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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

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Heft 7
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Hausenstein, Wilhelm: Zur Rembrandt-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0291

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ZUR REMBRANDT-AUSSTELLUNG

V O N

WILHELM HAUSENSTEIN

Die fünfundzwanzig Bilder, die den Kern der
Ausstellung machen, sind nicht allesamt von
der ersten rembrandtischen Größe, aber sie be-
zeichnen — und auch dies würde der Ausstellung
schon einen Sinn geben — den Umfang des Rem-
brandt: des Rembrandt, der die ganze Einsamkeit
des Genies getragen und in ihr das Höchste ge-
tan hat, aber auch in gesellschaftlichen Bindungen
stand, die für seine Person und seine Kunst wahr-
lich nicht belanglos waren.

Man hat dem großen Doppelbildnis des Ehe-
paares Anslo (aus dem Kaiser-Friedrich-Museum)
einen betonten Platz eingeräumt; es hängt dem
mächtigen Kasseler Bild des Segens Jakobs, dem
Denkmal eines patriarchalischen Abschieds vom
Leben, gerade gegenüber. Wie ist es mit diesem
Bildnis? Es ist das Bildnis eines Mennonitenpre-
digers und seiner Gattin. Die biographische For-
schung glaubt zu wissen, daß Rembrandt den

Mennoniten nahestand, und sicherlich darf, ja muß
man aus dem Ganzen des Lebens und Werkes den
Eindruck gewinnen, daß Rembrandt dem offi-
ziellen Calvinismus nicht zugetan war. So würde
dies Bildnis, biographisch genommen, auf einen
besonderen persönlichen Anteil des Malers an sei-
nem Thema hinweisen mögen. Und weiter: man
kann nicht und will nicht leugnen, daß diese große
und berühmte Leinwand unter den Bildnissen Rem-
brandts einen ungemeinen Platz einnimmt; der be-
sondere Ruhm dieses Werkes hat seine Legitimi-
tät, denn es beruht in einer offenbaren Vollkom-
menheit. Wohl. Aber dennoch ist es ein Zeugnis
des gesellschaftlich-zweckhaft gebundenen Werk-
teils. Das Persönliche überwiegt nicht; die Geniali-
tät des Dichters Rembrandt ist nicht in die Fülle,
die furchtbar-herrliche, tragisch-ausschweifende
Fülle ihrer Freiheit entfaltet; es rauscht nicht in
dem Bilde; es gehört trotz aller seiner bildnishaften

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