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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

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Heft 7
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Rings um Frankfurt
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Carl Hofer in Wien
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Das Schicksal der Sammlung Figdor
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0326

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einige der seltenen Fayencen aus Winterthur, mehrere große
Fayenceöfen und eine große Anzahl gemalter Schweizer
Scheiben der Renaissance, die in die Fenster eingelassen
sind. Es ist zu wünschen, daß diese kleine Sammlung auch
außerhalb Frankfurts Beachtung finde. —

Das mit dem Geburtshause Goethes verbundene Frank-
furter Goethemuseum konnte bisher aus Platzmangel nur
einen Bruchteil seiner Bestände der Öffentlichkeit zu-
gänglich machen. Um dem abzuhelfen, hat das Frankfurter
Freie Deutsche Hochstift zu einer „Deutschen Volksspende
für Goethes Geburtsstätte" aufgerufen, die vor allem eine
bauliche Eweiterung der Sammlungsräume durch Hinzunahme
der beiden Häuser nördlich des Goethehauses und deren
Einrichtung ermöglichen soll. Die Stadt Frankfurt hat diese
beiden, aus Goethes Zeit stammenden Patrizierhäuser für
das Goethemuseum kostenlos zur Verfügung gestellt, und
man darf hoffen, daß bis zum Goethejahr 1932 die Frankfur-
ter Goethesammlungen in ihrem ganzen Umfange dargeboten
werden können. —

Der internationale Verband für Wohnungswesen in Frank-
furt beabsichtigt, ein internationales Wohnungs- und Bau-
museum in Frankfurt ins Leben zu rufen. Die Sammeltätig-
keit soll sich auf das gesamte Gebiet des Wohnungswesens
erstrecken und Fragen der Volkswirtschaft, der Sozialpolitik,
der Hygiene, der Bautechnik, der Wohnkultur, des Siedlungs-
wesens und des Städtebaues museal zur Darstellung bringen.
Wanderausstellungen sollen dann das erst noch zusammen-
zustellende Material auch anderen Ländern und Städten zu-
gänglich machen. —

Das Kunstgewerbemuseum hat in Verbindung mit der
Frankfurter Bibliophilengesellschaft eine reizvolle Ausstel-
lung „Das deutsche illustrierte Buch des achtzehnten Jahr-
hunderts" eröffnet und damit auch in kunstgeschichtlicher
Hinsicht einen wertvollen Beitrag zu einem bisher noch wenig
erschlossenen Gebiet geliefert. Vorgeführt werden zunächst
Erzeugnisse Süddeutschlands aus der ersten Hälfte des acht-
zehnten Jahrhunderts, dann die Buchillustration Berlins mit
Meil und Chodowiecki und des Leipziger Oeser-Geyer-Krei-
ses. Es folgen die Schweizer mit Geßner an der Spitze,
neben ihm Lips, Lavater und der Maler Müller, ferner Wien,
einige andere Städte und schließlich die Klassizisten mit
Füger und Bernhard Rode.

DARM STADT

Das Hessische Gewerbemuseum, eine vorbildliche Samm-
lung großer und einfacher Formen des Kunstgewerbes aller
Zeiten, war vor kurzem aus finanziellen Gründen in seinem
Weiterbestehen ernstlich bedroht. Diese Gefahr ist nun in
der Hauptsache glücklich abgewendet worden. Wenn auch
das Institut als selbständiges Staatsgut nicht erhalten bleiben
kann, so sind wenigstens seine bedeutendsten Schätze vor
einem Verkauf sichergestellt. Bei der geplanten Umorgani-
sation wird der bisherige verdienstvolle Leiter im Amt blei-
ben, auch soll die wertvolle Bibliothek dem Institut erhalten
werden. —

Aus Anlaß der Jahrhundertfeier der Stadt Darmstadt
plant der Kunstverein eine retrospektive Ausstellung von
Werken der Darmstädter Malerei von 1730—1830, die aus

öffentlichem und privatem Besitz zusammengebracht wer-
den soll.

MAINZ

Es besteht der Plan, das 1900 gegründete Gutenberg-
museum zu einem Weltmuseum der Druckkunst auszubauen.
Hierfür hat die Stadt Mainz zwei Patrizierhäuser in der Nähe
des Domes zur Verfügung gestellt. Eine drucktechnische Ab-
teilung, in der alle Druckerpressen und Werkstätten seit
Gutenberg betriebsfertig aufgebaut werden sollen, wird einen
großen Teil der neuen Räumlichkeiten beanspruchen; außer-
dem sollen die einzelnen Länder und ihre führenden Offi-
zinen gesonderte Schauräume erhalten, ebenso eine Ab-
teilung „Das schöne Buch" und eine weitere „Zeitungsdruck".
Dem Museum ist eine Bibliothek angegliedert, die alle wich-
tige Literatur über die Buchdruckerkunst sammelt.

OFFEN BACH

Das Deutsche Ledermuseum hat sich in wenigen Jahren
unter der Leitung Prof. Hugo Eberhardts zu einer Sammlung
von hohem Rang entwickeln können. Durch die Beschrän-
kung auf den Werkstoff „Leder", dessen Bearbeitungsmög-
lichkeiten und Verwendungsarten vielseitig sind, ist es ge-
lungen, in der Lederstadt Offenbach eine Art spezialisierten
Kunstgewerbemuseums zu schaffen; durch die Zusammen-
stellung von Lederarbeiten aller Zeiten und Völker erscheint
hier die Geschichte der bildenden Kunst auf einem Sonder-
gebiet, das von den Kunstgewerbemuseen bisher wenig be-
achtet worden ist, in eindrucksvoller Darstellung.

Gravenkamp

*

CARL HOFER IN WIEN
Die Neue Galerie veranstaltet die erste Kollektivausstel-
lung Carl Hof ers in Wien; sie umfaßt eine Auswahl von über
vierzig Bildern und vielen graphischen Blättern, an deren
Zusammenbringung sich der Künstler selbst ausgiebig be-
teiligt hat, so daß ein vortreffliches Bild seines gegenwär-
tigen Schaffens zustande gekommen ist. Seine fernab von
allen Moderichtungen und kunstpolitischen Strömungen ge-
wachsene vornehme Kunst ist in Deutschland zu wohl be-
kannt, als daß es ihrer neuerlichen Erörterung bedürfte.

H. T.

DAS SCHICKSAL DER SAMMLUNG FIGDOR
T~\ie langwierigen Verhandlungen über die Figdor-Auktio-
nen haben zu einer endgültigen Regelung in dem Sinne
geführt, daß die ganze Sammlung in zwei Teile zerlegt wird,
deren erster Teil noch im Laufe dieses Jahres in einer Wie-
ner Juni-Versteigerung und in einer Berliner September-
Versteigerung auf den Markt gebracht wird. Die Juni-Auk-
tion umfaßt die Textilien und die berühmten mittelalterlichen
Bildteppiche, ferner Goldschmiedearbeiten, Möbel des Mittel-
alters und der Renaissance sowie die Zinn- und Bleisammlung,
während die im September im Hotel Esplanade in Berlin
stattfindende Auktion die Gemälde und die Skulpturen des
Mittelalters und der Renaissance ausbieten wird. Die Ge-
samtleitung liegt in den Händen von Paul Cassirer-Berlin
und Artaria und Glückselig in Wien.

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