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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 6.1895

DOI Artikel:
Jaffé, Franz: Amerikanische Innen-Dekoration, [1]
DOI Artikel:
Zimmermann, Ernst: Das venezianische Kunstgewerbe der Gegenwart, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6759#0144

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Seite s06.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Juli-Heft.

Architektur und die Kunst der Dekoration ihre Hauptquelle neben der
französischen in der englischen Kunst; namentlich das weite Gebiet
der Farbe in Amerika, in dem Hervorragendes geleistet wird,
schließt sich englischen Vorbildern auf das Innigste an. Dort,
wie in England, begegnet man denselben so karakteristischen meer-
grünen, lichtblauen, gelbgrünen und röthlichgelben Tönen, die zu
merochromen Komposi-
tionen vereinigt,oft Räume
von entzückender Innen-
wirkung darstellen, indem
alle Farben eines Raumes
unter die Herrschaft einer
einzigen gestellt sind. In
dem Hervortreten der
Farbenwirkung in den
amerikanischen Innen-
Dekorationen ist denn auch
das eigentlich Aarakte-
ristische gegeben, während
das Formale als solches
in der Architektur zurück-
tritt. Man wird viel
weniger, wie in unseren
Zimmern der deutschen
Renaissance so häufig,
schwer profilirte Holz-
decken, vorgekröpfte Säu-
len und Aonsolengesimse
finden, dagegen mehrfach
Zimmer-Interieurs be-
gegnen, die nur auf Far-
benwirkungen hin kom-
ponirt sind, flache, wenig profilirte Holztheile und schön zusammen-
gestimmte Tapeten, Vorhänge usw. zeigen. Auf Material und
Farbenwirkung wird fast in allen amerikanischen Dekorationen
der Hauptwerth gelegt und in Räumen, wie auf Abbildung Nr. l65
dargestellt, die sonst einer eigentlichen Dekoration entbehren, bildet
das schöne Holzmaterial der Möbel den wirksamen Hauptschmuck

des Raumes. — Ebenso wie die durchschnittliche Außen-Architektur
amerikanischer Wohnhäuser, ist auch die der einfacheren Innen-
räume auf stilistisch und dekorativ sehr bescheidenen Prinzipien
basirt; man hat es sogar mehr als in Deutschland zu Durch-
schnitts-Möbeln und zu ebensolchen Innen-Einrichtungen gebracht,
die allerdings außerordentlich praktisch sind. Sie sind unter Ver-
meidung fast jeglicher
Handarbeit nach reinen
Nützlichkeit - Grundsätzen
aufgebaut, und zeigen keine
geschnitzten Mrnamente,
sondern dafür hydraulisch
eingepreßte Flachorna-
mente, die durch Maschi-
nen hergestellt werden.
Nicht mit Anrecht hat
inan diesen Stil für die
Möbel den „Maschinen-
stil" genannt, im Gegen-
satz zu der Außenerschei-
nung der meisten europä-
ischen Möbel, die als in-
dividuelle Aunstleistungen
so häufig erscheinen. Eine
Ausnahme hiervon ma-
chen diejenigen amerika-
nischen Möbel, welche
höheren und höchsten
Anforderungen genügen
sollen: man findet hierin
Aunstwerke, die von
europäischen Vorbildern
nur selten erreicht werden. — Das amerikanische Zimmer in
einfacheren Wohnhäusern unterscheidet sich von deutschen Kom-
positionen zunächst durch eine andere Wandtheilung. Während
die eigentliche Wand in lichten, Hellen Tönen entweder auf feinem
Putzuntergrund einen Farbenanstrich erhält oder tapezirt ist, bildet
den oberen Theil der Wand meistens ein Fries von ungewöhnlicher

Abbildung Nummer 152. Speise-Zimmer in einem amerikanischen Hause.

Das venezianische

»Hnnstgewerve dev

von Ernst Zimmermann. (Schluß aus dem Iuni-Heft.)

ist es, was Venedig neben diesen musivisch
verzierten Schmuckgegenständen, noch sonst an derartigen,
auf heimathlichem Boden erzeugten Gegenständen zu
liefern vermag. Seine schönsten Schätze gibt ihm zu diesem Zwecke
das weite Meer her, seine Schiffe tragen sie ihm von fernen
Gestaden herbei: Korallen, perlen und Perlmutter finden
hier ihre Bearbeitung. Zum Glücke ist hier weniger über Stil-
verletzungen zu klagen; bei diesen Materialien liegt eben der
Werth, um dessen willen sie geschätzt werden; in ihnen selber,
so daß die Kunst hier ebensowenig etwas gut, wie etwas schlecht
zu machen vermag. Nur ein geschicktes Schleifen, bei den Korallen
bisweilen, wenn auch selten ein Graviren, ein Schneiden, und der
Schmuck ist, in die richtige Fassung gebracht, fertig. Wenig sucht
man hierbei von den kostbaren Materialien zu verlieren, und
selbst die kleinen abfallenden Zähne der Korallen werden, auf-
gesammelt und aufgereiht, für ein paar Soldi als Kinderhals-
bänder verkauft.

Interessanter als diese auch anderswo anzutreffenden Schmuck-
sachen, sind die aus Gold und Silber hergestellten, da bei ihnen
wiederum ein lokales und nationales Element zur Geltung kommt.
An erster Stelle müssen hier die vielen langen, aus unendlich

zarten Gliederchen zusammengesetzten Kettchen genannt werden,
die über- und aneinandergereiht als Brust- und Halsschmuck
getragen werden sollen. Wahrscheinlich einem alten Bauernschmuck
entstammend — Häufung der Glieder und Reichthum an Ketten
sind ja ein Karakteristikum derselben — und für die vornehme
Welt verfeinert, wirken sie trotz ihres Reichthums an Einzelgliedern,
eben durch die zarte Auflösung des Edelmetalls ungemein an-
muthig und leicht, und lassen sich durch ein mannigfaches Kreuzen
und Vermehren der Ketten, sowie durch Einfügung kleiner perlen,
Korallenstückchen, Türkisen rc. aufs Mannigfaltigste variiren. Da-
neben wird auch, wie jetzt an so vielen Grten, die echte Filigran-
technik, die ja wiederum eine Bauernkunst ist, von Neuem be-
trieben, neben denen sich die jetzt leider auch bis hierher gedrungenen
Gußimitationen recht kläglich ausnehmen. Schließlich findet beim
Goldschmuck auch das Email seine Verwendung. Am ver-
breitesten sind hierin Nachahmungen alter venezianischer Münzen
und Siegel, bei denen sich vom farbigen Emailgrunde die nach
dem alten Typus sich gegenüberstehenden Gestalten des heiligen
Markus resp. seines geflügelten Löwen und des betreffenden
Dogen in knieender Haltung wirkungsvoll abheben. Die Reinheit
und Tiefe der Emailfarben ist hierbei bewundernswerth.

Noch immer ist hiermit das Gebiet des modernen venezia-
nischen Kunstgewerbes nicht erschöpft. Es ist fast unglaublich,
was Alles in dieser Inselstadt an Luxusartikeln für die weite
Welt geschaffen wird, und wie hierzu noch in den meisten Fällen
der alte Kunstbestand sich ausreichend erweist. So findet man
 
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