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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

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Heft 10
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Deusch, Werner R.: Das Unbekannte Meisterwerk
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Basler, Adolphe: Fälscherskandale
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0455

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haben, bleibt in diesen kostbaren Bänden wenigstens in
meisterhaften Wiedergaben erhalten. Berücksichtigt sind
gleichmäßig alle europäischen Malerschulen: Italien, die
Niederlande, Deutschland, Frankreich, Spanien und England.
Alles auch nur entfernt Zweifelhafte ist sorgfältig fernge-

halten worden, um eine Sammlung von Meisterwerken zu
schaffen, die in solcher Zahl und Auswahl wenige euro-
päische Museen geschlossen aufzuweisen vermögen. Das
großzügige Unternehmen wird in seiner Gesamtheit einst ein
Standardwerk europäischer Wissenschaft darstellen.

W. R. Deusch.

FÄLSCHERSKANDALE

VON

ADOLPHE BASLER

Tn dieser Saison hat es einige arge Skandale gegeben und
die Reihe scheint noch nicht abgeschlossen zu sein:
Fälscher-Affären, Erpressung von Meisterwerken, die re-
nommierte Künstler in ihrer Jugend produziert haben sollen,
Inkompetenz von Händlern und Spekulanten.

Fangen wir bei den Fälschern an. Ich bin oft in der
rue des Beaux-Arts vor dem Geschäft von Cazot vorüber-
gegangen. Ich habe dort Bilder zehnten und hundertsten
Ranges gesehen, Schinken, wie man sie in den Buden von
unzähligen kleinen Trödlern sieht, unter deren Schundware
sich — wer weiß! — vielleicht doch einmal ein verborgener
Schatz finden könnte. Eigentlich ist das aber nur eine Sage.
Einige glückliche Auserwählte haben vielleicht einmal in
grauer Vorzeit, zu Lebzeiten des Barons Lacaze, in solchen
Winkeln Watteaus, Chardins usw. aufstöbern können.
Schnüffler würden vielleicht noch jetzt einmal etwas finden.

Heute, wo das Kunstwerk ein Massenartikel geworden
ist, erstehen Fälscherwerkstätten zu Hunderten. Daß einige
Pseudo-Millets einem ahnungslosen Händler von jenseits des
Kanals in die Hände praktiziert wurden, der seine Galerie
mit sieben von Cazot hergestellten Millets eröffnete, und
dann einen echten J. F. Millet refusierte*: dieses hätte die
Bombe noch nicht zum Platzen gebracht. Denn ein Kunst-
händler wird sich hüten, seine Ahnungslosigkeit an die
große Glocke .zu hängen. Auch war diese Angelegenheit
nur für den britannischen Kaufmann, einen Pariser Graphik-
händler und ein paar Schubjacke peinlich, die ebenso mit
gemalter Leinewand zu jobbern angefangen hatten, wie vor-
her mit den alten Lumpen, durch die sie während des
Krieges reich geworden waren. Hätte die Frau des Fälschers,
die mit ihrem Mann in Scheidung lag, ihm nicht einen von
ihm gefälschten Kitsch entwendet, um ihn außerhalb seines
Kundenkreises zu verkaufen, so wäre die saubere Ge-
schichte wohl nie herausgekommen und die Fabrik der
falschen Millets würde wahrscheinlich noch in voller Blüte
stehen, wie so viele Werkstätten ähnlicher Art, Druckereien
falscher Banknoten und andere gutgehende Gewerbe und
Industrien, obwohl sie von der Polizei verfolgt werden.
Wir wollen uns übrigens mit der Psychologie des Fälschers
ebenso wenig beschäftigen wie mit der des Gimpels, der
ihm auf den Leim geht. Aber, ohne das Können oder das

* Le Journal, 10. Mai 1930.

Wissen der Maler herabsetzen zu wollen, möchte ich hier
von zwei oder drei unbedingt authentischen Tatsachen be-
richten.

Ein mir befreundeter Maler, der ein hervorragender
Kommentator der alten und neuen Meister ist, überredete
mich eines Tages, mit ihm zu einer Jahrmarktsbude zu
gehen, um mir dort seinen dreifachen Glücksfund anzu-
sehen: einen Manet, einen Degas und einen Henri Rousseau.
Mein zwölfjähriger Sohn wäre nicht einen Augenblick dar-
auf hereingefallen; er hätte unbedingt sofort erkannt, daß

FRANS HALS, BILDNIS ADAM VAN HASEVELT
SAMMLUNG GOUDSTIKKER. 110 : 81 cm

AUS DEM BUCH „DAS UNBEKANNTE MEISTERWERK'4
VERLAG KLINKHARDT & BIERMANN, BERLIN

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