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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

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Heft 7
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Kunstausstellungen
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Post, Hermann: Neues aus Amerika
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Berliner Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0324

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zum Schweben zu bringen, ihm Aufschwung zu verleihen.
Einmal mit den Mitteln gräcisierender Ruhe, dann wieder
mit Hilfe eines leichten, übertragenen Barock. Das stark
Subjektive aber läßt Kolbe besser beiseite. Zu seinen besten
künstlerischen Tugenden gehört eine Distanz zu seinen
Werken und zu sich selbst.

Wir verfolgen die Arbeit dieses sehr ernsten Künstlers nun
schon fünfundzwanzig Jahre. Sie war ein ununterbrochenes
Lernen und sich selber Belehren. Kolbe begann fast un-
geschickt; heute gibt es in Deutschland keinen Erfahreneren.
Nie wird der Betrachter enttäuscht; diese Kunst ist zuver-
lässig in all ihrer Leichtigkeit. Denn die Leichtigkeit ist
erarbeitet. Abgesehen von dem menschlich Bekenntnis-
artigen, das oben angedeutet wurde — und das sehr zarr,
sehr rücksichtsvoll, mit sehr viel Sympathie angedeutet sein
soll —, tut Kolbe nie zu viel und nie zu wenig. Seine Kunst
hat Gleichgewicht: in der ausdrucksvollen Sprache der
Silhouetten, im zarten Spiel der Flächen, in der Geschlossen-
heit selbst des Bewegten. Diese Kunst ist maßvoll von Natur.
Sie hat darum die Melodie des schönen Maßes. K. Sch.

VAN DIEMEN UND DR. BENEDICT
T"\ie Umgruppierung im Marggraf-Konzern, die der Tod

Albert Loeskes zur Folge hatte, wirkt sich in einer
Konzentrierung der bisher selbständigen Einzelfirmen aus.
Van Diemen und Dr. Benedict haben sich in den großen
Geschäftsräumen der Bellevuestraße zusammengefunden, die
bisher der China-Handlung Dr. Otto Burchard gehörten,
während diese sich in den zwei Läden der Friedrich-Ebert-
Straße einrichtet, die bisher die Firmen Dr. Benedict und
Dr. Burg beherbergten. Die neue Doppelfirma Van Diemen
und Benedict, 'die sich ausschließlich dem Handel mit alten
Gemälden widmet, zeigt zur Eröffnung ihrer neuen Räume
eine Ausstellung deutscher Bildnisse des achtzehnten Jahr-
hunderts. Man hat diesen Porträts, die zahlreich in fürst-
lichen Häusern hingen, wenig Beachtung geschenkt, so lange
sie nur als Ahnengalerien gewertet wurden. Haben die ver-
änderten Zeitverhältnisse auch diesen wohl behüteten Kunst-
besitz gelockert, so hat der Handel ein Recht, sich für seine
bessere Bewertung einzusetzen, da die hervorragendsten
deutschen Bildnisse der Zeit den Vergleich mit den in aller
Welt geschätzten französischen und englischen Porträts des
achtzehnten Jahrhunderts kaum zu scheuen brauchen. Ge-
wiß ist die Qualität ungleich, zumal nicht selten Bildnisse
in mehrfacher Ausfertigung verlangt wurden. Aber von einem
Meister wie GrafF gibt die Ausstellung eine vorzügliche
Anschauung. Auch Pesne ist mit einer Reihe höfischer
Porträts gut vertreten. Von Mengs sieht man ein farben-
prächtiges Bildnis. Anna Dorothea Therbusch zeigt sich in
dem Porträt der alten Gräfin Wartenberg von ihrer besten
Seite. Die große internationale Malerei des achtzehnten
Jahrhunderts hat ihre tüchtigen Vertreter auf deutschem
Boden gefunden. Trotz vielfacher Bemühung der Kunst-
geschichte hat sich diese Erkenntnis noch kaum durchge-
setzt. Setzt sich jetzt eine große Kunsthandlung für das
zu Unrecht stiefmütterlich behandelte Gebiet ein, so darf
man ihr Erfolg wünschen, da sie an einer Umwertung mit-
wirkt, die der Schätzung deutscher Kunst in einer zu wenig
beachteten Epoche dienen wird. G.

NEUES AUS AMERIKA
T~\as Metropolitan Museum in New York steht, obwohl das
^-J letzte Jahr den Besuch von i 300000 Besuchern ver-
zeichnenkann, einem Defizit von etwa 88ooooDollars gegen-
über. Die Verwaltungskosten betrugen im Jahre 1929 1636472
Dollars. Das Defizit ist zurückzuführen auf die außeror-
dentliche Vergrößerung der Sammlungen und auf die daraus
entstehenden Mehrkosten der Verwaltung.

84 Radierungen von Rembrandt wurden im Februar bei
Harlow, Mc Donald & Co. versteigert. Das Hundertgulden-
blatt (endgültiger Zustand) brachte 35 000 Dollars, die Dar-
stellung Christi 8500 Dollars.

Das Detroit Institute of Ans hat im Jahre 1929 Werke
von Kolbe, Lehmbruck, Hofer, Beckmann und Corinth (von
diesem 5 graphische Blätter) erworben.

Bei Durand-Ruel fand im Februar eine Ausstellung von
Handzeichnungen französischer Künstler statt.

The Cleveland Museum of Art (Cleveland) hat eine „Krö-
nung der Jungfrau" erworben, das Conrad von Soest zugeschrie-
ben wird. Das Bild gehörte der Sammlung Haindorf in Münster.

Von dem Museum of modern Art in New York wird für
den April eine Klee-Ausstellung geplant.

Im Wodsworth Atheneum in Hartford (Connecticut) ist
eine Ausstellung von Italienern des sechzehnten und sieb-
zehnten Jahrhunderts eröffnet worden, unterstützt von Mu-
seen, Kunsthändlern und Sammlern des ganzen Landes.
Man geht wohl nicht fehl mit der Annahme, daß wegen
des Knappwerdens der „Ware" neue Gebiete für den Handel
gewonnen werden sollen.

In den Reinhardt Galleries (New York) wurden Bilder
von Picasso und Derain gezeigt. Etwa zwanzig von jedem.
Die Galerie befindet sich in demselben Gebäude, in dessen
zwölftem Stockwerk das „Museum of modern Art" unter-
gebracht ist. In dieser Weise liegen in der Fiftyseventh
Street (der Kunststraße) die Kunstsalons oft nicht nur
neben-, sondern auch übereinander.

Eine Sammlung von hundert Werken amerikanischer
Kunst kommt nach Europa. Sie soll zuerst in Stockholm
ausgestellt werden. Hermann Post (New York).

BERLINER AUSSTELLUNGEN

Bei Bruno Cassirer wird die schon seit einigen Monaten
geplante Ausstellung von Zeichnungen Th. Th. Heines
Mitte April eröffnet.

In der Galerie Viktor Hartberg stellte der seit 1923 in
Paris arbeitende Lemberger Maler Zygmunt Menkes aus.
Seine Bilder stehen etwa zwischen Kleinschmidt und Woll-
heim. Der Gesamteindruck dieser das Zionistische betonen-
den dekorationslüsternen Malerei ist nicht erfreulich.

In der Berliner Secession wurde eine Ausstellung der
Rheinischen Secession eröffnet. Wir werden im nächsten
Heft darüber berichten.

Ebenso wird noch von den Zeichnungen und Aquarellen
zu sprechen sein, die G. W. Rössner in der Aula der Staat-
lichen Kunstschule zeigt.

Sympathisch, wenn auch sehr anspruchslos, sind die Alt-
Berliner Kinderbuch-Illustrationen, die zum 100. Geburtstag
von Oskar Pletsch in der Staatlichen Kunstbibliothek aus-
gestellt sind.

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