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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 6.1895

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Bötticher, Georg: Eine Neue Art der Relief-Tapeten
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https://doi.org/10.11588/diglit.6759#0119

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Mai-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Seite 85.

ßinh neu^

apeteri.

(vergl. die Abbildungei^Nr. 112—120 u. Beilage II.)

jM^en lederartigen Linkrusta- und Skytogen-Tapeten ist neuerdings
eine Konkurrenz erstanden in einem Fabrikat, das von der

Firma E. hochstätter
L Söhne in Darmstadt
unter der Bezeichnung:
Relief-Tapeten in
den Handel gebracht
wird. Die Muster, die
mir Vorgelegen haben,
zeigen ein mäßiges Re-
lief, das nicht eigentlich
Prägung genannt wer-
den kann, im Sinne der
papiernen Leder-Imita-
tionen und sonstigen
präge-Arbeiten, dazu
ermangelt es der eigent-
lichen Modellirung.

Wenn aber auch
diese Relief-Tapeten als
Präge-Artikel mit den
gepreßten sog. Leder-
Tapeten kaum zu ver-
gleichen sind, so soll
damit nicht gesagt sein,
Abbildung Nr. U7. daß sie nicht in anderer

Hinsicht treffliche Eigen-
schaften aufzuweisen hätten. Im Gegentheil, sie haben deren
und dieselben verdienen hervorgehoben zu werden. Da ist zunächst
ihre warme, anheimelnde, lederartige Struktur und

Tönung zu loben, fer-
ner ihr sauberes, glat-
tes Aussehen und ihre
augenscheinliche Wasch-
barkeit und Unverwüst-
lichkeit. Ihre verhält-
nißmäßige Billigkeit
(die 8 Meter lange
Rolle zwischen 9 bis
s5 Mark, halb soviel
wie Linkrusta) läßt sie
freilich in unserer billigst
kaufenden Zeit immer
noch theuer genug er-
scheinen, aber die Halt-
barkeit dürftees wieder
ins Gleichgewicht brin-
gen. Nachgerühmt wird
ihnen ferner — es zu
kontroliren war mir un-
möglich — daß sie we-
der durch Nässe noch
Trockenheit einschrum-
pfen oder sich ausdehnen,
daß ihre Farben durch-
aus nicht verbleichen
(was sehr glaublich) und endlich, daß sie mittelst Seifenwasser,
Sublimat und Karbol leicht und aufs Eingehendste zu reinigen seien.

Da ihre Rückseite glatt ist, nicht, wie bei anderen präge-
Artikeln, Vertiefungen zeigt, lassen sie sich wie jede gewöhnliche
Tapete aufkleben, ohne irgend welche Vor- oder Nacharbeit, um
so leichter, da sie ja in der That nur aus Papier bestehen, das

Lederartige ihnen nur durch jden Lacküberzug verliehen wird.
Endlich haben sie echtem Leder und Linkrusta gegenüber noch
den Vorzug, daß mit Leichtigkeit schadhafte Stellen an ihnen
ausgebessert werden können, indem solche durch einen besonderen
Lack mühelos aufzu-
frischen sind.

Wenn ich persönlich
über die Behandlung
resp. Musterung dieser
neuen Art Tapeten eine
Meinung äußern darf,
so möchte ich wünschen,
daß noch mehr wie bis-
her der Lederkarakter
betont werde, soweit dies
nämlich mit dem ein-
fachen Relief zu erzielen
ist. Die „venetianischen"

Leder-Tapeten dürften
hierfür paffende Vor-
bilder sein. Diese sind
bekanntlich von ganz
flachem Relief, ja ihr
Relief besteht eigentlich
nur in eingestanzten
„Effekten", sogenannten
^äsux äs kcmäS. Für
die Wiedergabe der-
artiger Muster scheint Abbildung Nr. US.

mir das Relief auszu-
reichen, für Prägemuster nicht. Ich glaube, daß das Fabrikat
bei richtiger Entfaltung seiner Mittel an Vornehmheit nur ge-
winnen würde. Die Imitationen von Geweben und Fayencen
(letztere aber sind ver-
muthlich noch sehr ver-
besserungsbedürftig)
scheinen mir deshalb
auch minder glücklich
gewählt wie die an
Leder-Tapeten sich an-
lehnenden Muster.

Jedenfalls ist das
Fabrikat sehr beachtens-
werth und wird sich in
besseren Häusern, wo der
Architekt für die Ein-
richtung ausschlagge-
bend ist, schnell Bahn
brechen. Georg Bötticher.

Das Brmrziren
drs Rnpfers. Ein
sehr praktisches Ver-
fahren für dasBronziren
des Kupfers ist nach
dem englischen Fach-
blatte „luäuskriss nnä
Irou" folgendes: Das
sorgfältig ^gereinigte

Kupfer wird mit einer Bürste bestrichen, die man in folgende
Mischung eingetaucht hat: 20 Th. Ricinusöl, 80 Th. Weingeist,
HO Th. weiße Schmierseife, HO Th. Wasser. Die Mischung läßt man
so lange auf das Kupfer einwirken, bis die Bronzefärbung erreicht
ist; dann reibt man das bronzirte Kupfer, resp. die Mischung mit
heißem Sägemehl ab u. schützt die Bronzefärbung mit dünnem Firniß.

Abbildung Nr. 1.20.

Abbildung Nr. 1,18.
 
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