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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 6.1895

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Jaffé, Franz: Der Reichstagsbau und seine Innen-Dekoration, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6759#0093

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April-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Seite 65.

MeichsLagsvau und seine

!nnen -^Wekoration.

n der großen mittleren Kuppel sind es vor Allem die vier
Kolossalgruppen (Abbildungen Nr. 59 und 65), von
Professor Otto Lessing in Berlin hergestellt, welche den Ueber-
gang vom Achteck in die Kuppel vermitteln und welche die Künste
und Wissenschaften, Handel und Gewerbe usw. darstellen. Inner-
halb der Säulenhöhe finden sich hier ebenfalls friesartig angebracht
eine Reihe von vollendet schönen Reliefs desselben Meisters, welche
die Entwickelungsgeschichte der Hohenzollernmacht vor Augen
führen. In der Abbildung Nr. 69 ist auch ein mittlerer Theil

modellirt und von Paul Stotz in Stuttgart in Bronze gegossen.
— Das Ganze bildet eine Schöpfung von höchster Majestät und
außerordentlich malerischer Wirkung, welche durch Verbindungs-
gänge, die über den abschließenden Säulen des Kuppelraumes nach
den Seitenschiffen zu hinlaufen und als Brücken zur Verbindung
einzelner Gebäudetheile dienen, gesteigert wird, welche aber gleich-
zeitig den Raum in außerordentlich wirkungsvoller Weise in Ginzel-
theile zerlegen und seine architektonische Wirkung so in eminentem
Grade steigern.

Ist in der eben beschriebenen Wandelhalle der Raum ge-
schaffen, welcher der Repräsentation in höchstem Maße dient, so
ist der Hauptarbeitsraum des Hauses der großeSitzungssaal,
in den man fast unmittelbar von der Wandelhalle aus gelangt.
Der Raum selbst gelangt in der Abbildung Nr. 72 und Beilage II,

Abbildung Nummer rs. Wandgrstühl im Vorsaal für den Bundesrath. — Der Ueberzug ist in vorst. Abb. nur ein provisorischer.

dieser Reliefs gegeben. Die ganze majestätische Architektur spiegelt
sich in einem wundervollen Marmorfußboden, der aus schwarzen
und weißen, ockergelben und venetianisch-rothen Marmortafeln
großen Maßstabes besteht.

Außer den Beleuchtungskörpern in diesem Raume, welche
vergoldet erscheinen und eine große stereometrisch wirkende Horm
erhalten haben, sind es nur die Thüren, die von der Wandelhalle
in den Schreib- und Lesesaal, wie in die Grfrischungsräume führen,
welche einen kräftigen Harbenaccent in dem Raume bilden. In
außerordentlich glücklicher Weise ist hier röthlich-schwarzes Pali-
sanderholz zur Anwendung gelangt, kombinirt mit Hriesstreifen in
Bronze, welche an zwei Stellen dort angebracht sind, wo Thür-
bänder ihren Platz finden würden. Diese Streifen mit einer mittleren
Kartusche, Abbildung Nr. 88 und 89, ebenso wie Schilder, welche
von dem oberen Thürsturz zu den darüber befindlichen Giebel-
krönungen überleiten, sind von Professor Widemann meisterhaft

in der Gesammtansicht, resp. in einem Detail des oberen Logen-
geschosses ausgezeichnet zur Anschauung. Entsprechend den vorher
erwähnten ästhetischen Prinzipien ist seine Gesammterscheinung in
lichtbräunlichem deutschen Eichenholz gehalten. Die Holzarchitektur
des Saales selbst ist ungewöhnlich reich ausgestaltet, wie Beilage II
zeigt, und ist zweietagig. Das untere Geschoß ist als ein Sockel-
geschoß für das darauf folgende Geschoß mit Pfeilern und
Kar-satidenbildungen verhältnißmäßig einfach gehalten und zeigt
theilweise ^uaderbildungen; es bietet aber doch in der Redner-
tribüne, deren Vorderseite die Abbildung Nr. 63 zur Darstellung
bringt, und den dazu gehörigen Sitzmöbeln ebenso wie in 2 Thüren,
die für den „Hammelsprung" bestimmt sind (Abbildung Nr. 75,
Holzintarsien von Nast in Berlin hergestellt), immerhin etwas außer-
ordentlich Bemerkenswerthes. Die Tischlerarbeit im Sitzungssaals
stammt von den Berliner Tischlerfirmen G. Glm und Gebr. Lüdtke.

Zu eigenartigster und reichster Entfaltung gelangt jedoch die
 
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