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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

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Heft 1
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Kunstverkäufe
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Münchner Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0064

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Kunstverkäute

T Tnter der Bezeichnung „International Service of art to
^-^ industry" haben Bruno Paul, der hier lebende Lucian
Bernhard, der amerikanische Maler Rockwell Kent und Paul
Poiret in den Räumen des „Art Centre" eine Ausstellung
„Harmonized Rooms" veranstaltet, in der auch Abbildungen
von Bauten Erich Mendelsohns gezeigt werden.

Die beiden größten Auktionshäuser in New York, „The
American art Galleries" und „Andersen" haben während der
Saison 1928/29 für mehr als neun Millionen Dollar Ver-
käufe zu verzeichnen. Bemerkenswert ist die neuerdings stark
hervortretende Nachfrage für Americana. Fast 600000 Dollar
von der oben genannten Summe kommen auf frühe ameri-
kanische Möbel. Ein Mahagoni Highboy wurde, zum Beispiel,
mit 44000 Dollar bezahlt (Abbildung), ein Armsessel mit
33000 Dollar (Abbildung). Der Highboy ist 1770 in Phila-
delphia von William Savery für die Familie van Peet im
Stil Chippendales hergestellt, der Armsessel im „French-
Chippendale"-Stil im selben Jahr von Randolph in Phila-
delphia.

Anläßlich dieser Rekordpreise hat der Präsident des
Metropolitan-Museums im „New York American" vom Erwa-
chen eines neuen Nationalgefühls gesprochen und eine neue
„Declaration of Independence" verkünder, in dem Sinne,
daß Amerika nun nicht länger künstlerisch auf die Alte Welt
angewiesen sei. — Mehr Interesse als diese beiden Stücke
verdieuten aber die noch früheren Möbel mit holländischem
Einschlag.

ARMSESSEL, PHILADELPHIA. 1770

IN NEW YOKK VERSTEIGERT FÜR 33 OOO DOLLAR

Eine Ausstellung zeitgenössischer Graphik der letzten
fünfzig Jahre hat das Metropolitan-Museum of Art in vier
Räumen veranstaltet. Von deutschen Graphikern sind ver-
treten: Feininger, Grosz, Großmann, Käte Kollwitz, Kubin,
Partikel und Schmidt-Rottluff; vor allem aber Liebermann
und Slevogt, „the two Maxes," wie der „New York Ameri-
can" schreibt.

Die Erich Galleries in New York haben den „Blue Boy"
von Romney, der 1789 gemalt wurde, an einen nicht ge-
nannten amerikanischen Sammler für einen Preis verkauft,
der (nach den New York Times) zwischen 250000 und
300000 Dollar liegt. Erich hatte das Bild in England von
einem Neffen J. Pierpont Morgans erworben. Romney selbst
hat seinerzeit 250 Dollar für das Bild erhalten.

Das bekannte Bild von Gainsborough „The blue Boy",
das vor einiger Zeit in die Sammlung Huntingten in Cali-
fornien gelangte, kostete 640000 Dollar.

Ein dritter „Blue Boy", ebenfalls von Romney, befindet
sich noch in England.

Auch aus altem englischen Familienbesitz erwarb Erich
einen reizenden kleinen Fra Angelico (19:20,5 cm), der so-
wohl von Venturi wie auch von Gronau beglaubigt isr.

H. P.

MÜNCHENER
AUSSTELLUNGEN

Der Glaspalast ist dieses Jahr ohne besonderes Interesse.
Die Stuckgedächtnisausstellung bewies aufs neue das ursprüng-
lich starke kunstgewerbliche dekorative Talent dieses ver-
späteten Böcklinnachfahren, dem gewiß manches einfiel, dessen
Kunst aber als absolute Malerei betrachtet allzu häufig et-
was peinlich wirkt. Die holländische Schau brachte einen
für München willkommenen Überblick der neueren Entwick-
lung dieser Malerei. Aber bei aller Anerkennung der Ta-
lente, vor allem Toroops und Konijnenburgs — von älteren
Meistern wie Breitner nicht zu reden — und allen Respekt
vor der Geschicklichkeit eines Sluijters, vermißte man doch
eine wirklich ganz große, gestaltende Kraft. Freilich dart
nicht verschwiegen werden, daß man leider aus Holland eine
Reihe von wichtigen Bildern nicht gesandt hat, die von dem
vorbereitenden Komitee ausgesucht worden waren.

Die Neue Sezession war diesen Sommer äußerst regsam.
Die drei von ihr veranstalteten Ausstellungen darf man als
durchaus gelungen bezeichnen. Zunächst die sogenannte Früh-
lingsausstellung, in denen Entwürfe und Zeichnungen uns
in das Wollen der älteren und jüngeren Mitglieder Einblick
verschaffte, dann eine sehr würdige Corinthschau (die Werke
Corinths haben neben denen Münchs die fortschrittlichen
Münchner Maler in den letzten Jahren sehr glücklich ange-
regt). Die große Sommerausstellung ist höchst lebendig. Als
wesentliches Fazit möchten wir die immer stärkere Abwen-
dung von der intellektuellen Malerei bezeichnen. Die zu-
nehmende Freude an einem naiven Sensualismus ist unver-
kennbar. Die Malerei gewinnt an Frische, man scheut sich
auch nicht mehr „schön" zu malen, das Malhandwerk wieder
zu pflegen. Besonders charakteristisch dafür sind die neuesten
Arbeiten von Achmann und Erich Glette. Es hat vielleicht einen

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