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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 6.1895

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Schliepmann, Hans: Deutsche Meister des Kunstgewerbes, [2]
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Abel, Lothar: Ueber den ästhetischen Geschmack bei Anordnung einer Wohnung
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https://doi.org/10.11588/diglit.6759#0045

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Seite 26.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Februar-Heft.

erfüllt, eine Eigenschaft, die ihn zum Lehrer ganz besonders
befähigt macht, denn Genie läßt sich nicht lehren, wohl aber
sorgfältiges Feilen, Abwägen und Maßhalten.

Im Wesen eines so gearteten Aünstlerkarakters liegt es, daß
er in heiterer Lebensfreude sich ohne innere Erschütterungen aus-
lebt; ein faustisches Grübeln, ein himmelsstürmender Drang nach
dem bisher Unerhörten ist ihm fremd; seine leichtflüssige Fantasie
ist im letzten Grunde mehr eine kombinatorische als originale;
sie bricht nicht neue Bahnen, aber sie säet köstlichste Blüthen
in die gebahnten
Wege; sie schafft
nichts bisher Un-
erhörtes; was sie
aber schafft, ist
ganz rund und in
sich fertig. Damit
ist keineswegs ge-
sagt, daß eineni
so hervorragenden
Talent wie dem
vonHermannGötz
die Originalität
abgesprochen wer-
den muß; ein Blick
ausdieTrompeter-
Stand-Uhr würde
solchen Vorwurf
zu nichte machen
müssen. Es soll
nur die vorwie-
gend klassizistische
Richtung der Be-
gabung unseres
Aünstlers als aus
seiner ganzen Na-
turveranlagung
hervorgehend,hin-
gestellt werden.

Sein Talent hat
er durch die zier-
liche Anfangsvig-
nette allerliebst
selbst gekennzeich-
net: Unter einem
jugendlichen,frisch
fröhlichen Genius
gehen aus Aunst
und Handwerk in
inniger Verbin-
dung festliche, na-
turwüchsige Rosen

hervor. Das süd-
deutsche Uunstge- Abbildung Nr. 2S. Eck-Dekoration im

werbe darf sich

beglückwünschen, unter der liebevollen pflege eines so schaffenssrohen
und liebenswürdigen Meisters immer neue Früchte treiben zu können!

den ästhetischen ^

bei Mnordnnng einer

von Architekt Lothar von Abel.

enn wir in Erwägung ziehen, daß die große Wohlthat
eines geregelten Staats- und Hauswesens vor Allem
weisen Gesetzgebungen, den Wissenschaften und den ge-

ben

werblichen Ärmsten unseres Jahrhundert

Salon von Prof. H. Göff in Karlsruhe.

zu verdanken ist,
so müssen wir,
um diese Früchte
des Verstandes ge-
nießen zu können,
auch das Gefühl
für Ordnung, für
das Gute und
Schöne überhaupt,
richtig beurtheilen
und mit den heu-
tigen Lebensan-
schauungen zu ver-
einbaren suchen.
Bekanntlich ruht
der Aeim dieses
Erkenntnißver-
mögens in jedem
Menschen, aber
nur bei besser ver-
anlagten, bevor-
zugten Leuten ent-
wickeltsich dieselbe
von selbst und
bringt Früchte;
soll er aber auch
in den breiteren
Schichten keimen,
so muß er zuerst
sorgsam gepflegt
werden. Unsere
Universitäten und
viele andere Lehr-
anstalten haben die
pflege der Wissen-
schaften und des
Verstandes über-
nommen, aber die
pflege des guten
Geschmackes im
ästhetischen Sinne,
wobei nur die bil-
denden Aünste eine
Heils amejWirkung
Hervorbringen
können,wird leidev
betrieben und häufig sogar

Anstrich für feuchte Wände. Das Patentbureau von
von R. Lüders empfiehlt dafür Folgendes: Ein Theil Velseife
wird in vier Theilsn Wasser gelöst und die heiße Flüssigkeit mit
einer steifen Bürste auf der Fläche verrieben; nach 2^ Stunden
wird eine warme Alaunlösung, die s5 A Alaun auf s 1 Wasser
enthält, ebenso auf die Fläche ausgetragen und diese Abreibungen,
resp. Austragungen wechselweise so oft wiederholt, bis sich ein
glänzender Ueberzug gebildet hat, der vollkommen wasserdicht ist.

nur zu selten an unseren Schulen
ganz verabsäumt.

Die philosophische Untersuchung, ob es überhaupt ein aner-
kannt richtiges Gefühl für das Schöne gibt, führte allerdings
manchmal zu dem bekannten Wandel der Bedeutung des Begriffes
„Geschmack". Früherer Zeit war das Wort gewöhnlich nur in
sinnlicher Bedeutung gebräuchlich, während es heute im ästhetischen
Sinns Anwendung findet. Das Letztere setzt aber voraus, daß
dem guten Geschmack in der Aunst auch ein wahres Aunstver-
ständniß innewohnt. Und das geläufige Sprichwort, „daß sich
über den Geschmack nicht streiten läßt", kann daher nur auf die
 
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