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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

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Heft 2
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0104

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VICTOR TISCHLER, DOCK MIT SCHIFFEN IN MARSEILLE

AUSGESTELLT IN DER GALERIE J. CASPER, BERLIN

UNSTAUSSTELLUNGEN

Dora Gordine, eine geborene
Russin, die in Paris arbeitet, ist für
Deutschland ein neuer Name. Sie
stellte Bronzen in der Galerie Flecht-
heim aus. Das beste sind die Köpfe,
weil sie sichtbar unter dem Einfluß
Despiaus entstanden sind, der ein gutes
Vorbild ist. Im ganzen wirken die Arbeiten etwas gleich-
mäßig, doch bezeugen sie alle ein solides Können. Weniger
beherrscht ist der große Akt. Innerhalb deutlich sichtbarer
Grenzen ist diese sich anlehnende Frauenkunst vortrefFlich.

Auch Paul Strecker ist 'ein Neuer. Er stellte Bilder
bei Flechtheim aus. Gut gelingt ihm, in Form und Farbe,
die Vereinfachung, obwohl das Hineinzeichnen mit dem
Pinselstil, oder was so aussieht, leicht Manier werden könnte.
Seine Malerei, in der sowohl München wie Paris enthalten
ist, hat etwas Klanghaftes und natürlich Dekoratives. Frei-
lich streift sie das Kunstgewerbliche. Zwei Wege stehen
ihr offen: ein bequemer und ein mühsamer.

Erwin Hefter, der dritte Neuling, hatte sein Debüt
in der Galerie J. Casper. Der im Katalog abgebildeten
Photographie nach ist es ein junger Maler mit nazarenisch
mildem Augenaufschlag, der sich in sozialen Kraßheiten
— im Sinne seines Lehrers Dix — gefällt und sich „seine
Bedrängnisse vom Halse malt". Er tut es mit anklägerischer
Gesinnung und nach Rezepten, aber mit wenig eigener Ge-
staltungskraft. Immerhin ist eine Energie vorhanden. Ent-
scheidend für das Talent wird sein, was er beim zweiten Mal
zu zeigen haben wird.

Felix Meseck stellte Bilder und Radierungen in der
Galerie Ferdinand Möller aus. Man kennt ihn als einen
verspäteten Romantiker mit Nazarenerzügen und Symbol-
gelüsten. Seine Kunst ist still und hat, bei aller Anleh-

nung, etwas Besonderes. Vor allem in der Farbe ist ein
eigener süß wehmütiger Klang. Die Bilder sagen mensch-
lich etwas aus.

Bilder Victor Tischlers zeigt die Galerie J. Casper jetzt.
Sie verraten einen Maler von Geschmack, der sehr ernst
an sich arbeitet und keinen Ton, keine Form leichtsinnig
hinsetzt. Für heute mag diese Notiz genügen; wir kommen
im nächsten Heft nochmals auf die ehrlichen Arbeiten Tisch-
lers zurück.

In der Galerie Ferdinand Möller hatten auch die „Blauen
Vier", die ehemals „Blaue Reiter" waren, ausgestellt: Feinin-
ger, Jawlensky, Kandinsky und Paul Klee. Sie sind alle schon
in die Jahre gekommen und gelten hier und da als Klassiker.
Es ist aber nicht viel mehr von ihnen zu sagen, als daß sie
sich selber treu geblieben sind. Nur von Klee wäre mehr
zu sagen; das kann gelegentlich seiner Ausstellung in der
Galerie Flechtheim nachgeholt werden. K. Sch.

25 JAHRE R. PIPER & CO., VERLAG

"TVer Münchener Verlag sieht auf eine fünfundzwanzigjährige
Tätigkeit zurück. Er benutzte den Anlaß zu einem
Rechenschaftsbericht in einem stattlichen Buch und in einer
Ausstellung in den Räumen der Berliner Sezession. Der
Verlag Piper gehört zu den sehr wenigen deutschen Verlagen,
die ein Gesicht haben, die aus persönlicher Passion entstan-
den und dem Sinn dieser Entstehung treu geblieben sind.
Sieht man so die Bücher und Mappenwerke beisammen,
liest man die Namen der Autoren und die Titel ihrer Werke,
nimmt man die Sorgfalt der Herstellung wahr und erkennt
man den Willen zur Qualität in allem, so fühlt man ehr-
liche Bewunderung. Über das Grundsätzliche einiger Unter-
nehmungen kann man anderer Meinung sein. Zum Beispiel

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