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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

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Heft 8
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Friedländer, Max J.: C. Hofstede de Groot
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0367

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CAMILLE PISSARRO, SÜDFRANZÖSISCHE LANDSCHAFT

AUSGESTELLT IN DER EHEM. ORANGERIE DER TUILERIEN, PARIS. MIT ERLAUBNIS DER D. D. A.

C. HOFSTEDE DE GROOT t

T~\er holländische Kunstforscher C. Hofstede de Groot ist
im Haag gestorben. Ein methodisch auf bauender Kopf,
hat er tief und weit unsere Kenntnis von der holländischen
Malerei des siebzehnten Jahrhunderts gefördert, durch vier
Jahrzehnte mit gleichmäßiger Hartnäckigkeit tätig. Er hat
an Bodes großem Werk über Rembrandts Gemälde mitge-
arbeitet, die Zeichnungen Rembrandts katalogisiert und in
der neuen Ausgabe des Smirh-Werkes die Bilder fast aller
holländischen Meister mit der Tendenz auf Vollständigkeit
verzeichnet. Auf Grund so umfassender Veröffentlichungen
genoß er weithin und mit bestem Rechte den Ruf eines
zuverlässigen Kenners. Stets bereit, sein Urteil zu fixieren,
wurde er von dem Kunsthandel überaus stark in Anspruch
genommen und bewegte sich auf dem schlüpfrigen Boden
des Expertisenwesens steifnackig und aufrecht.

In Groningen geboren, in der Luft puritanischer Ge-
lehrsamkeit aufgewachsen, studierte er Kunstgeschichte bei
Anton Springer in Leipzig, leistete dann unter Bredius an
der Haager Galerie Museumsdienst und verwaltete eine
Weile das Kupferstichkabinett in Amsterdam. Wie aber
seine spröde Geradheit sich dem Organismus schwer ein-

fügte, entzog er sich in jungen Jahren jeder amtlichen Ver-
pflichtung und führte eigenbrödlerisch das unabhängige Le-
ben eines berufsmäßigen Gutachters.

Unter trockener Wissenschaftlichkeit verbarg er eine
Liebe zur Kunst, die sich nicht poetisch oder geistreich
äußerte, die ihn aber zum Sammler machte. Er brachte
einen bedeutenden Besitz an holländischen Zeichnungen
zusammen, dabei wohl mehr als hundert Blätter von Rem-
brandt, den er, wie verlauter, einem öffentlichen Institute
seiner Heimat hinterlassen hat. Anspruchslos in seiner Lebens-
führung, mit rigoroser Genauigkeit darauf bedacht, zu er-
halten, was ihm zukam, von strengen Grundsätzen gegen
sich und gegen andere, war er als Sammler freigebig und
gütig gegen jüngere Fachgenossen.

Er erlebte das typische Schicksal der „Kenner". Seine
richtigen Urteile in ihrer unendlich großen Zahl sind all-
gemeines Gut geworden, die wenigen Irrtümer sein per-
sönliches Eigentum geblieben. Ernstlich geirrt hat er nur
einmal, in seinen späten Jahren, als er durch einen falschen
„Frans Hals" getäuscht wurde. Damals gab er der Schaden-
freude und Sensationsgier reichlich Nahrung, da er im Be-

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