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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 6.1895

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Minkus, Fritz: Unter den Zeichen des Empire
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Fischbach, Fr.: Die Bildende Kunst auf der Bühne
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https://doi.org/10.11588/diglit.6759#0210

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Oktober-Heft.

Seite s58. Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift

dieser „alten Zeit" — sie ist vorüber und — „äo mortui ml
nisi tzsus" — lassen wir es ihr, und mögen die, welche in ihr
das alleinige heil erblicken, an ihrer Wiedererweckung arbeiten
— aber auf künstlerischem Gebiete möge sie um Himmelswillen
todt bleiben — ganz todt — todt für alle Ewigkeit! Soll das
das Ende vom Lied sein, das so schön mit der deutschen Renais-

Abbildung Nr. 2^6. Fenster-Dekoration. Gez. v. Maler Dauer.

sance angehoben hat, der jämmerliche „Stil" — wenn man von
einem Stil der Stillosigkeit sprechen kann — unendlichster Trockenheit
und heillosester Geschmacklosigkeit, über den wir uns so lange
erhaben gefühlt und lustig gemacht haben — soll der unser
neues Evangelium werden?

Nein, nein, das darf er nicht, das wird er nicht — unser
Schönheitssinn wird wieder erwachen, wie er vor ein paar Jahr-
zehnten plötzlich erwacht ist, wir werden uns aufbäumen gegen
die gequirlten Stilmoden, die wir nur in einer Art künstlerischen
Halbschlafes annehmen können, und wir werden zurückkehren zu
unserem deutschen Stil, unserer ureigenen deutschen Renaissance:
dann aber heißt es aufmerken, daß nicht alle Stände ihren Triumph
dareinsetzen, so gut es geht, die Palast-Einrichtungen der Renais-
sance zu kopiren, sondern daß der Reiche den Renaissancestil der
Reichen, der Mittelstand die Einrichtungsweise des Mittelstandes
des s6. Jahrhunderts annehmen, und dann wird der Stil Stil
bleiben und nicht zur Mode werden. —

versiert» melallener lbegenstände mit einem gläinenden und mi-erltands-
fiihigcn Alnmininmiilienuge. von G. Meurer. Der mit metallischem
Glanze zu überziehende Gegenstand erhält zunächst einen Ueberzug
von Theerlack, den man soweit trocknen läßt, daß er eine gewisse
Konsistenz erhält. Zn diesen Theerlack wird dann fein pulverisirtes
Aluminiuni eingestreut, hierauf wird der metallene Gegenstand
in einen Muffelofen eingebracht und einem Hitzegrad von 300—350°
ausgesetzt. Dadurch verschmilzt das Aluminium mit dem Theerlack
zu einem glatten, silberglänzenden Ueberzug, der auch ein Abwaschen
von anhaftendem Schmutze gestattet, ohne darunter zu leiden. _

für Znnen-Dekora tion.

Dip lnldendp -HmM auf dev ^ühnp*).

Mu den süßen Alltagsgewohnheiten gehört, in den Zeitungen
^ die Quittung über den Empfang der Theatergenüsse zu lesen.
Man findet das eigene Urtheil mehr oder weniger bestätigt und
wird auf Mancherlei aufmerksam gemacht, das man zu wenig
beachtete. Zm Vordergründe des Referates steht mit Recht das
persönliche, nämlich die Verkörperung der künstlerischen Idee im
Gesang, Wort und Spiel. Ls wurde daher in früherer Zeit sehr
selten über das Beiwerk, über Dekorationen, Kostüme rc. berichtet.
Nur wenn Ausstattungsstücke, z.B.Feerien, Wandelbilder, National-
tänze rc. geboten wurden, berichtete man über besondere Leistungen.
Das ist jetzt anders geworden, denn es dämmerte mehr und mehr
die Erkenntniß auf, daß dieses Beiwerk von großer Bedeutung
sei. Ls gibt nur eine Sonne der Kunst, von welcher alle far-
bigen Strahlen ausgehen, waltet in der Farbenpracht die eine
Farbe vor, so dienen doch die anderen zur Erreichung des Zaubers
der „Harmonie". Der Wechsel der Sinneseindrücke ist noth-
wendig und erfreuend. Die Grenze ist aber festzuhalten, was
verklärte Kunst-Wahrheit im höheren Sinne und rohe Wirklichkeits-
Nachäfferei im trivialen Sinne ist. wer Nebensächliches zu sehr
bevorzugt, zieht die Aufmerksamkeit von der Hauptsache ab. —
Znteressant ist, wie verschieden die Begabung der Tonheroen für
prachtvolle Ausstattungen war. Meyerbeer und Wagner stehen
wohl obenan. Das Auge sollte gleichsam sehen, was die Töne
verkündetet. Die Prunkliebe des baulustigen Königs Ludwig II.
von Bauern kam der Bühne zu gut.

Daß beim Beginn der Oper und des Schauspiels in alter
Zeit die Fantasie das Beste beisteuern mußte, ist kein stichhaltiger
Grund, die reicheren Ausstattungen zu bekämpfen. Aus Mangel
an Mitteln und Können war man einseitig. Bewunderte man,
daß das Genie eines Darstellers vergessen ließ, wie armselig und
widersinnig Dekoration und Kostüm sei, so dürfen wir uns doch
heute herzlich darüber freuen, wenn Alles vortrefflich zusammen-
wirkt. Zudem haben wir heute andere Ansprüche und Opern
wie unsere Vorfahren, wer frug früher nach historischer Treue?
Unsere Museen und illustrirten Werke haben uns so belehrt, daß
wir böse Schnitzer bald entdecken und durch dieselben gestört werden.
Die Oper pflegt heute vielfach nur die Stimmungs-Musik. Liegt
der Schwerpunkt oft nur in der Polyphonie und nicht in dem
Zauber der Melodie, so verlangt der Zuhörer Ersatz durch ein
Bild, das den Tönen und der Situation harmonisch entspricht.
Es geht ihm fast wie dem Feinschmecker Don Zuan, den Grabbe
sagen läßt, er verlange vom Koch, daß sein Braten so lecker sei,
daß er die beste Musik überhöre, und vom Musiker, daß er den
Hörer die feinsten Gerichte vergessen mache. Ohr und Auge
können übrigens gleichzeitig schwelgen. Wie der feine wein aus
einem Römer besser wie aus einer Taffe schmeckt, so klingt auch
die Musik wirksamer, wenn die Umgebung künstlerisch schön ist.
Zn diesem Sinne ist also die Bühne ein ganz hervorragendes
Mittel, den Geschmack zu beeinflussen. Nach diesem Allgemeinen
kommen wir zu dem, was hier bereits erreicht und was weiteres
Ziel ist.

Wiesbaden hat das große Glück, ein Königliches Theater
zu besitzen, dessen Leiter vollstes verständniß für Kunstgenüsse hat,
die früher so stiefmütterlich gepflegt wurden. Zunächst wurde
erreicht, daß die Bühne den kostbarsten Rahmen für die wechselnden
Szenerien erhielt. Alle Welt gesteht, daß unser Zuschauerraum
unübertroffen schön ist und daß die neuen Dekorationen die ver-
wöhnteste Kritik aushalten. Der gesteigerte Fremdenbesuch ist
erfreulichste Anerkennung, welche Fortschritte sind in den letzten
Zahrzehnten auf den einzelnen Gebieten zu verzeichnen I Die per-

Da die Bühne ein großartiges Gebiet für reiche Innen-Dekorationen
ist, bringen wir diese Abhandluna auf besonderen Wunsch des Verfassers
zum Abdrucke. Die Schristleitung.
 
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