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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

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Heft 4
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Utitz, Emil: Benedetto Croce
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Für höhere Lehranstalten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0198

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HEDWIG RUETZ, BILDNIS EINES KOREANERS

AUSGESTELLT IN DER GALERIE J. CASPER, BERLIN

BENEDETTO CROCE
Benedetto Croce, Gesammelte philosophische Schriften
in deutscher Übertragung. Herausgegeben von Hans Feist:
Kleine Schriften zur Ästhetik; in zwei Bänden aus-
gewählt und übertragen von Julius von Schlosser. — 1929,
Verlag von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen.

Croce ist heute ohne Zweifel der führende Kunst-
theoretiker Italiens. Die Wirkung seiner Lehren erstreckt
sich auch auf Deutschland, wie andererseits Croce deutscher
Philosophie viel verdankt. All das rechtfertigt diese Gesamt-
ausgabe, von der jetzt die kleinen Schriften zur Ästhetik
vorliegen. Croces bekannte Kunstbestimmung lautet, Kunst
sei eine Gefühlsspannung, eingeschlossen in den Kreis einer
Darstellung; und darin soll die Gefühlsspannung die Dar-
stellung vertreten, und die Darstellung die Gefühlsspaunung.
So erhebt er sich über den Streit um Inhalt und Form,
denn das Gefühl ist gestaltetes Gefühl und die Gestalt ge-
fühlte Gestalt: „Ein Gedanke ist für uns nur Gedanke, wenn
er in Worten formulierbar ist, eine musikalische Phantasie
nur, wenn sie sich in Töne verdichtet, eine malerische Ein-
bildung nur, wenn sie farbig ist." Nimmt man einer Dich-
tung ihr Metrum, ihren Rhythmus, ihre Worte, bleibt nicht
etwa der poetische Gedanke übrig, sondern nichts. „Die
Dichtung ist als diese Worte, dieser Rhythmus und dieses
Metrum geboren." Das sind Anschauungen, denen ich freudig
zustimmen kann. Aber unsere Wege trennen sich, wenn
Croce aus seinen Voraussetzungen ableiten will, daß es kein
„Fächerwerk" von Kunstgattungen gibt. Sicherlich ist es ein

Verdienst, immer und immer wieder auf die Einheit der
Kunst zu verweisen und auf die geheime Blutsverwandtschaft,
die alle große Kunst umspannt, aber Malerei, Plastik, Lyrik usw.
sind doch keine äußerlichen Etiketten, vielmehr Ausdruck
ganz bestimmter Gesetzlichkeiten, die in ihrer Weise
andere Kunstzweige nicht verwirklichen können. Die Ab-
hängigkeit der Dichtung vom Wort beweist ja gerade ihre
Bindung an die künstlerischen Wesensmöglichkeiten der
Sprache. Und Croce selbst ist doch eifrig und mit Erfolg be-
müht, das Verständnis von literarischen Werken zu erhellen.
Die Leser dieser Zeitschrift werden besonders seine Beiträge
zur Theorie und Kritik der Kunstgeschichte interessieren,
zum Beispiel die gründlichen und fesselnden Auseinander-
setzungen mit Fiedler und Wülfflin. Eine Polemik ist hier
gewiß nicht am Platz, vielmehr über alles Trennende weg
das Bekenntnis, daß es sich bei Croce um einen Kunst-
theoretiker von hohem Range handelt, um einen, der Kunst
und Künstler oft erstaunlich nahe steht, darum in anderer
Richtung auch gründlich abirrt, und der jedenfalls wert
ist, gehört zu werden. Keiner wird ohne innere Anregung
und Förderung diese Stimme vernehmen.

Emil Utitz.

*

FÜR HÖHERE LEHRANSTALTEN

Ein Schulbuch ist erschienen: „Deutsches Leben, Lese-
buch für höhere Lehranstalten." Von vier Studien- und
Oberstudiendirektoren herausgegeben. Im Prospekt ist ein
Bilderverzeichnis gegeben. Darin liest man: „Häschen,
Nach einem Gemälde von Albrecht Dürer. Ritter, Tod
und Teufel, Nach einem Gemälde von Albrecht Dürer.
St. Hieronymus im Gehäuse. Nach einem Gemälde von
Albrecht Dürer." Tüchtige Jugenderzieher.

GEORG SCHRIMPF, MÄDCHEN

AUSGESTELLT IN DER BERLINER SEZESSION

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