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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

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Heft 8
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Luthmer, E.: Das Neue Frankfurt
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0352

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E. MAY UND C. H. RUDLOFF, SIEDELUNG BORN11E1MER HANG BEI FRANKFURT A.M.

großen wirtschaftlichen Aufschwunges, die über-
reichen Wohnbauten der Industriefürsten, die trost-
losen Mietskasernen der Arbeiterviertel.

Jahresringe des wirtschaftlichen Kampfes!

Schüchtern fingen gegen Ende des neunzehnten
Jahrhunderts Einsichtige, vielfach geistige Arbeiter
des bürgerlichen Mittelstandes, die sich nach einer
gesunderen Wohnweise sehnten, an, sich auf billi-
gerem Gelände der Peripherie kleine Eigenhäuser
mit Gärten zu bauen. Auf dem leicht ansteigen-
den Außengelände, das im Norden und Osten nach
Bergen und Eschersheim, im Westen und Süden
nach Niederrad und Sachsenhausen hinzieht, ent-
standen zum erstenmal verstreute kleine Siedlungen
mit Hilfe von städtischer Unterstützung auf dem
Erbbauwege. Gleichzeitig machte die Industrie die
ersten Versuche, durch Arbeitersiedlungen außer-
halb der Innenstadt den Arbeitern menschenwür-

digere Wohnmöglichkeit als bisher, im Freien und
mit kleinen Gärten zu schaffen.

Das große „Halt" des Weltkrieges hat dann
die Bautätigkeit gelähmt. Es kam die große Pause,
vielleicht eine segensreiche Pause der Besinnung,
denn schon fingen die Züge des Stadtbildes an, vom
Kampf ums Dasein verwirrt und zerrissen auszu-
sehen. Individualismus der privaten Bautätigkeit,
Bodenspekulation und falsche Prachtliebe hatten
allmählich ein unorganisches Häusergewirr ent-
stehen lassen, ein allzu typisches Bild der sozialen
Gesinnung vor 1914. Krause, gefährliche Jahresringe!

Die Notwendigkeit, nach Krieg und Zusammen-
bruch, nach jahrelangem Darniederliegen der Bau-
tätigkeit, Tausenden von Menschen Wohnungen
zu beschaffen, stellte, über das Zufällige der pri-
vaten Bautätigkeit hinweg, die Städte vor größte
organisatorische und wirtschaftliche Bauaufgaben.

E. MAY UND C. H. RUDLOFF, SIEDELUNG ROMERSTADT BEI FRANKFURT A. M.

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