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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 6.1895

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Seydlitz, R. von: Der Japanische Stil für die Innen-Dekoration
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Luthmer, Ferdinand: Die Wilhelma bei Cannstatt
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https://doi.org/10.11588/diglit.6759#0140

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Teile s02.

Illustr. kunstg ew erb l. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Juni-Heft.

nur eines beiläufig zu erwähnen, so mußten zur Herstellung der
echt japanischen Horm der Rahmen und des Lattenwerkes eigens
abgeänderte Werkzeuge geschaffen werden. Die hauptnoth war
stets das Lackiren, eine Kunst, in der wir vor der Hand gegen
Japan erbärmlich zurück sind. Aber der Pioniergang brachte
auch seine Freuden mit sich. Es fehlte nicht an Erfolg und
allgemein begegnete der Versuch einem Seufzer der Erleichterung
und des Behagens in Kritik und Publikum.

Wie sehr es noth that, aus der Stilsklaverei heraus einen
freien Schritt ins Neue zu wagen, beweist der inzwischen von
England her mächtig vordringende, echt moderne und aus neuen
Grundideen aufgebaute „englische Stil"; wohl hat Japan neben
anderen Taufpathen
an seiner Wiege ge-
standen, aber er ist
frei und eigenartig auf-
geblüht, wie jene ja-
panischen Interieurs.

Und da nun der neue
Weizen blüht und reift,
darf der alte ver-
schüttet werden: die
„japanischen" mögen
ruhen!

Mh bei Mannstatt.

Von Herd. Luthmer.

ine Stunde von der württembergischen Residenz entfernt,
dicht bei Eannstatt, erhebt sich am Ufer des Neckar
das Königliche „Gartenhaus" Wilhelma inmitten
eines entzückenden Parks, der die weite und großartige Axen-
Anlage der altfranzösischen Gärten mit den landschaftlichen Reizen
der englischen Gartenkunst verschmilzt. Das Gebäude selbst, eine
anmuthige Kombination von Pavillons, Sälen, Blumenhäusern,
Kiosken, Säulenhallen und Veranden, interessirt noch heute aufs
höchste ebensowohl als eine Verwirklichung des poetischen Bau-
gedankens eines kunst-
sinnigen Fürsten, wie
als der erste Versuch,
auf deutschem Boden
den maurischen Stil
für derartige freie und
fantastische Anlagen
anzuwenden. Wenn
man sich vergegenwär-
tigt, wie zu der Zeit,
da diese Anlage ent-
worfen wurde, zu An-
fang der vierziger
Jahre, überall noch
die strenge klassische
Richtung als der allein
seligmachende Glaube
in der Architektur ge-
predigt wurde, wie
ferner zu jener Zeit
noch alle die Hülss-
mittel für die Kennt-
niß dieses exotischen
Stiles fehlten, die uns
inzwischen in dem
großen Alhambra-
Werk, in zahllosen
Fotografien, im Werke
von Drisss cl'^vsrr-

Lrichtrr Nach-
weis von Farben-
fälschungrn. Die
Versuchsanstalt
der deutschen Ge-
sellschaft zur Be-
förderung ratio-
neller Malver -
sahren (A. V.) in
München hat in der
Presse darauf hin-
gewiesen, daß viel-
seitig der Versuch ge-
macht wird, die echten
Farbstoffe, insbeson-
dere die echten Ultra-
marine, durch minder-
werthige und ge-
fälschte Produkte zu
verdrängen. Die Ver-
suchsstation macht nun
darauf aufmerksam,
daß es auch für den
Laien ein Leichtes ist,
derartige Fälschungen
zu erkennen. Man
nehme zu diesem Be-
hufs zwei ca. 30 Ar. haltende Medizingläschen, fülle dieselben zu
Dreiviertheilen eines mit Alkohol, das andere mit Salmiakgeist,
gebe in jedes ca. 3 Ar. des verdächtigen Farbstoffes, schütte tüchtig
durch und lasse den Farbstoff absetzen. Sind die Farben echtes
Ultramarinblau oder Grün, so muß die über der Farbe stehende
Flüssigkeit völlig farblos und klar sein. Ist die Flüssigkeit gefärbt,
so ist festgestellt, daß der Farbstoff nicht reines Ultramarin, sondern
mit irgend einem organischen Pigment gefälscht ist. Auf ein
Eisenblech gebracht und auf einer Weingeistlampe geglüht, ver-
ändern sich die echten Ultramarinfarben nicht. Die echten Ultra-
marine zählen zu den beständigsten Mineralfarben und sind für
Wassermalerei, wie auch für Gel-, Fresko- und Mineral-Malerei
verwendbar.

Abbildung Nr. >48. Kleiner Saal in derA>,Wilhelma"^ bei Lannstatt.

riss über die arabische
Kunst und vielen an-
deren in Fülle zur Ver-
fügung gestellt worden
sind, so muß uns die
höchste Bewunderung
für das Talent des
Architekten erfüllen,
der diese Anlage ge-
schaffen und bis ins
kleinste Detail, wenn

auch nicht immer stilstreng, so doch stets mit einem zutreffenden
Geschmack für das Passende durchgebildet hat. Es ist der weiland
Königlich Württembergische Hof-Architekt Ludwig von Zanth,
der seine Studien gerade in der Richtung der orientalischen Bau-
weise in Paris bei dem bekannten aus Köln stammenden Architekten
Hittorf gemacht hatte.

Im Jahre s8H2 genehmigte König Wilhelm von Würt-
temberg die ihm von Aanth^vorgelegten Pläne zu dem Wohn-
hause und den anschließenden Pflanzenhäusern. Vier Jahre
darauf wurde dieser Theil der Anlage durch ein Fest eingeweiht,
welches aus Anlaß der Vermählung des Kronprinzen mit der
Russischen Großfürstin Olga stattfand. Nachdem die Ausführung
der Kioske, der Säulengänge, der freien und bedeckten Treppen,
 
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