Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0031
DOI Heft:
Heft 1
DOI Artikel:Glaser, Curt: Die Pariser Courbet-Ausstellung
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HONORE DAUMIER, „ZEICHNUNGEN AUS DEM SALON"
„SEIEN SIE DOCH KEIN SOLCHER BOURGEOIS, BEWUNDERN SIE WENIGSTENS DIESEN COUKBET!" J
DIE PARISER COURB ET-AUSSTELLUN G
VON
CURT GLASER
'V wei Jahre nach dem fünfzigsten Todestage
^ des Meisters ist endlich die Gedächtnis-Aus-
stellung für Courbet in Paris zustande gekommen,
nicht in einem staatlichen Museum, sondern im
Petit Palais, das der Stadt gehört. Zweiundfünfzig
Jahre nach seinem traurigen Ende hat man es
Courbet noch nicht vergessen, daß er sich gegen
die geheiligten Regeln der Akademie vergangen,
und daß er am Sturz der Vendomesäule mitschul-
dig gewesen. Vor dreißig Jahren hat es die Kunst-
verwaltung abgelehnt, eine Biographie des Malers
in die Reihe der Artistes celebres aufzunehmen.
Vor acht Jahren, als eine Gedächtnistafel am Ge-
burtshause Courbets in Omans angebracht wurde,
hielt es der Präfekt des Departements für unter
seiner Würde, auf die Einladung zu der Einweihung
nur zu antworten. Leonce Benedite, damals Kon-
servator des Luxembourg, der die Regierung ver-
treten sollte, schickte im letzten Augenblick ein
Absagetelegramm, er hatte „contre-ordre" erhalten.
Heute findet man an der Stelle, an der sonst das
Ehrenkomitee aufzumarschieren pflegt, mit Präsi-
denten und Ministern an der Spitze, im Katalog
der Courbet-Ausstellung nur die Namen des Kon-
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„SEIEN SIE DOCH KEIN SOLCHER BOURGEOIS, BEWUNDERN SIE WENIGSTENS DIESEN COUKBET!" J
DIE PARISER COURB ET-AUSSTELLUN G
VON
CURT GLASER
'V wei Jahre nach dem fünfzigsten Todestage
^ des Meisters ist endlich die Gedächtnis-Aus-
stellung für Courbet in Paris zustande gekommen,
nicht in einem staatlichen Museum, sondern im
Petit Palais, das der Stadt gehört. Zweiundfünfzig
Jahre nach seinem traurigen Ende hat man es
Courbet noch nicht vergessen, daß er sich gegen
die geheiligten Regeln der Akademie vergangen,
und daß er am Sturz der Vendomesäule mitschul-
dig gewesen. Vor dreißig Jahren hat es die Kunst-
verwaltung abgelehnt, eine Biographie des Malers
in die Reihe der Artistes celebres aufzunehmen.
Vor acht Jahren, als eine Gedächtnistafel am Ge-
burtshause Courbets in Omans angebracht wurde,
hielt es der Präfekt des Departements für unter
seiner Würde, auf die Einladung zu der Einweihung
nur zu antworten. Leonce Benedite, damals Kon-
servator des Luxembourg, der die Regierung ver-
treten sollte, schickte im letzten Augenblick ein
Absagetelegramm, er hatte „contre-ordre" erhalten.
Heute findet man an der Stelle, an der sonst das
Ehrenkomitee aufzumarschieren pflegt, mit Präsi-
denten und Ministern an der Spitze, im Katalog
der Courbet-Ausstellung nur die Namen des Kon-
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