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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 6.1895

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Herstellung von Glasätzungen mittels Staniolschablonen
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Durchlochte Tapeten
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https://doi.org/10.11588/diglit.6759#0066

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März-Heft.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Seite ^3.

^rstrllung vonsW»lasähuilgrn mittelst ^d^"lolschal>lonrn.

Bekanntlich werden bei Actzungen flacher Gläser die Gläser
niit einem Staniolbelag, welcher mittelst einer klebrigen Asphalt-
masse befestigt wird, versehen, um
die Stellen, welche nicht geätzt werden
sollen, zu schützen. Auf dem so
befestigten Staniolbelag wird die ein-
zuätzende Zeichnung markirt und mit
einem Messer ausgeschnitten, die aus-
geschnittenen Stanioltheile entfernt
und die darunter befindliche Asphalt-
schicht mittelst Terpentin ausgewa-
schen, wodurch die zu ätzenden Stellen
des Glases freigelegt werden.*)

Sollen auf diese Art mit der-
selben Zeichnung eine Anzahl Gläser
versehen werden, so ist dieses Ver-
fahren zu umständlich und komplizirt.

Da nun aber der Staniolbelag bei
Glasätzungen allen anderen Schutz-
mitteln gegenüber den Vorzug hat,
jeden Grad der Tiefätzung auszu-
halten, so haben die Erfinder ein Ver-
fahren erdacht, welches das zeitrau-
bende, ungenaue Ausschneiden des
Musters durch einen chemischen
Prozeß ersetzt, wobei das Muster
in vollkommenerer und wesentlich
schnellerer Weise hervorgebracht wird.

Das Verfahren besteht darin,
daß die gewünschte Zeichnung auf
Staniol mittelst Druck, Schablone

oder Pinsel in einer fettigen Farbe ausgetragen, das Staniol
sodann durch eine klebrige Asphaltmasse auf dem Glas befestigt
und schließlich in eine beliebige Säure, welche Staniol auflöst,
gelegt wird. Zn der Säure werden nun die Stellen des Staniols,
*) Das Verfahren ist der Firma I. Retzlaff <L Lo. in Steglitz b. Berlin patentirt.

Abbildg. Nr. ^8. FMPt-Eiiizang nun

welche von der fettigen Farbe, womit die Zeichnung aufgetragen
wurde, frei blieben, vollständig aufgelöst. Hierauf wird die frei-
gelegte Asphaltmasfe, mit welcher der Staniolbelag befestigt war,
mittelst Aether, Benzin oder dergl. entfernt, und kann nun die

Aetzung des Glases in der üblichen
Weis; vorgenommen werden.

Beim Entfernen der freigelas-
senen Asphaltschicht durch Aether,
Benzin oder dergl. wird allerdings
auch die auf dem Staniolbelag be-
findliche fette Druckfarbe aufgelöst;
dieses ist indessen ohne Belang, da
die nunmehr auf der Glasplatte be-
findliche unbedeckte Zinnfolie behufs
der Glasätzung unbedenklich der
Flußsäure so lange ausgesetzt werden
kann, bis das Muster bis zur nöthigen
Tiefe eingeätzt ist. Zur Durchätzung
des Staniols muß eine andere Säure
verwendet werden, als zur Aetzung
des Glases.

Das dann ins Glas eingeätzte
Muster gibt den durch lithografischen
Druck resp. vermittelst einer Schablone
bewirkten Auftrag, trotz ungleich
schnellerer Ausführung, genau so
scharf wieder, als die ursprüngliche
Zeichnung auf dem Staniol war,
und eignet sich das neue Verfahren
daher vorzüglich zur Massenätzung
von Glastafeln mit ein und dem-

Frnminmr-sskmptl in Minneaxolis.

Zur Reinigung von Hausteinfassaden von dem durch
Rauch und Staub verursachten Schmutz wendet eine Firma in
Glasgow mit Erfolg das Sandstrahlgebläse an, welches die Möglich-
keit bietet, auch solche Stellen,wie z.B.Bildhauerarbeiten zureinigen,
die einer anderen Reinigungsart viele Schwierigkeiten bereiten. —

^urchluchte 'Mapeteri.

nter Nr. 780stst hat George de Beaulieu in Ham-
burg den Gedanken einer Durchlochung der Ta-
peten unter den Schutz des deutschen Reichs-Patent-
amtes stellen lassen. Der Erfinder beabsichtigt, die Zimmerwände
auf j om starken Holzleisten mit Shilling zu belegen, und hieraus
ohne weiteres Grundpapier seine Tapete zu kleben, die dem
Muster folgend mit kleinen, runden Löchern perforirt sein soll.
Diese Löcher, im Durchmesser von 3 bis 5 mm, gestatten der
Zimmerluft dauernd den unmittelbaren Zutritt zu den Wänden,
sodaß dieselben, wenn anfänglich noch feucht, allmählich aus-
trocknen können, einestheils ohne die Tapete zu beschädigen, und
anderentheils ohne das Zimmer mit dem unangenehmen und
ungesunden Dunst des langsam faulenden und Pilze bildenden
Klebemittels zu füllen, praktische Versuche müssen zeigen, ob
sich diese Erwartungen ohne anderweite Nachtheile etwaiger An-
sammlung von Ungeziefer und Staub hinter den Tapeten so
erfüllen, daß dieses Verfahren künftig eine allgemeine Anwendung
findet, vorläufig können wir uns den Hoffnungen des Erfinders
noch nicht im vollen Umfang anschließen.

Zn fernerer Ausbildung seines Gedankens hat Herr de Beaulieu
auch versucht, denselben in ästhetischer Beziehung nutzbar zu
machen, und es ist gelungen, überraschende Effekte dadurch zu
erzielen, daß der gesammte Grund einer reich gemusterten

Arabesken- oder Laubwerk-Tapete ausgeschnitten und diese Tapete
dann gleichfalls von der Wand entfernt wie oben beschrieben
auf Shirting befestigt ist. Hiernach ergaben sich innerhalb der
nunmehr bis zu mehreren Auadratcentimetern erweiterten Geff-
nungen die Schlagschatten des Musters an den Wänden und zwar
natürlich der wirklichen Beleuchtung folgend an jeder Wand ver-
schieden und eigenartig, und die Tapete bringt speziell nach An-
zünden künstlichen Lichtes in dem betreffenden Raume nochmals
sehr mannigfaltige und originelle Wirkungen hervor. Da es in
dieser Art sowohl möglich ist, ein dunkles Laubwerk von den
weiß geputzten Wänden abzuheben, wie auch nach vorherigem
Anstrich der Wände mit Leimfarbe eine Helle Tapete auf dunklem
Grund zu erhalten, so wäre es gewiß erwünscht, wenn eine
Fabrik sich fände, die einen derartigen Versuch im Großen unter-
nähme. Selbstverständlich kann es sich hierbei nur um einiger-
maßen werthvolle und auf recht haltbarem Papier hergeftellte
Tapeten handeln, wie denn ja das ganze Verfahren schon der
Leinenunterlage wegen sich hauptsächlich nur für die Ausstattung
besserer Wohnungen eignen dürfte. I'vr.

Ich Hab mein Heim mir selbst erdacht;
Das seine Jeder anders macht.

Politik nnd Amtsgesicht
Passen in das Wohnhaus nicht.
 
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