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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

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Heft 4
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Scheffler, Karl: Thomas Theodor Heine
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0177

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daß er nichts aus seiner Phantasie entläßt, was
nicht restlos gelöst ist.

Zu allem kommt ein sparsam produzierendes
literarisches Talent hinzu. Denn es äußert sich nur
in Unterschriften. Sie gehören zu den Zeichnungen,
sie steigern und differenzieren deren Genuß, auch
sie beweisen eine große Schärfe und Präzision des
Denkens. Und diese Eigenschaften machen es
dann, daß Heine in seinen Arbeiten unangreifbar
erscheint, sowohl als Künstler wie als Satiriker.
Seine Kritik hat immer recht, und sein Hand-
werk, seine Kunst hat es auch.

In einer schönen Festrede zum sechzigsten Ge-
burtstag Heines, die hier abgedruckt worden ist
(Jahrgang XXV, Seite 291 ff.), hat Emil Preetorius
den Ausspruch des Künstlers zitiert, alles Unglück
in der Welt käme daher, daß die Menschen sich
zu wichtig nehmen. Heine arbeitet, als sei die

kleinste Zeichnung das allerwichtigste, persönlich
tritt er dann aber hinter seiner Arbeit ganz zu-
rück. Er ist einer der öffentlichsten Menschen,
die es gibt, doch drängt er sich nie in den Schein-
werfer des öffentlichen Interesses. Auch das er-
weist seine Echtheit. Diese stolze Bescheidenheit
befähigt ihn, als Zeichner, als Politiker, als Kri-
tiker weit immer über das nur Aktuelle hinaus-
zugehen, das ganz Menschliche überall zu berühren
und dem Zeitlichen einen Ewigkeitszug zu ver-
leihen.

Die Verbindung von Talent und Charakter,
von Künstlertum und Menschlichkeit, von Geist
und Gewissen macht ihn zum Meister. Was er
macht, ist sehr deutsch. Aber es ist deutsch im
Sinne der alten deutschen Meister. Es ist ein
Nationales, das alle Menschen und alle Zeiten
angeht.

TH. TH. HEINE, DER KAMPF GEGEN DAS ORNAMENT

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