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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

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Heft 3
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Scheffler, Karl: Die Herbstausstellung der Akademie
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0139

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WALTER KLINKERT, NOTBRÜCKE IN BERLIN. RADIERUNG

AUSGESTELLT IN DER AKADEMIE DER KÜNSTE

DIE HERBSTAUSSTELLUNG DER AKADEMIE

TAer Gesamteindruck ist lebendig und freundlich, weil gut
-'-^'gewählt und gehängt worden ist. Auf die jüngeren Ta-
lente und auf die Gäste ist mit soviel Nachdruck hingewiesen,
daß man von einer Entsagungsfreudigkeit der älteren Aka-
demiemitglieder sprechen darf.

Am geschlossensten wirken die Arbeiten der im Mittelsaal
vereinigten Simplicissimuszeichner. Bei Gulbransson durch-
dringt gute Laune das große Talent bis zum letzten. Und
Th. Th. Heine erweist sich von neuem als einer der besten
Zeichner, den die moderne deutsche Kunst — das ganze neun-
zehnte Jahrhundert mitgerechnet — besitzt.

Das Zille-Kabinett, in gefährlicher Nähe der Simplicissi-
mus-Talente, sagt über den Berliner Zeichner Neues nicht aus.

Das Meid-Kabinett auf der gegenüberliegenden Seite
macht einen vorzüglichen Eindruck. Von den ausgestellten
Aquarellen aus Italien, die im Zeichen einer menzelisch ge-
bändigten Barockphantasie, einer festlichen Anschauungs-
freude stehen, war hier vor einiger Zeit schon die Rede.

Die vierte Kollektivausstellung: Bronzen und Radierungen
des sechzigjährigen Richard Engelmann läßt vornehme Kunst-
gesinnung spüren, wirkt aber etwas dünn und unpersönlich.
Diese Kunst ist melodisch, doch fehlt dem Melodischen die
Erfindungskraft.

Von den Arbeiten älterer Akademiemitglieder und be-
kannter Gäste sind in erster Linie die schönen Zeichnungen
und Pastelle Max Liebermanns zu nennen, die großen Kar-
tons der Kindl-Sgraffiten von Slevogt, die pointierenden Aqua-
relle von Ulrich Hübner, die lebendigen, wenn auch etwas
weichen Bildnisstudien von G. W. Roessner, die bewußt
übercharakterisierten Gelehrtenköpfe von Großmann, im Far-
bigen dekorativ wirkende Landschaftsaquarelle von Krauskopf,
kleine Aktzeichnungen von Schrimpf, klar und reinlich in
den Umrissen, zwei Blumenstücke von Pechstein, intimer und
ursprünglicher als seine Landschaftsaquarelle und manches

andere noch, das den Beweis erbringt, daß Deutschland auch
heute mehr ein Land der Zeichner als der Maler ist.

Unter den neu Hervortretenden erscheint Xaver Fuhr mit

GEORG SCHRIMPF, STEHENDER AKT. ZEICHNUNG

AUSGESTELLT IN DER AKADEMIE DER KÜNSTE
 
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