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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

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Heft 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0094

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ANSELM FEUERBACH, NYMPHE, MUSIZIERENDE KINDER BELAUSCHEND. UM 1864

BASEL, KUNSTHALLE

HERMANN UHDE-BERNAYS' FEUERBACHBUCH

T^s ziemt sich bei dieser Gelegenheit auch dessen zu ge-
denken, dem die Schätzung Feuerbachs Entscheidendes
verdankt. Hermann Uhde-Bernays hat eben jetzt zum hun-
dertsten Geburtstag einen beschreibenden Katalog sämt-
licher Gemälde Feuerbachs herausgegeben. Das Buch ist
im Verlag F. Bruckmann, München, erschienen und ist die
vervollständigte und bereicherte zweite Auflage des im
Jahre 1913 in der Deutschen Verlagsanstalt, Stuttgart, in der
Reihe der „Klassiker der Kunst" erschienenen Feuerbach-
Bandes. Wer den Künstler genau studieren will, wird gut
tun, beide Auflagen zu benutzen. In der neuen Auflage
ist der Oeuvre-Katalog das wichtigste. Mit Bezug auf dessen
Zuverlässigkeit melden sich Stimmen, die behaupten, es
seien einige Bilder zu viel aufgenommen worden. Die Be-
rechtigung dieses Einwandes ist nur nachzuprüfen, wenn
man sich eingehend mit der Materie beschäftigt und die
bestrittenen Originale kennt. Vielleicht wird die nun fol-
gende Diskussion der Feuerbachkenner Klarheit bringen.

Für dieses Mal soll nur gesagt werden, daß ein gut ge-
arbeiteter Oeuvre-Katalog eines Malers des neunzehnten
Jahrhunderts an sich schon erfreulich ist. Denn gemeinhin
wird die Kunst des neunzehnten Jahrhunderts von den Kunst-

gelehrten dieser Ehre für unwürdig gehalten. Freilich ist
Feuerbach nicht einer der wichtigsten modernen Maler.
Darum ist dieser wissenschaftliche Katalog ihm auch nicht
günstig. Denn er enthüllt alle Schwächen und Wieder-
holungen, er zeigt Feuerbachs Abhängigkeit vom Modell
und seinen Mangel an gestaltender Phantasie. Dadurch wird
das Buch aber auch entscheidend für die Kenntnis und Be-
urteilung des Feuerbachschen Lebenswerks.

Uhde-Bernays folgt dem Goethewort: „Einen verehren!"
Und das hat, selbst wenn man Feuerbach nicht so hoch zu
stellen vermag wie er es tut, etwas menschlich Sympathi-
sches. Hingabe ist immer schön.

Der Textdruck und die Wiedergabe der Bilder ist vor-
trefflich, die Anordnung so praktisch, daß die Benutzung
des Buches erleichtert wird. Ein Einwand wäre nur gegen
die Heliogravüren zu erheben. Es ist Brauch geworden,
daß vor allem Kunsthändler dem Verlag diese Beilagen spen-
den. Natürlich sind es dann Reproduktionen von Gemälden,
die im Besitz der betreffenden Kunsthandlungen sind. Dem
naiven Leser erscheinen so die als Heliogravüren reproduzierten
Bilder als die wichtigsten des Künstlers, weil sie als kost-
bar hervorgehoben werden; es sind aber nicht die wichtigsten.

K. Sch.

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