Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0126
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Heft 3
DOI Artikel:Glaser, Curt: Die Sammlung Paul Guillaume
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neuen Malerei in Paris wie kaum an einer an- konnten. Es ist etwas durchaus Meisterliches in
deren Stelle durch ganze Reihen charakteristischer Derains Kunst, aber zuweilen etwas fast Altmeister-
und zum Teil ausgezeichneter Werke vertreten liches, das Cezanne gerade ablehnte, wenn er da-
sind, von sprach, man müsse Poussin vor der Natur
Cezanne, Renoir und der Douanier Rousseau erneuern,
gehören zu den großen Toten, die in einer pro- Wie Derain den Weg der Form, so ist Matisse
HENRI MATISSE, DER DIVAN
SAMMLUNG PAUL GUILLAUME. MIT ERLAUBNIS DER D. D. A.
grammatisch ihren Zeitcharakter betonenden Samm-
lung als die Ahnen zugelassen werden. Die Nähe
seines einstigen Meisters Cezanne ist für Derain
nicht ungefährlich. Seine vorzügliche Malerei ent-
geht nicht ganz dem Vorwurf des Eklektizismus.
Cezanne hat es gewiß nicht genau so gemeint,
wenn er davon träumte, Bilder zu malen, die neben
den Werken der Alten in den Museen bestehen
den Weg der Farbe bis ans Ende gegangen, den
Renoir gewiesen hat. Er ist der Virtuose der
Palette. Er hat die Augen erzogen, die Farbwerte des
Bildes unabhängig von ihrer Beziehung zum realen
Motiv zu genießen. Er schaltet mit absoluter Sou-
veränität in seinem Reiche, und er überzeugt, weil
das Auge, das ihm folgt, das scheinbar Unmögliche
als das einzig Richtige erkennt. Seine Bilder haben
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deren Stelle durch ganze Reihen charakteristischer Derains Kunst, aber zuweilen etwas fast Altmeister-
und zum Teil ausgezeichneter Werke vertreten liches, das Cezanne gerade ablehnte, wenn er da-
sind, von sprach, man müsse Poussin vor der Natur
Cezanne, Renoir und der Douanier Rousseau erneuern,
gehören zu den großen Toten, die in einer pro- Wie Derain den Weg der Form, so ist Matisse
HENRI MATISSE, DER DIVAN
SAMMLUNG PAUL GUILLAUME. MIT ERLAUBNIS DER D. D. A.
grammatisch ihren Zeitcharakter betonenden Samm-
lung als die Ahnen zugelassen werden. Die Nähe
seines einstigen Meisters Cezanne ist für Derain
nicht ungefährlich. Seine vorzügliche Malerei ent-
geht nicht ganz dem Vorwurf des Eklektizismus.
Cezanne hat es gewiß nicht genau so gemeint,
wenn er davon träumte, Bilder zu malen, die neben
den Werken der Alten in den Museen bestehen
den Weg der Farbe bis ans Ende gegangen, den
Renoir gewiesen hat. Er ist der Virtuose der
Palette. Er hat die Augen erzogen, die Farbwerte des
Bildes unabhängig von ihrer Beziehung zum realen
Motiv zu genießen. Er schaltet mit absoluter Sou-
veränität in seinem Reiche, und er überzeugt, weil
das Auge, das ihm folgt, das scheinbar Unmögliche
als das einzig Richtige erkennt. Seine Bilder haben
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