Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe (28.1930)

lose gehende Verbreitung von Reproduktionen
wird die Kunst nicht popularisiert, sondern die
Kunst wird vulgarisiert: gerade das, was wir ver-
hindern wollen.

Es gilt, den Respekt vor dem Blatt, auf dem die
Hand des Meisters geruht hat, nicht zu zerstören.

Nur dem Werke von des Meisters eigener
Hand entströmt das Leben, denn nur Geist kann
Geist erzeugen.

Laßt uns den ideellen, den wahren Wert der
Kunst nicht über dem materiellen aus den Augen
verlieren!

Aber man verstehe mich recht: der wahre

ideelle Wert der Kunst liegt in ihrer Qualität, das
heißt in der Persönlichkeit des Künstlers.

Je mehr der Künstler bestrebt ist, in seinem
Werk und durch sein Werk das rein Mensch-
liche auszudrücken, je mehr er sich von seinem
Temperament leiten läßt statt von Theoremen
ästhetischer Spekulationen, desto eher wird das
Publikum ihn verstehen und sich von ihm über-
zeugen lassen, ihm folgen.

Das wäre die wahre und einzig wirksame Er-
ziehung des Volkes zur Kunst, und der Künstler
fände die Resonanz im Volke wieder, die ihm
heute fehlt, und ohne die er nicht existieren kann.

PABLO PICASSO, MUTTER UND KIND

SAMMLUNG PAUL CUILLAUME. MIT ERLAUBNIS DER D. D. A.

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