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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

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Heft 4
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Liebermann, Max: Gasquets Cézanne-Buch
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0159

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GAS QU E T S CEZANNE-BUCH

VON

MAX LIEBERMANN

\ ls ich vor acht oder neun Jahren das Buch von
^ Gasquet gelesen hatte, war ich so begeistert,
daß ich Bruno Cassirer riet, es in deutscher Uber-
setzung herauszugeben. Aber große Schwierig-
keiten von französischer Seite stellten sich diesem
Vorhaben in den Weg und nur den fortgesetzten
Bemühungen von Seiten Bruno Cassirers und des
leider inzwischen verstorbenen Julius Elias ist es
zu danken, daß wir das Buch jetzt in ausgezeich-
neter Ubersetzung lesen können. Und wenn es
auch spät erscheint, doch nicht zu spät, denn die
ungeheure Wirkung Cezannes, besonders bei der
jüngeren Künstlergeneration, ist immer noch im
Wachsen begriffen. Über ihn, über sein Leben und
seine Kunst haben sich bereits Legenden gebildet,
und es tut dringend not, die Wahrheit über ihn
von einem Manne zu hören, der, wie Cezanne,
in Aix gebürtig, ihn von Jugend auf beobachtet
hat und um so genauer, als sein Vater ein Freund
des Malers war. Und als Gasquet, inzwischen zum

philosophischen Schriftsteller herangereift, den um
eine Generation älteren Maler, den er als Meister
verehrt, von Angesicht zu Angesicht kennen lernt,
war er wie kein anderer geistig vorbereitet, die
Biographie Cezannes zu schreiben.

Cezannes Jugend hat Zola im „L'oeuvre", wie
alle Zeitgenossen bestätigen, aufs treuste darge-
stellt, während der Verlauf des Romans etwa von
der Zeit an, da Claude Länder die Leiche seines
Sohnes malt, vom Dichter frei erfunden ist, immer-
hin so im Geiste Cezannes, das alles, was Zola
erfunden hat, der Meister hätte tun können.

Indem Gasquet in der Erzählung von Cezannes
Jugend also Zola folgt und folgen kann, setzt er
im weiteren Verlauf der Lebensbeschreibung seines
Helden mit fast philologischer Akribie auseinan-
der, was das Drama in des Meisters Leben war:
„Äußerste Reizbarkeit im Kampf mit abstrakter
Vernunft."

Cezanne war, wie Zola sagt: „Der verrückte

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