Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0325
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Heft 7
DOI Artikel:Rings um Frankfurt
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GEORG KOLBE, DER EINSAME. 1927. BRONZE GEORG KOLBE, FLIEGENDE. 1928. BRONZE
AUSGESTELLT IN DER GALERIE A. FLECHTHEIM, BERLIN
RINGS UM FRANKFURT
FRANKFURT a. M.
Das Historische Museum in Frankfurt ist in seiner Neu-
ordnung nahezu vollendet. Es bietet nunmehr ein klares
Gesamtbild der Geschichte der Stadt Frankfurt in allen ihren
verschiedenen Auswirkungen. Am meisten interessiert — wie
immer in einem Museum für Stadtgeschichte — die Entwick-
lung des Stadtbildes. Sie ist durch eine vorzügliche Auswahl von
Plänen, Prospekten, Panoramen, Ansichten und Modellen durch
alle Jahrhunderte gut zu verfolgen und reicht bis in unsere
Gegenwart hinein, bis zu den jüngsten Siedlungen der Frank-
furter Vororte, wodurch diese ganze Abteilung ein geradezu
aktuelles, städtebauliches Interesse hervorruft. Sehr repräsen-
tativ wirken der Saal mit den Altfrankfurter Kostümen und
die große Zunfthalle; eine Abteilung „Frankfurter Kirchen-
bau" mit Plänen und Modellen der einzelnen Frankfurter
Kirchen leitet den stimmungsvollen Raum kirchlicher Kunst
ein. Dem Kirchlichen schließt sich das Profane an, die Ab-
teilung bürgerlicher Heimkunst des siebzehnten und acht-
zehnten Jahrhunderts. Neu geordnet wurde ferner die reich-
haltige Sammlung Frankfurter und Hanauer Fayencen und
Höchster Porzellans. Ein Wort noch über die Art der Neu-
ordnung: in allen Abteilungen bietet sich das Historische in
einer lichten und einladenden Form an, überall wurde ein
Zuviel vermieden, und die lose und lockere Aufstellung ver-
mag den gefährlichsten Feind eines Museums zu bekämpfen,
nämlich die Ermüdung seiner Besucher. —
Die Sammlung Heymann ist seit kurzem der Öffent-
lichkeit zugänglich gemacht worden. Ihre Eigenart besteht
in der Verwendung eines alten Bürgerhauses füf eine öffent-
liche Kunstsammlung. In stilgerecht eingerichteten Räumen —
meist unter Verwendung alten Getäfels, alter Kamine, Ofen
oder Fensterlaibungen — sind mittelalterliche Skulpturen,
Möbel der Gotik und der Renaissance und übriges Kunst-
gewerbe aus diesen Epochen in zwangloser Gruppierung zur
Aufstellung gelangt. Mit im Vordergrunde stehen die kera-
mischen Sammlungen; sie umfassen hauptsächlich rheinisches
Steinzeug sowie Fayencen aus verschiedenen deutschen Manu-
fakturen. Von schweizerischem Kunstgewerbe finden sich
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AUSGESTELLT IN DER GALERIE A. FLECHTHEIM, BERLIN
RINGS UM FRANKFURT
FRANKFURT a. M.
Das Historische Museum in Frankfurt ist in seiner Neu-
ordnung nahezu vollendet. Es bietet nunmehr ein klares
Gesamtbild der Geschichte der Stadt Frankfurt in allen ihren
verschiedenen Auswirkungen. Am meisten interessiert — wie
immer in einem Museum für Stadtgeschichte — die Entwick-
lung des Stadtbildes. Sie ist durch eine vorzügliche Auswahl von
Plänen, Prospekten, Panoramen, Ansichten und Modellen durch
alle Jahrhunderte gut zu verfolgen und reicht bis in unsere
Gegenwart hinein, bis zu den jüngsten Siedlungen der Frank-
furter Vororte, wodurch diese ganze Abteilung ein geradezu
aktuelles, städtebauliches Interesse hervorruft. Sehr repräsen-
tativ wirken der Saal mit den Altfrankfurter Kostümen und
die große Zunfthalle; eine Abteilung „Frankfurter Kirchen-
bau" mit Plänen und Modellen der einzelnen Frankfurter
Kirchen leitet den stimmungsvollen Raum kirchlicher Kunst
ein. Dem Kirchlichen schließt sich das Profane an, die Ab-
teilung bürgerlicher Heimkunst des siebzehnten und acht-
zehnten Jahrhunderts. Neu geordnet wurde ferner die reich-
haltige Sammlung Frankfurter und Hanauer Fayencen und
Höchster Porzellans. Ein Wort noch über die Art der Neu-
ordnung: in allen Abteilungen bietet sich das Historische in
einer lichten und einladenden Form an, überall wurde ein
Zuviel vermieden, und die lose und lockere Aufstellung ver-
mag den gefährlichsten Feind eines Museums zu bekämpfen,
nämlich die Ermüdung seiner Besucher. —
Die Sammlung Heymann ist seit kurzem der Öffent-
lichkeit zugänglich gemacht worden. Ihre Eigenart besteht
in der Verwendung eines alten Bürgerhauses füf eine öffent-
liche Kunstsammlung. In stilgerecht eingerichteten Räumen —
meist unter Verwendung alten Getäfels, alter Kamine, Ofen
oder Fensterlaibungen — sind mittelalterliche Skulpturen,
Möbel der Gotik und der Renaissance und übriges Kunst-
gewerbe aus diesen Epochen in zwangloser Gruppierung zur
Aufstellung gelangt. Mit im Vordergrunde stehen die kera-
mischen Sammlungen; sie umfassen hauptsächlich rheinisches
Steinzeug sowie Fayencen aus verschiedenen deutschen Manu-
fakturen. Von schweizerischem Kunstgewerbe finden sich
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