorirten Nußbaum-Büffet bei unserem
Freunde oder bei L, oder bei 0 gesehen haben.

Amüsant ist das grade nicht; und man hat in den letzten
Jahren energisch gegen diese Lang-
weile Front gemacht. Ich rechne
es der Zeitschrift für Innen-
Dekoration zu besonderem Ver-
dienste an, daß sie in Wort und"

Bild stets tapfer gegen diese Ein-
förmigkeit unserer Innenräume zu
Felde zog; daß sie ihren Lesern die
Wege gewiesen hat, wie sie ohne
großen Aufwand es fertig bringen
können, den Räumen, welche sie
bewohnen, ein eigenthümliches, per-
sönliches Gepräge zu geben. Sie
schlägt dazu meines Erachtens den
einzig richtigen Weg ein: dem
Interesse für diese Fragen
bei dem großen gebildeten
Publikum eine möglichste Ver-
breitung zu geben. Denn hieraus
allein kommt es an; das Schema-
tische ist nur für die bequemen Leute,
die entweder zu groß oder zu in-
dolent sind, um sich um die Einzel-
heiten ihrer Wohnung zu kümmern.

Sobald wir uns entschlossen haben,
mit eigenen Augen zu sehen, mit
eigenem Ropf zu denken, werden
wir uns ganz von selbst von der
Bevormundung des Tapezierers, des
Möbelhändlers frei zu machen suchen. Das ist weit leichter, als
die Meisten glauben, denn mit dem Interesse an diesen Dingen
stellt sich, wie wir an hundert Beispielen beweisen könnten, sehr
bald Renntniß und Urtheil ein. Mit diesen ausgerüstet, werden
wir auch dem Dekoratör, den wir mit der Ausführung unserer

Wünsche betrauen, ein viel angenehmerer Runde sein, als wenn
wir kalt und theilnahmslos nach dem Musterbuch bestellen. Wer
das bezweifelt, der frage den ersten besten Architekten, ob er lieber
ein Miethshaus oder eine Villa für einen kunstsinnigen Privat-
mann baut! — Nun ist es ja in
der Villa, überhaupt im Eigenhaus,
unendlich viel leichter, in der Ge-
staltung und Ausstattung der Räume
etwas Individuelles, Eigenes zu
schaffen. Drohtauch hier das Schema,
so kenne ich kunstsinnige Bauherrn,
die mit bestem Erfolg ein altes
Haus gekauft und dasselbe um- und
ausgebaut haben, um durch die Ver-
bindung von Alt und Neu den
Architekten zu interessanten Erfin-
dungen zu reizen. Aber auch im
Miethshause, in gegebenen Räumen
läßt sich mancher neue und reizvolle
Effekt, manche malerische Raum-
gestaltung erreichen, und hier ist es,
wo wir von den Japanern lernen
können. Freilich, Papierwände thun
es bei uns nicht, aber wie mit den
Möbeln selbst sich Raumtheilungen
Herstellen lassen, die den üblichen
5 aus 7 Meter messenden Salon in
eine Reihe behaglicher Winkel auf-
lösen, dafür geben die Illustra-
tionen dieses Heftes einige reizvolle
Beispiele.

Von den festen Einbauten in
unseren Zimmern, die sich mit Hülfe
von kleinen Holzfäulen, Balustraden rc. Herstellen lassen und für
welche die in Beilage I dargestellte Vorhalle mit Treppenaufgang
und Laube von Herman Werte ein sehr hübsches Beispiel bietet,
wollen wir hier absehen. Ueber diese hat in einem früheren Hefte
dieser Zeitschrift Herr Schliepmann bei Besprechung der ameri-

Abbildung Nr. 2. Elk-Arrangement für eine» Salon, von m. Aimbel.

rruno's

Plauderei über Innen-Dekoration von Karl Statsmann.

ch war begierig, Bruno's neues Heim kennen zu lernen,
das er sich im vergangenen Jahre erbaut und einge-
richtet, und das er mit seiner jungen Frau und seinen
Rindern bewohnt. Das neugebaute Wohnhaus erhebt sich auf
dem von der Landstraße ansteigenden Bergabhang, hinter welchem
der graue Jura mit trotziger Wand das Thal abschließt. —
Ich kam auf der Landstraße, nach alter Weise wandernd, in
Ferien. Schon von Ferne grüßte mich das neue Haus. So schritt
ich denn den Weg zum „Bergli" hinan, gen Bruno's Heim.
Dasselbe zeichnet sich äußerlich keineswegs hervorragend vor den
übrigen Häusern des Mrtes aus an Größe und Schönheit der
Erscheinung. Es ist ein einfaches Giebelhaus mit röthlichem
Rauhputz und grünen Fensterläden und nur seine Neuheit ist dem
Fremden auffällig und ein in den Vorgarten hinaus gebauter
Erkerihurm an der Westseite, hinter dessen Fenstern man einige
Blattpflanzen erblickt.

Der Vorgarten zieht sich am Bergabhang hinunter bis zur
Landstraße und hinter dem Hause bergan schließt sich an ihn
der Gbst- und Grasgarten. Säuberlich gehaltene bekieste Wege
und Pfade durchschneiden den unteren Garten. In der Verthei-
lung und Anordnung der Blumenpflanzungen ist weises Maß
gehalten. Der Natur scheint noch größeres Recht als der Runst
gelassen zu sein. Denselben Eindruck erhält man auch beim Be-

treten des Hofes hinter dem Hause, welcher dadurch verbreitert
worden, daß man vom Bergabhange ein beträchtliches Stück
abgenommen hat. An der dadurch entstandenen Abschnittfläche
ist eine Szenerie mit Tuffsteinblöcken aufgebaut, welche sich über
einem kleinen uuregelmäßigen, schilfbewachsenen und blumen-
besäumten Weiher erhebt. Den Abschluß gegen das Haus erhält
derselbe ebenfalls durch Tuffblöcke, deren größter einer gleich einem
eratischen Blocke von etwa 2 Meter Höhe vorgewälzt ist.

Wir betreten vom Hofe aus eine breite, offene Veranda,
welche zur Linken in das Vestibül des Hauses führt, zur Rechten
mit einem dichtgeschlossenen Holzschuppen abschließt, und welche
im oberen Stock sich über den Schuppen hinweg in beträchtlicher
Länge von etwa p Meter und einer Breite von 2,5 Meter
erstreckt. Da oben ist der Spielplatz und Tummelplatz der Rinder
bei ungünstiger Witterung. Diese Veranda liegt gen Nordwesten
und bietet Gelegenheit zu geschütztem Aufenthalt im Sommer.
Sie gewährt von ihren Ruheplätzen aus zugleich einen freundlichen
Blick auf die Grottenanlage und den ansteigenden Gbergarten
und auf die Berghäupter des Jura im Hintergründe, ist außerdem
einer Beobachtung von der Landstraße aus entrückt.

Bruno's Heim ist mir so recht ein Bild dessen, wie man von
innen nach außen bauen soll und nicht umgekehrt. Dies Land-
haus wäre reizlos ohne eine enge Beziehung zu dem mit Bedacht
angelegten Garten, welcher so wohl in die Ländlichkeit paßt.
Durch denselben und seine Stellung zu letzterer gewinnt es erst
den rechten Werth. Und doch ist es auch an sich Winters ein
 
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