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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

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Heft 8
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0370

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SEIFFERT-WATTENBERG, LIEGENDES MÄDCHEN

AUSGESTELLT IM KUNSTVERETN HANNOVER

UNSTAUSSTELLUNGEN

BERLIN
Die staatliche Kunstbibliothek unter
Leitung ihres Direktors Curt Glaser
zeigt in Gemeinschaft mit der Ge-
sellschaft für ostasiatische Kunst und
der deutsch-japanischen Gesellschaft
im Lichthof des Kunstgewerbemuseums eine so reich-
haltige als belehrende Ausstellung von Bildwerken und realen
Dokumenten des japanischen Theaters. Es ist eine theater-
geschichtliche Darbietung, wie sie so vollständig nicht leicht
wieder kann zusammengebracht werden. Alle Seiten der
japanischen Bühnenkunst werden erschöpfend dargetan in
Modellen, Plänen, Masken, Gewändern, Perücken, Schmink-
gerätei) und Bildern mancherlei Art. Einen großen Raum nimmt
dabei der Niederschlag des japanischen Theaterlebens im Far-
benholzschnitt ein. Von den frühen Blättern des Shunshö und
Bunshö über Sharaku, Utamaro, Hokusai, die Toyokunis bis
zur heutigen Wiederbelebung dieser alten graphischen Kunst
ist die ganze Entwicklung in teilweise vorzüglichen Exem-
plaren ausgebreitet. Und diese Holzschnittfolge gibt zusammen
mit einigen alten, erlesenen Tempel- und Nö-Masken dem
Ganzen die besondere, die künstlerische Note. Eine eigene
Wand gehört dem Meister des Schauspielerporträts Sharaku,
der wohl als der größte Holzschnittkünstler überhaupt zu gelten
hat. Er ist nicht ein Karikaturist, wie man manchmal glaubt,
sondern ein mit lapidar-geschliffenen Ausdrucksmitteln bis
zur äußersten Charakteristik vortreibender mächtiger Zeichner,
dessen kompositorische Kraft und dessen Empfindlichkeit
für Färb- und Valeurdifferenzen erstaunlich sind. — Deutlich

wird in dieser Ausstellung, wie fest der Japaner zu seinen
Traditionen steht, wie die Formen der mimischen Darstellung
die gleichen geblieben sind, und die Typen der Dramen ihren
Charakter von früh bis heute im wesentlichen bewahrt
haben. Und beschämend deutlich wird unserem lärmenden
Theatertreiben daran, was theatralische Kunst eigenlich sei,
sein könne und müsse, um den ihr eigentümlichen Stil ganz
zu erfüllen und ihre tiefe Symbolkraft wirkend lebendig zu
machen. — Ein knapp gefaßter Führer gibt die nötige An-
regung, Belehrung und Leitung durch diese vielfältig-inter-
essante Schau. Emil Preetorius.

MÜNCHEN

Die Neue Pinakothek ehrte den im vergangenen Jahre
verstorbenen Genremaler Mayr-Graz durch eine wohlgelungene
Gedächtnis-Ausstellung. Der feinsinnige Künstler spielt in
der Münchner Malergeschichte fast eine größere Rolle als
ein von Leibi hochgeschätzter Freund, denn als Meister-
schüler von Wilhelm Diez. Die Ausstellung erwies, daß
man den Künstler nicht zu sehr in die Nähe Leibis rücken
darf, daß er aber in seinen Werken der siebziger und acht-
ziger Jahren verwandten Genremalern, vor allem Grützner,
weit überlegen ist und daß Fortuny in Deutschland keinen
verständnisvolleren Bewunderer und individuelleren Schüler
gefunden hat als diesen Österreicher, dem Oberbayern zur
zweiten Heimat geworden war. Die Bilder der neunziger
Jahre enthüllen bereits alle möglichen Schwächen. Der
Künstler wollte mit seiner Zeit gehen, ohne dies verwirk-
lichen zu können.

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