Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0171
DOI Heft:
Heft 4
DOI Artikel:Scheffler, Karl: Thomas Theodor Heine
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THOMAS THEODOR HEINE
VON
KARL SCHEFFLER
TT7as der Anerkennung des großen Zeichners
* * Thomas Theodor Heine in Deutschland
immer noch und immer wieder im Wege steht,
ist seine schonungslose Kritik am Menschen und
am Menschlichen. Wohl sind die Betrachter sei-
ner Zeichnungen schadenfroh, wenn die andern
getroffen werden; doch sind sie auch besorgt, sie
könnten eines Tages selbst getroffen werden. Heine
erfährt das Schicksal jedes einflußreichen Kritikers:
er wird nicht geliebt, man stimmt ihm in vielen
Einzelfällen zu, lehnt aber die geistige Grundein-
stellung ab, man hat menschlich eine Abneigung
gegen alle Kritik, aus dem Mißtrauen des schlech-
ten Gewissens heraus.
Diese Einstellung wird revidiert werden, wenn
einst die Menschen und die Einrichtungen, die Heine
satirisch bekämpft, nicht mehr da sind, und wenn
er selbst nicht mehr zu fürchten ist. Der Nach-
ruhm, die endgültige objektive Würdigung ist dem
bedeutenden Zeichner gewiß. Ein Symptom da-
für ist, daß; er, als Repräsentant des „Simpli-
cissimus", lange schon internationalen Ruhm ge-
nießt, was, nach einem Wort Emil Heilbuts, der
vorweggenommene Nachruhm ist. Im Ausland hat
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VON
KARL SCHEFFLER
TT7as der Anerkennung des großen Zeichners
* * Thomas Theodor Heine in Deutschland
immer noch und immer wieder im Wege steht,
ist seine schonungslose Kritik am Menschen und
am Menschlichen. Wohl sind die Betrachter sei-
ner Zeichnungen schadenfroh, wenn die andern
getroffen werden; doch sind sie auch besorgt, sie
könnten eines Tages selbst getroffen werden. Heine
erfährt das Schicksal jedes einflußreichen Kritikers:
er wird nicht geliebt, man stimmt ihm in vielen
Einzelfällen zu, lehnt aber die geistige Grundein-
stellung ab, man hat menschlich eine Abneigung
gegen alle Kritik, aus dem Mißtrauen des schlech-
ten Gewissens heraus.
Diese Einstellung wird revidiert werden, wenn
einst die Menschen und die Einrichtungen, die Heine
satirisch bekämpft, nicht mehr da sind, und wenn
er selbst nicht mehr zu fürchten ist. Der Nach-
ruhm, die endgültige objektive Würdigung ist dem
bedeutenden Zeichner gewiß. Ein Symptom da-
für ist, daß; er, als Repräsentant des „Simpli-
cissimus", lange schon internationalen Ruhm ge-
nießt, was, nach einem Wort Emil Heilbuts, der
vorweggenommene Nachruhm ist. Im Ausland hat
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