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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

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Heft 3
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Louvre-Katalog
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Neugass, Fritz: Die Weltausstellung in Barcelona
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0145

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noch liegt über diesem Werk eine stumpfe Traurigkeit, die
beweist, daß Manet nicht den neuen Ausdruck gefunden
hat, um das Leben wiederzugeben."

Die Louvreverwaltung war gezwungen, endlich Werke

von Manet und Cezanne aufzunehmen. Man sieht, mit wel-
chen Empfindungen sie es getan hat. In diesen „Anleitun-
gen" rächt sie sich.

EWALD MATARE, LIEGENDE KUH. HOLZ

AUSGESTELLT IN DER GALERIE FERD. MÖLLER, BERLIN

DIE WELTAUSSTELLUNG IN BARCELONA

VON

FRITZ NEUGASS

"T\as Ausstellungsgelände ist durch seine natürliche Lage
begünstigt: am Rande der Stadt, zu Füßen des Berges
Montjuich und umsäumt von Hafen und Meer. Die Auf-
fahrt wurde monumental ausgestaltet. Man hat ein ganzes
Häuserviertel niedergelegt, um dem großen spanischen Platz
seine endgültige Form zu verleihen: mächtige Hotels, in
einem sachlich nüchternen Stil und Material umsäumen im
Kreis einen großen Brunnen in überladenem Barock; hier
kommen bereits die paradoxen Ideen der künstlerischen
Konzeption zum Ausdruck. Die vordersten Paläste öffnen
sich in breiten Kolonnaden im Halbrund gegen den Platz
und sind letzten Endes eine Erinnerung an die Berninischen
Säulenhallen vor Sankt Peter. In Rom ist es die Kuppel
Michelangelos, die das Ganze bekrönt und den Schlußakkord
bildet — in Barcelona öffnet sich der Platz zu einer breiten
Straße, die gerade zum Nationalpalast in die Höhe führt.
Zwei hohe eckige Türme flankieren den Eingang und unter-
brechen unvermittelt und dissonierend das Thema, das in
der Platzanlage angeschlagen wurde. Die Auffahrtstraße
erscheint zu kurz, die Terrassen liegen aufeinander statt
hintereinander und dem Nationalpalast fehlt jede Fern- und
Tiefenwirkung.

Die Einzelformen leiden an derselben Inkonsequenz.
Auch wirken die Bauten der einzelnen Staaten, die kleinen
Pavillons großer Firmen und die allzu aufdringliche Reklame
im wahrsten Sinne revoltierend. Reminiszensen der Re-
naissance, Konglomerate des spanischen Barock, neben der

neuen Sachlichkeit des zwanzigsten Jahrhunderts, Licht-
reklamen neben Heiligenbildern und Mauleselreiter neben
modernsten 8-Cylindern. Alle Gegensätze der internationalen
Großstadt treffen zusammen.

Frägt man nach dem Sinn einer solchen Weltausstellung,
so wird einem die Antwort nicht leicht. 250 Millionen
Peseten hat der Staat für seine beiden Ausstellungen in
Barcelona und Sevilla ausgegeben. Auf Rentabilität kann
er niemals rechnen. Andrerseits ist — wirtschaftlich be-
wertet — eine solche Ausstellung wirkungslos, unrationell
und überlebt.

Ästhetisch, künstlerisch und kulturell ist die Ausstellung
der „Spanischen Kunst" im Nationalpalast der höchste Aus-
druck und das gewaltigste Denkmal eines Volkes, das auf
eine große Vergangenheit zurückschauen kann. In 48 Sälen
sind nahezu 5000 Gegenstände zur Schau gestellt, die einen
Überblick des gesamten Kunstschaffens dieses Landes bieten.
Die wertvollsten Originale wurden aus allen spanischen Mu-
seen, Kirchen, Bibliotheken und privaten Sammlungen zu-
sammengebracht. Zur Vervollständigung des kunsthistorischen
Bildes wurden die bedeutendsten Denkmäler der Plastik
und Architektur in gewaltigen Abgüssen aufgestellt. Be-
gonnen mit den prähistorischen Tierbildern aus der Höhle
von Altamira über die Erzeugnisse griechischer und römi-
scher Provinzkunst auf iberischem Boden, die frühchrist-
lichen Goldgläser, Email- und Silberschreine, katalanische
Handschriften um die Jahrtausendwende — daneben die

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