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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

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Heft 6
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Scheffler, Karl: Erich Klossowski: Ausstellung neuer Bilder in der Galerie Viktor Hartberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0283

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ERICH KLOSSOWSKI, LANDZUNGE

AUSGESTELLT IN DER GALERIE VIKTOR HARTBERG, BERLIN

ERICH KLOSSOWSKI
AUSSTELLUNG IN DER GALERIE VIKTOR HARTBERG

"V Ticht selten sind die Maler, die sich selber nicht genü-
gen, den Beruf aufgeben und Schriftsteller werden. Eine
Ausnahme aber ist der Fall Erich Klossowskis: daß ein sehr
begabter Kunstschriftsteller sich so sehr in die Malerei ver-
liebt, worüber er schreibt, daß er selbst zu malen beginnt.
Klossowskis kunstkritische Arbeiten, die er vor mehr als
zwanzig Jahren schrieb, sind unvergessen. Zur Malerei hat
ihn die Liebe, aber nicht eigentlich ein ausgesprochenes
Talent dann geführt. Die ersten Versuche waren ein Stam-
meln auf den Spuren des verehrten Delacroix. In zwanzig-
jähriger unermüdlicher Maltätigkeit hat Klossowski sich dann
ein Können selbst erworben, das respektabel ist, das aber
immer noch den Amateur erkennen läßt. Alle Reize seiner
Malerei sind auf etwas anderes zurückzuführen: auf das helle
Verständnis, auf die feinste Nachempfindung, auf ein immer
neues Studium der Malerei der großen Franzosen des neun-
zehnten Jahrhunderts. Mit gelegentlichen Seitenblicken auch

auf Derain. Die vor der Natur Südfrankreichs gemalten
Landschaften sind Paraphrasen von Bildern Constables, der
Meister von Fontainebleau und der Impressionisten. Geist-
reiche, schöne Paraphrasen, erfüllt von ehrlicher Adoration,
die sich in einer sehr intelligenten Weise lyrisch gibt. Die
französische Malerei des neunzehnten Jahrhunderts ist Klos-
sowski zum Lebensschicksal geworden. Würde und könnte
man sie ihm nehmen, müßte er — so scheint es -— sterben.
Die Vorzüge seiner Bilder liegen darum in ihrer Kultur, in
ihrer epigonischen Durchgeistigung, in ihrer nachgeborenen
Geschlossenheit der Form, in ihrem synthetisierenden Ge-
schmack, in ihrer unnaiven Naivität. Es ist eine stille Musik
darin, die einem vertraut erscheint. Diese Kunst ist einer
großen Liebe treu und darum menschlich sympathisch. Sie
erweckt Achtung und mehr als das, denn sie ist der Lebens-
inhalt eines Menschen, der im modernen Großstadtgetriebe
wie ein Derwisch lebt. K. Sch.

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