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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

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Heft 1
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Chronik
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Auktionsnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0066

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lorbeer in großen Holzkübeln oder dergleichen zu ersetzen.
So wie es ist, haben sich weder Architekt noch Bauherr
die endliche Wirkung gedacht. Natürlich wird dann wieder
geschrien werden. Törichte Menschen schreien aber immer;
die Verständigen freuen sich über das in Sanssouci schon
Geleistete. K. Sch.

*

Die Herren Kurt Schwedtke und Rudolf Salewsky geben
unter dem Titel „Die bildende Kunst im neusprachlichen
Unterricht" einen Band heraus, der die englische Kunst be-
handelt. Im Vorwort werden unter der Überschrift „An unsere
Jugend" einige Daten zur Geschichte der Malerei mitgeteilt.
Sie seien hier wiedergegeben:

1400 Holland: Gebrüder van Eyck. — Italien: Giotto
1500 Italien: Michelangelo, RafFael, Leonardo da Vinci, Cor-
reggio. — Deutschland: Holbein, Dürer, Lukas Cranach
1600 Belgien: Rubens. — Holland: Rembrandt
1630 Spanien: Velasquez

1650 Frankreich: Claude Lorrain, Poussin. — Spanien: Murillo
Ein Kommentar erübrigt sich.

So belehrt man die Jugend! Alius.

FRANZÖSISCHE PRESSESTIMMEN ÜBER
DEUTSCHE KUNST

T"\ie Frage, ob es ratsam sei, Ausstellungen deutscher Kunst
im Auslande zu veranstalten, ist oft gestellt und in
sehr verschiedenem Sinne beantwortet worden. Kenner oder
solche, die sich dafür halten, haben vor allem davor gewarnt,
Werke jüngerer Künstler in Paris zu zeigen, und haben ein
sicheres Fiasko vorausgesagt. Im Anfang des Sommers ist
der Versuch mit einer Ausstellung zeitgenössischer deutscher
Graphik, die in den ehrwürdigen Mauern der Bibliotheque
Nationale Aufnahme fand, unternommen worden. Die Aus-
stellung war ohne Rücksicht auf etwaige Wünsche oder
Vorurteile des französischen Publikums zusammengestellt
worden, und der Empfang, der ihr in der Presse bereitet
wurde, beweist, daß es kein Fehler war, das zu zeigen,
was man bei uns als wertvoll erkannt zu haben glaubt.
Gewiß muß man die politische Disziplin der Pariser Presse

in Rechnung stellen, die selbst so wenig deutschfreundliche
Blätter wie den Figaro und die Action Franchise zu achtungs-
vollen Äußerungen veranlaßte, und die den Grundton einer
gegenüber Deutschland allgemein versöhnlichen Stimmung
in Äußerungen anklingen ließ, die an Locarno erinnerten.
Aber auch in solchem Zusammenhang wurde oft und nach-
drücklich darauf hingewiesen, daß die Ausstellung als solche
hohes Interesse verdiente und durch ihre hervorragenden
künstlerischen Eigenschaften der Annäherung der Völker
nützlich sei.

In der Beurteilung im einzelnen kehrt häufig die Be-
merkung wieder, die Deutschen seien von jeher Graphiker
gewesen. Die ausgezeichnete Wirkung der Ausstellung, die
ein allgemeines Erstaunen auslöste, wird vielfach auf die
Tatsache zurückgeführt, daß die deutschen Maler ihr Bestes
im Schwarz-Weiß zu geben hätten. So schreibt der Temps:
Der Deutsche ist mehr Zeichner als Kolorist. So schon
Dürer. Im Schwarz-Weiß sind sie in ihrem Element.
Sie nutzen mit ebensoviel Können wie Geschmack alle
Möglichkeiten eines Handwerks, das ihnen im Blute liegt.
So ist die Ausstellung von einem ganz besonderen Interesse.
Der Petit Parisien:

Die Graphik zählt heute in Deutschland hervorragend be-
gabte Künstler.
Die Ere Nouvelle:

Die Deurschen haben immer in der Graphik Hervor-
ragendes geleistet. Ihr Handwerk ist zur höchsten Voll-
endung gesteigert.
So hat die Ausstellung mit aller Deutlichkeit erwiesen,
daß die Franzosen durchaus bereit sind, die Leistung Deutsch-
lands auf dem Gebiete der Kunst rückhaltlos anzuerkennen.
Im einzelnen konnte man die Bemerkung machen, daß die
spezifisch deutschen Erscheinungen erheblich mehr Interesse
wecken als Kunstwerke, die unter dem Einfluß Frankreichs
entstanden, sich scheinbar dem französischen Geschmack an-
nähern. Der Franzose sieht in unserer Kunst den spezifisch
eigenen Ausdruck deutschen Wesens, und die Ausstellung
hat die Beurteiler darum vor allem in hohem Maße interessiert,
weil sie eben in der ihnen fremden und vielleicht nicht
immer ganz leicht zugänglichen Form die starke Äußerung
eines Volkstums erkannten und würdigten. G.

UKTIONSNACHRICHTEN

MISSBRÄUCHE
IM AUKTIONSWESEN

Die Mißstände im Berliner Auk-
tionswesen, auf die bei verschiede-
nen Gelegenheiten an dieser Stelle
in der vorsichtigen Form, die das heikle Thema verlangt, hinge-
wiesen wurde, sind durch den fast gleichzeitigen Zusammen-
bruch dreier Auktionshäuser in Berlin, dem der Konkurs
eines ebenfalls bekannten Unternehmens im Reiche voran-
ging, offenkundig geworden. Das Publikum, das vertrauens-

selig seine Habe dem Auktionator übergab, stellt die sehr
berechtigte Frage, wie es denn überhaupt möglich sei, daß
ein Auktionshaus in Zahlungsschwierigkeiten gerät, da es
doch nur der Treuhänder der Verkäufe ist, über deren
glänzenden Verlauf die in der Fach- und Tagespresse ver-
öffentlichten Berichte Rechenschaft geben.

Beide Voraussetzungen treffen in Wahrheit nicht zu, und
eben hierin sind die erwähnten Mißstände begründet. Der
Auktionator ist nicht Treuhänder, sondern in vielen Fällen
der wirkliche Verkäufer, und hinter der schwindelhaften
Fassade glänzender Auktionsergebnisse verbirgt sich nicht

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