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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 6.1895

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Pariser Neuheiten in Strohdecken, [2]
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Seite H52.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoratron.

September-^eft.

H. Götz ausgeführt, wie auch von dem Letzteren die Wand-Gemälde (Jagd-
szenen) herrühren. Besonders stimmungsvoll ist die lichte Farbe dieses
Raumes, welche bei den Möbeln in Elfenbeinton und Vergoldung, bei den
Stoffen und den Wandverkleidungen in lichtem Blau mit Gold und Trsme
gehalten ist, eine Gesammtstimmung, die ungemein festlich wirkt.

Sessel aus dem neuen Rathhaus in Pforzheim, Abbildung
Nr. 209. Zu der vor Kurzem stattgehabten Einweihung des neuen Pforz-
heimer Rathhauses, die unter Anwesenheit Sr. König!. Hoheit des
Großherzogs von Baden erfolgte, haben die badischen Städte als Fest-
gabe einen reichen Sessel gestiftet, welcher für den Vorsitzenden des Bürger-
Ausschusses in dem großen Sitzungssaal bestimmt ist. Derselbe ist nach dem
Entwürfe von Direktor Götz durch die Möbelfabrik der Gebr. Himmel-
heber in Karlsruhe ausge-
führt worden. Die in poly-
chromer Ledertechnik behan-
delte Rücklehne zeigt das
Wappen der Stadt Pforz-
heim, umrahmt von den
Wappenfriesen der stiftenden
Städte. Die Bekrönungs-
sigur der Rücklehne stellt eine
Allegorie der friedenstiftenden
Gerechtigkeit dar. Der prak-
tische Zweck dieses Möbels,
ein bequemer Sitz, ist
trefflich gelöst.

Ein Ersah für natür-
lichen Marmor u. Stnür-
marmor, dem der Name
„Hartmarmor" beigelegt wor-
den ist, wird neuerdings von
der zu diesem Zwecke be-
gründeten „Deutschen Hart-
marmorfabrik in Halle a. S."
dem Bauwesen dargeboten.

Ls handelt sich dabei aber
nicht um einen sogenannten
„Surrogatstoff", bei welchem
die Färbung und Äderung
des natürlichen Steins mit
größerem oder geringerem
Geschick künstlich nachgeahmt
ist, sondern um wirkliches
Gestein, dessen Färbung und
Struktur unverändert bleibt,
das aber auf künstlichem Wege
— gleichsam durch eine der
Natur zutheil werdende Nach-
hülfe — mit den Eigenschaften
großer Härte und Politur-
fähigkeit, sowie der Trans-
parenz ausgestattet wird. Und
zwar ist es der in Deutsch-
land in ungeheurer Menge
vorhandene Gipsstein, der
den Rohstoff des Hartmar-
mors bildet. Nachdem der-
selbe durch Sägen, Drehen,

Hobeln usw. die gewünschte
Form erhalten hat, was wegen
der Weichheit des Steines
verhältnißmäßig geringe
Kosten erfordert, wird er in
eigens konstruirten Besen vom Wasser befreit, dann mit einer Salzlösung
durchtränkt und nach erfolgter Erhärtung polirt. — Der dem Verfahren zu
Grunde liegende Gedanke ist an sich keineswegs neu; vielmehr haben seit
mehr als HO Jahren entsprechende versuche statttgefunden, die jedoch befrie-
digende Ergebnisse bisher nicht geliefert hatten. Theils war es nicht gelungen,
den Rohstoff völlig von Feuchtigkeit zu befreien, theils hatte man zur Tränkung
desselben ungeeignete Lösungen benutzt, theils war man auch bei der Aus-
wahl des zu härtenden Gipssteins nicht mit genügender Sorgfalt vorgegangen.
Meist waren die Salze nur wenige Millimeter in den Stein eingedrungen,
während der Kern Rohgips geblieben war; die so hergestellten Gegenstände
entbehrten daher genügender Festigkeit, verzogen sich oder erhielten Risse.

Das neue, von der deutschen Hartmarmor-Fabrik angewendete Verfahren,
dessen Erfinder die Herren Beyenbach und Majewski sind, beruht —
abgesehen von den vervollkommneten Einrichtungen zur Entwässerung des

Abbildung Nr. 209.

Entworfen von Prof. Herrn. Götz.

Gipses — vor Allem in der richtigen Wahl der zur Härtung desselben
dienenden Salzlösung. Ausgehend von der Erfahrung, daß Gips (Os. LOP
mit Kaliumsulfat (XzLOP sein bestes Doppelsalz bildet, daß es aber wegen
der zu schnellen, beinahe augenblicklichen Verbindung beider Stoffe nicht
möglich ist, eine völlige Durchtränkung des Gipses mit diesem Salze zu
erzielen, haben sie statt desselben das Kaliumsulfit (Ls 80g) gewählt, das
nur eine sehr geringe Neigung hat, sich mit Gips zu verbinden und in Folge
dessen den Stein vollständig durchdringt, das aber wie alle schwefligsauren
Salze durch allmähliche Bxydation leicht in Sulfat übergeht. Ls vollzieht
sich dieser Vorgang schon in etwa 2H Stunden und es tritt damit eine durchaus
gleichmäßige Erhärtung der ganzen Steinmasse ohne jede schädliche Neben-
erscheinung ein. Die erzielte Festigkeit ist eine sehr bedeutende; sie ist von

der kgl. Prüfungsstation für
Baumaterialien zu 95s IrZ
für 1 qoru im lufttrockenen
und zu 628 lrK für ^ czoru im
wassersatten Zustande ermit-
telt worden; die Wasser-Auf-
nahme beträgt etwa 0,36 »jo.

Was die Erscheinung
des Hartmarmors betrifft, so
wetteifert dieselbe an Schön-
heit der Farbe und Zeichnung
mit dem besten natürlichen
Marmor; da dieselbe von der
Beschaffenheit des Rohgipses
abhängt, so ist die Auswahl
vorläufig noch durch die
Brüche beschränkt, aus denen
sich die Fabrik den Bezug des
Stoffes gesichert hat. Sicher
werden im kaufe der Zeit
noch neue Brüche und damit
noch anders gefärbte und ge-
aderte Steinsorten erschlossen
werden. Ebenso ist es sehr
wahrscheinlich, daß es ge-
lingen wird, auch der Färbung
aus künstliche Weise nachzu-
helfen; versuche mit der Her-
stellung schwarzen Marmors
auf diesem Wege sollen ein
sehr befriedigendes Ergebniß
geliefert haben.

Der Preis der aus Hart-
marmor hergestellten Arbeiten
ist schon jetzt ein sehr niedriger
— nicht allein wegen der
Ersparnisse an Arbeitslohn,
sondern auch wegen der ge-
ringfügigen Kosten des Roh-
stoffs; denn gerade die am
schönsten gefärbten Sorten
von Rohgips find zur Ge-
winnung von Stuckgips am
wenigsten geeignet. Sollte
der betreffende Industriezweig
eine größere Ausdehnung sich
erringen, so dürften die Preise

^ . . .. , . noch weiter sich erniedrigen.

Gefiel aus dem neuen Rathhaus ... Pforzhe.m. Wenfalls können wir den

Ausgeführt von der Möbelfabrik Gebr. Himmelheber, Karlsruhe. Hachgenossen einen Versuch

empfehlen. (DeutscheBauzeitung.)

Pariser Neuheiten in Strohdecken.

(Schluß von Seite t,H7.)

Bei den eckigen Läufern fällt gewöhnlich eine Extra-Linfassung weg,
doch gibts auch solche mit zierlich geschwungenen Kanten, wo eine schmale,
geflochtene Borte dann herübergesetzt wird. Sind Taschen auf dem Wand-
läufer angebracht, so find dieselben ebenfalls bunt gemalt.

Die als (Ofenschirme zu benutzenden riesigen Fächer sind ebenfalls mit
Malerei, zuweilen sogar auch mit Stickerei ausgestattet und nach Belieben
zusammenzufalten oder auch nicht. Hierbei spielt leicht gekrepptes Stroh
wieder eine große Rolle und gibt zu den zierlichsten Verschlingungen Anlaß.
Einzelne Modelle sind abwechselnd aus krausen Streifen einer und glatten
einer anderen Farbe zusammengefügt und elegant genug, um in jedem Salon
ihren Platz zu behaupten, obgleich da im Allgemeinen wohl der Paravent
aus Seide oder Atlas in Bambuseinfassung an ihre Stelle tritt. —
 
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