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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

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Heft 5
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Monet und Clemenceau: Briefe
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0221

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mir die Arbeiten an der Orangerie ansehn wollen.
Nicht ein einziger Arbeiter da. Gänzliche Stille. Nur
ein Häufchen Gipsschutt vor der Tür.

13. September 1922.

Sie sind entschieden ein bewundernswerter Mensch,
und ich werde immer stolzer auf Ihre gute Freund-
schaft zu mir. Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu kön-
nen, daß die Tropfen, die mir ins Auge getan worden
sind, eine erstaunliche Wirkung haben, ich sehe besser
als seit langem.

Endlich wird die Entscheidung getroffen. Die
Operation wird gemacht werden.

18. Dezember 1922.
Ich habe nur den einen Wunsch, daß sie möglichst

bald gemacht wird, es wird so gegen den 8. j 10. Januar
sein, denn ich sehe gar nichts mehr.

Die Operation findet statt. Monet gewinnt
das Augenlicht wieder. Er sieht wieder Himmel,
Wasser, Wolken — alles, was ihn entzückt und
gequält hat. Die Orangerie wird fertig, — denn
alles hat seine Zeit. Ein köstlicher Rahmen ist
geschaffen, in dem Monets Genius sich in dem
großen Frieden entfalten kann, der sich für die
ewigen Dinge geziemt.

Sein Werk ist vollendet: wenn anders man
von einem Werk sagen kann, daß es jemals voll-
endet sei ... .

Und dann stirbt er.

HENRI ROUSSEAU, REGEN IM DSCHUNGEL

AUSGESTELLT IN DEN REINHARDT GALLERIES, NEW YORK. MIT ERLAUBNIS DER D. D. A.

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