Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0096
DOI issue:
Heft 2
DOI article:Lamm, Albert: In Memoriam Curt Herrmann
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FALTSCHEMEL (IN DER MITTE) UND ZWEI STÜHLE. FLORENZ, 16. JAHRHUNDERT
AUSGESTELLT BEI 1IERRM ANN GERSON, BERLIN
An dem skeptischen Intellektualismus nahm Herrmann
kaum rechten Anteil; aber er liebte diese Geselligkeit und
überstand sie gut. Er genoß dabei vor allem die schöne
Freiheit und die freie Schönheit der Welt, und mit kind-
licher Gläubigkeit wollte er dieser Welt die Freude an aller
Schönheit wiedergeben, in der er sich so glücklich fühlen
konnte. Zwischen ihm und dem Intellektualismus der Zeit
lag eine Kluft. So war sein Verhältnis zur Wirklichkeit im
Grunde schon ein schmerzliches. Er war eine unbefangenste
Natur, und doch war er vor allem Wirklichen nie unbe-
fangen. Ahnungslos in dem, was er damit tat, wich er der
Realität überall aus. Und so kam der Intellektualismus als
Lückenbüßer in seine Malerei. Er wollte sein inneres Ver-
hältnis zur Schönheit ganz rein darstellen, wollte wissen-
schaftlich — an die Wissenschaft „glaubend", wie alle un-
wissenschaftlichen Menschen — die absolute Schönheit er-
arbeiten. Mit dem Neoimpressionismus begann er. Den
variierte er zu einem eigensten Verfahren, mit dem er sich
TISCH, FLORENZ ODER SIENA. UM 1500
AUSGESTELLT BEI HERRMANN GERSON, BERLIN
72
AUSGESTELLT BEI 1IERRM ANN GERSON, BERLIN
An dem skeptischen Intellektualismus nahm Herrmann
kaum rechten Anteil; aber er liebte diese Geselligkeit und
überstand sie gut. Er genoß dabei vor allem die schöne
Freiheit und die freie Schönheit der Welt, und mit kind-
licher Gläubigkeit wollte er dieser Welt die Freude an aller
Schönheit wiedergeben, in der er sich so glücklich fühlen
konnte. Zwischen ihm und dem Intellektualismus der Zeit
lag eine Kluft. So war sein Verhältnis zur Wirklichkeit im
Grunde schon ein schmerzliches. Er war eine unbefangenste
Natur, und doch war er vor allem Wirklichen nie unbe-
fangen. Ahnungslos in dem, was er damit tat, wich er der
Realität überall aus. Und so kam der Intellektualismus als
Lückenbüßer in seine Malerei. Er wollte sein inneres Ver-
hältnis zur Schönheit ganz rein darstellen, wollte wissen-
schaftlich — an die Wissenschaft „glaubend", wie alle un-
wissenschaftlichen Menschen — die absolute Schönheit er-
arbeiten. Mit dem Neoimpressionismus begann er. Den
variierte er zu einem eigensten Verfahren, mit dem er sich
TISCH, FLORENZ ODER SIENA. UM 1500
AUSGESTELLT BEI HERRMANN GERSON, BERLIN
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