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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

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Heft 11
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Emil Orlik
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Germain Pilon, La Tour, Girardon, Pater, Les Lemoyne,
Lancret und Tocque vorliegen, wird unter der Leitung von
Georges Wildenstein nach einheitlichen Gesichtspunkten
herausgegeben. Außer der umfangreichen monographischen
Einleitung, chronologisch geordneten Regesten zu Leben
und Werk der einzelnen Künstler, einem kritischen Verzeich-
nis der Werke und einer vollständigen Bibliographie wird
das gesamte heute erfaßbare Oeuvre in ausgezeichneten
Lichtdrucken veröffentlicht. Die bis jetzt erschienenen Bände,
von Fachkennern wie Babelon, Besnard, Francastel, Gebelin,
Huard, Ingersoll-Smouse, Reau, und Comte Arnauld Doria
unter ständiger Mitarbeit von Wildenstein bearbeitet, bilden
mit der Behandlung des wissenschaftlich noch so wenig er-
schlossenen achtzehnten Jahrhunderts einen Grundstock, um
den sich die Monographien älterer Künstler wie Fouquet oder
Poussin sowie die der klassischen Meister des neunzehnten
Jahrhunderts, wie David, Ingres, Manet und andere, scharen
werden. Gleichzeitig erscheinen Bände über die Architektur
vom Mittelalter bis zur Neuzeit, über einzelne Architekten
und über die Kleinkünste, so daß bei dem raschen und ziel-
sicheren Fortgang des großzügig angelegten Unternehmens
in wenigen Jahren ein Standardwerk über die französische
Kunst vorliegen wird. Eine Fülle bisher unbekannter
Schätze aus entlegenen Sammlungen und aus Privatbesitz
wird hier Hand in Hand mit der kritischen Bearbeitung zu-
tage gefördert, und gerade die bis jetzt vorliegenden Werke
über das Dix-huitieme tragen einem fühlbaren Bedürfnis
Rechnung, die Zusammenhänge innerhalb der kontinuier-
lichen Entwicklung der französischen Malerei vom siebzehnten
Jahrhundert bis in die jüngste Gegenwart hinein klarer zu
durchleuchten. W. R. Deusch.

Malerei des Q_uatrocento
Raimond van Marie, The Development of the
Italian Schools of Painting. Band IX bis XI. The
Hague, Martinus Nijhoff, 1927 bis 1929.

Die Geschichtsschreibung der italienischen Malerei war
die Tat kritischer Kenner. Vasaris Vite blieben nicht nur
quellenmäßig, sondern auch ihrer biographischen, jeder
historischen Morphologie fernstehenden Anlage nach das
Vorbild für alle späteren Darstellungen. Auf ihnen fußt
die bis vor kurzem unerreicht gebliebene History of Pain-
ting in Italy von Crowe und Cavalcaselle, die als erste
unter Anwendung stilistischer Prinzipien in bis auf unsere
Tage maßgebender Weise Vasaris Werk bearbeiteten, eine
Leistung, die von späteren, wie vor allem Milanesi und den
reichen Einzelforschungen der letzten Jahrzehnte ergänzt
und von Jahr zu Jahr erweitert wurde. Eine voll befrie-
digende Zusammenfassung des gesamten, unendlich detail-

EMIL

Zu den Sechzigjährigen gehört nun auch Emil Orlik.
Er ist sicher einer der bekanntesten deutschen Maler
und Zeichner. Die Ursache ist einerseits ein gesunder
Sinn für lebendige Aktualität, eine stete Bereitschaft alle
und alles zu zeichnen und so den Wahlspruch Menzels
Zu verwirklichen: „nulla dies sine linea"; anderseits nötigt
Orlik immer wieder die Aufmerksamkeit auch der An-
spruchsvollen auf sich durch ein sehr zuverlässiges Kön-

lierten Stoffes ist auch Venturi in seiner Storia dell' Arte
noch nicht gelungen, da einzelne Gebiete nur ganz flüchtig
gestreift, andere dagegen durch neue Spezialergebnisse un-
gewöhnlich stark in den Vordergrund gestellt werden. Das
Handbuch unserer Zeit zu schaffen, hat erst Raimond van
Marie unternommen in seiner auf zwanzig Bände berechneten
Geschichte der italienischen Malerei, von der soeben die das
Quattrocento behandelnden Bände IX bis XI vorgelegt wurden.

Man kann nur mit größter Achtung an dieses Werk
herantreten, das in einer bisher auf keinem Gebiete erreich-
ten Vollständigkeit sämtliche Erscheinungen in den Rahmen
einer fortlaufenden Entwicklungsgeschichte einzuspannen
sich bemüht. Die Kenntnis des Denkmälermaterials ist so
groß, daß selbst auf abseits liegenden Spezialgebieten so-
viel neue Tatsachen zutage gefördert werden, wie man sie
in reihenweisen Jahrgängen vieler Kunstzeitschriften ver-
geblich suchen würde. Auf Grund genauesten Quellenstudiums
und unter Kenntnis der gesamten weitverzweigten Literatur,
die in den reichlich eingestreuten Anmerkungen kritisch ver-
arbeitet wird, ist mit feinstem Kennerblick und unter Bei-
gabe von etwa vierhundert guten Abbildungen für jeden
Band alles erfaßt, was dem augenblicklichen Stande der
Kunstforschung zugänglich ist.

Die Anordnung des Werkes folgt dem biographischen
Schema, ohne jedoch in der Reihenfolge das entwicklungs-
geschichtliche Moment des Aufbaus außer Auge zu lassen.
So enthält Band IX, der in das toskanische Quattrocento
überleitet, die Bearbeitungen der Meister Lorenzo Monaco,
Masolino, Sassetta, Giovanni die Paolo, Sano di Pietro, Do-
menico di Bartolo und andere, also die noch durchaus als
Ausläufer des Trecento anzusprechenden Erscheinungen. Zum
erstenmal wird so in einer Geschichte der italienischen
Malerei Masolino von Masaccio getrennt, der erst im folgen-
den, die erste Generation der eigentlichen Quattrocentisten
umfassenden Bande zusammen mit Fra Angelico, Paolo
Uccello, Domenico Veneziano, Castagno, Filippo Lippi, Pe-
sellino und Neri di Bicci behandelt wird, während Band X
mit Piero della Francesca, Gozzoli, Baldovinetti, den Polla-
juoli, Verrocchio und Cosimo Roselli bereits in die zweite
Jahrhunderthälfte überleitet. Es ist immer schwierig, unter
Beibehaltung des biographischen Schemas das Entwicklungs-
geschichtliche in gleich starker Weise zu betonen, und es
ist, wie auch hier, unmöglich, die durch die verschiedene
Lebenszeit bestimmte Überschneidung der einzelnen Er-
scheinungen in ihrer entwicklungsgeschichtlichen Funktion
zu vermeiden. Trotzdem ist hier, wie am schärfsten der
Fall Masolino-Masaccio erweist, eine Möglichkeit gegeben,
Zusammengehöriges und sich Widerstrebendes in der rich-
tigen Weise anzuordnen und dadurch eine manchmal jähe
Klarheit in die allgemeinen Zusammenhänge zu bringen.

W. R. Deusch.

ORLIK

nen, das eigentlich nie versagt. Er ist ein Schauspieler,
der keine Rolle verdirbt. Hinzu kommt, daß er seit Jahr-
zehnten ein ausgezeichneter Lehrer ist, dem viele junge
Künstler von Ruf ihre Grundlagen verdanken. Dieser be-
wegliche Künstler, der viele Richtungen schon hat gehen
und kommen sehen, ist innerhalb der deutschen Kunst
noch heute, was er schon vor dreißig Jahren war. Das
spricht für Eigenschaften, die selten geworden sind.

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