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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 7.1909

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Heft 10
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Veth, Jan: Alexandrinische Porträtmalereien
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https://doi.org/10.11588/diglit.4599#0459

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scheidet, nun mit harmloser Gewissenhaftigkeit auf-
zufassen und fast gleichgültig wiederzugeben ver-
steht. Er arbeitet mit dem Ernst eines Mannes, der,
Ägypter der er ist, dem unerbittlichen Tod etwas
zu entreissen sucht. Fleisch und Gebeine seiner
Modelle wird man leblos in Tücher wickeln, ihm
aber ist die strenge Aufgabe gestellt worden, die
allzu vergänglichen lebenden Züge in ungeschmink-
tester Weise, mit bleibender Farbe auf dem Täfel-
chen festzulegen. Bei solch frommer Absicht wird
strenge Beobachtung und unwandelbare Objektivität
zur heiligen Pflicht. Die Materie wird selbst in der
präparierten Mumie vergehen, doch was in dem
Angesicht von dem innerlichen Leben zu lesen war,
das soll der Künstler in
dauerhafter Wachsfarbe
vor Vernichtung be-
wahren.

Und was man sich
wünschte, es wurde er-
reicht.

Wir erblicken in
diesen Bildnissen nach
fast zwei Jahrtausenden
Menschen , deren Rang
oder Stand uns gleich
sein kann, die uns aber,
je nach ihrer Art, mit
einer Intimität an-
sprechen, als ob wir sie
seit lange gekannt hät-
ten. In der That lassen
sie uns keinen gleich-
massigen Typus sehen,
sondern Gesichter ver-
schiedener Rasse: Grie-
chen, Ägypter, Phöni-
zier, Syrier, Äthiopier,
Römer, von sehr aus-
einanderlaufendemCha-
rakter, unbefangen wie-
dergegeben. Verschie-
denartig: man rindet in
der Grafschen Samm-
lung kupfer- und scho-
koladenfarbige oder
bleiche, stutzerhaft eitle
oder sehr anmutige, un-
bedeutende oder cha-
raktervolle, edle und
würdige, aber auch ver- kranke frau

schrumpelte, schwächliche oder unzuverlässige Ge-
sichter.

Einzelne sind besonders ansprechend, so z. B.
dies dunkelfarbige, mit fester Hand gezeichnete,
etwas viereckige Gesicht eines klugen, etwa fünfzig-
jährigen Mannes, das Adolph Menzel zu dem Aus-
druck veranlasst haben soll, er wünsche etwas Der-
artiges gemalt zu haben ; oder das ä l'empire frisierte
Köpfchen eines schräg im Rahmen stehenden aller-
liebsten Mädchens; oder jener Kopf eines heiteren
Kauzes mit dunklem Kraushaar, den man für einen
Dandy aus dem siebenzehnten Jahrhundert halten
könnte; einen vermögenden, übermütigen und ge-
fallsüchtigen Jüngling: eine Art Alcibiades.

Doch das Beste in
allen diesen Bildern
scheint vereinigt in der
Abbildung auf dieser
Seite. Dies ist ein läng-
liches, pergamentartig
modelliertes Frauen-
gesicht auf magerem,
hölzernen vertrockne-
ten Hals, ohne jeden
Schmuck. Das schlichte
Haar, oben in einer dün-
nen Flechte aufgenom-
men, ist über den birnen-
förmigen Kopf weit
nach vorn, sittsam, zwei
Vorhängen ähnelnd, die
schmale Stirn entlangge-
kämmt, so dass es bei
den Schläfen fast bis an
die nahe beieinander
stehenden, dunklen, mü-
den Augen reicht, die
zwischen schweren Li-
dern und mit tiefen
Schatten darunter mit
starrer Ergebung tief
in unser Innerstes
blicken, mit der fieber-
heissen, verzweiflungs-
vollen Lebenszähigkeit
eines Menschen mit
Willen und Bestim-
mung, aber dessen
Existenz von einem ver-
hängnisvollen tödlichen
Übel untergraben wird;

SAMML. GRAF

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