Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

DOI Heft:
Heft 10
DOI Artikel:
Posse, Hans: Die XVII. Internationale Kunstausstellung in Venedig
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0450

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INTERNATIONALE KUNSTAUSSTELLUNG IN VENEDIG. EIN SAAL DES DEUTSCHEN PAVILLONS

DIE XVII. INTERNATIONALE KUNSTAUSSTELLUNG IN VENEDIG

VON

H. P O S S E

A m 4. Mai ist durch den Herzog von Bergamo als Ver-
rreter des Königs von Italien die XVII. internationale
Kunstausstellung feierlich eröffnet worden.

Die venetianische Biennale ist ein Muster konsequenter
Ausstellungstradition, die einzige internationale Veranstal-
tung großen Stils, die seit fünfunddreißig Jahren, nur durch
den Krieg unterbrochen, in regelmäßiger Folge einen Über-
blick des internationalen Kunstschaffens zu geben sucht. Nur
eine von Fremden und Einheimischen während der Sommer-
saison so sehr begünstigte Stadt wie Venedig mit seinem
Lido kann sich heute noch den Luxus einer solchen Zwei-
jährigen Ausstellungsperiode leisten, die in ihrem Tempo
die künstlerische Produktionsmöglichkeit überflügelt. We-
nigstens in dem Sinn, daß es heute immer schwieriger wird,
neben der gangbaren Durchschnittsproduktion aller zwei
Jahre Neues, noch nicht Gesehenes, zu bieten, nachdem
auch retrospektiv die ergiebigsten Gebiete der letzten Ver-
gangenheit längst ausgebeutet sind. So ist die Biennale, die
seit 1928, seit dem Ausscheiden Vittorio Piccas, unter der
intelligenten Leitung des bekannten Bildhauers Professor

Antonio Moraini steht, wohl ein Muster organisatorischer
und ausstellungstechnischer Leistung. Aber künstlerisch bietet
sie keine Überraschungen. Das Gewohnte, Traditionelle
überwiegt.

Die sehr umfängliche Darbietung der Kunst Italiens im
Zentralpalast empfängt einige Akzente durch größere Kol-
lektionen des Altmeisters Ettore Tito, Feiice Casoratis und
des vor zwei Jahren in Paris jungverstorbenen Amedeo
Modigliani, durch eine von Marinetti geleitete Heerschau der
Futuristen und eine wie diese vielumstrittene Abteilung der
in Paris tätigen Italiener und der zu Italien neigenden Pa-
riser Künstler mit dem Titel „Appels d'Italie", die von
Waldemar George und Mario Tozzi zusammengestellt wor-
den ist. Hinzutritt eine geschmackvoll aufgemachte Aus-
stellung internationaler Goldschmiedekunst, in der neben
Italien Belgien, Dänemark, Frankreich, England, Holland und
die Schweiz vertreten sind. Aber wenn heutzutage von einer
modernen internationalen Ausstellung zu verlangen ist, daß
sie aktuell sei, so wird diese Forderung im italienischen
Ausstellungsgebäude mehr durch die Betonung des politi-

426
 
Annotationen