noch auf den fahrbaren Hausrat alter Zeiten zurückweist,
sind in ihrer tadellosen Erhaltung ebenso seltene Stücke
wie der aus Holzstäben konstruierte, zusammenfaltbare
Sessel, der traditionell als Savonarola-Stuhl bezeichnet wird,
wie endlich der eleganteste in dieser Reihe, der fein ge-
schwungene Schemel, den Rafael dem Papst Julius II. auf
seiner „Messe von Bolsena" als Armstütze gab.
Ein reich ausgestatteter, von Frida Schottmüller muster-
gültig bearbeiteter Katalog wird die Erinnerung an diese
schöne Ausstellung bewahren, deren Besuch nicht dem
Sammler allein empfohlen sei. Denn jene Stimmung der
Sauberkeit und Klarheit, der unaufdringlichen Zweckerfüllung,
die wir an dem guten Möbel unserer Zeit schätzen, geht
nicht minder von diesem altertümlichen Hausrat aus, der
trotz seiner vielfach der Architektur nachgebildeten Profile
und Gesimse, Pilaster und Säulen in seiner einfachen und
schlichten Erscheinung vorbildlich für alle spätere Möbel-
kunst geblieben ist. —r.
CHARLES CRODEL, KARTON ZU EINEM MUSIKZIMMER. AUSSCHNITT
AUSGESTELLT IN DER JURYFREIEN KUNSTSCHAU
JURYFREIE KUNSTSCHAU
Jn einer Zeit wie der unseren, der es an der Sicherheit
'ner einhelligen künstlerischen Überzeugung fehlt, wird
er Grundsatz der Juryfreiheit zur einzig möglichen Aus-
cnt in dem Dilemma mangelnder Einheit des Urteils.
Us dem Chaos aber, in das eine vollkommen unjurierte
Umstellung sich lösen muß, gibt es wiederum nur den Aus-
weg der Diktatur, den Hermann Sandkuhl mit Takt und
Geschicklichkeit zu finden gewußt hat. Dieser Maler be-
Sltzt die seltene Fähigkeit, sich in das Wesen anderer Künstler-
Personhchkeiten einzufühlen. Weil er alles versteht, läßt
er vieles gelten. Auch er übt eine Jury, indem er seine
unstier, wenn nicht anders, so durch die Art der Hängung
bevorzugt. Aber er jurierc weniger die Leistung als die
Persönlichkeit. Ist er von der Reinheit eines Willens über-
Zeugt, so kritisiert er nicht die Form seiner Verwirklichung
im Werke.
Für einen Ausstellungsleiter, der nichts sein soll als ein
Mittelsmann der Künstler, ist dieser Optimismus der Be-
scheidenheit die beste Tugend. Der Kritiker darf ihn nicht
teilen, da sein Urteil nicht den Willen, sondern die Leistung
zu treffen hat. Die Spanne aber zwischen diesen beiden
Polen des Schaffens ist oft weit, selbst in den anmutigen
Kompositionen des phantasiebegabten Charles Crodel, der
in einem großen Entwurf für ein Deckengemälde tiepoleske
Kühnheiten zu erneuen wagt. Der Reiz der Skizzenhafcig-
keit bleibt der beste Teil dieser Wandbilder, die das letzte
vorwegnehmen. Überzeugend setzt sich die starke Begabung
des Bildhauers Gerhard Mareks durch. Erinnert seine Ge-
stalt der „Prophetin" an Rodins Balzac, so ist sie doch eigen-
artig genug, um als ein starker Wurf bezeichnet zu werden.
Man möchte wünschen, dieser Künstler sollte den letzten
Mut zur Unbefangenheit finden, um sich von Absichtlich-
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sind in ihrer tadellosen Erhaltung ebenso seltene Stücke
wie der aus Holzstäben konstruierte, zusammenfaltbare
Sessel, der traditionell als Savonarola-Stuhl bezeichnet wird,
wie endlich der eleganteste in dieser Reihe, der fein ge-
schwungene Schemel, den Rafael dem Papst Julius II. auf
seiner „Messe von Bolsena" als Armstütze gab.
Ein reich ausgestatteter, von Frida Schottmüller muster-
gültig bearbeiteter Katalog wird die Erinnerung an diese
schöne Ausstellung bewahren, deren Besuch nicht dem
Sammler allein empfohlen sei. Denn jene Stimmung der
Sauberkeit und Klarheit, der unaufdringlichen Zweckerfüllung,
die wir an dem guten Möbel unserer Zeit schätzen, geht
nicht minder von diesem altertümlichen Hausrat aus, der
trotz seiner vielfach der Architektur nachgebildeten Profile
und Gesimse, Pilaster und Säulen in seiner einfachen und
schlichten Erscheinung vorbildlich für alle spätere Möbel-
kunst geblieben ist. —r.
CHARLES CRODEL, KARTON ZU EINEM MUSIKZIMMER. AUSSCHNITT
AUSGESTELLT IN DER JURYFREIEN KUNSTSCHAU
JURYFREIE KUNSTSCHAU
Jn einer Zeit wie der unseren, der es an der Sicherheit
'ner einhelligen künstlerischen Überzeugung fehlt, wird
er Grundsatz der Juryfreiheit zur einzig möglichen Aus-
cnt in dem Dilemma mangelnder Einheit des Urteils.
Us dem Chaos aber, in das eine vollkommen unjurierte
Umstellung sich lösen muß, gibt es wiederum nur den Aus-
weg der Diktatur, den Hermann Sandkuhl mit Takt und
Geschicklichkeit zu finden gewußt hat. Dieser Maler be-
Sltzt die seltene Fähigkeit, sich in das Wesen anderer Künstler-
Personhchkeiten einzufühlen. Weil er alles versteht, läßt
er vieles gelten. Auch er übt eine Jury, indem er seine
unstier, wenn nicht anders, so durch die Art der Hängung
bevorzugt. Aber er jurierc weniger die Leistung als die
Persönlichkeit. Ist er von der Reinheit eines Willens über-
Zeugt, so kritisiert er nicht die Form seiner Verwirklichung
im Werke.
Für einen Ausstellungsleiter, der nichts sein soll als ein
Mittelsmann der Künstler, ist dieser Optimismus der Be-
scheidenheit die beste Tugend. Der Kritiker darf ihn nicht
teilen, da sein Urteil nicht den Willen, sondern die Leistung
zu treffen hat. Die Spanne aber zwischen diesen beiden
Polen des Schaffens ist oft weit, selbst in den anmutigen
Kompositionen des phantasiebegabten Charles Crodel, der
in einem großen Entwurf für ein Deckengemälde tiepoleske
Kühnheiten zu erneuen wagt. Der Reiz der Skizzenhafcig-
keit bleibt der beste Teil dieser Wandbilder, die das letzte
vorwegnehmen. Überzeugend setzt sich die starke Begabung
des Bildhauers Gerhard Mareks durch. Erinnert seine Ge-
stalt der „Prophetin" an Rodins Balzac, so ist sie doch eigen-
artig genug, um als ein starker Wurf bezeichnet zu werden.
Man möchte wünschen, dieser Künstler sollte den letzten
Mut zur Unbefangenheit finden, um sich von Absichtlich-
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